Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Spielwitz und Improvisation
Konzert von Guadalupe Mediavilla und ihrer mexikanischen Band in der Panorama-Eingangshalle
Virtuos, temperamentvoll und voller Musizierlust präsentierten sich am Freitagabend Guadalupe Mediavilla, die argentinische Songschreiberin, Sängerin und Akkordeonistin, und ihre mexikanische Virtuosen-Kapelle. Letzteres ist wahrlich nicht übertrieben, zeigten ihre Mitmusiker doch wiederholt ihr instrumentales Können in jazzinspirierten, mitreißenden Soli. Mit dabei waren diesmal der schüchterne Bassist Málik Peña, der erst ein bisschen Zeit zum Auftauen brauchte, Jovan Guerra, der temperamentvoll das Cajon und die Percussions traktierte, der wie gewohnt die Stücke vorantreibende Rhythmusgitarrist Rob Cavazzini, der ein paar fingerflinke Soli zelebrierte, und der großartig aufspielende Saxophonist Pavel Lopez.
Rob gestand mir nach dem ersten Set, dass die Band ein Jahr lang nicht zusammen mit Guadalupe musiziert hatte und sich erst auf der Tournee zusammenfinden musste. Das war wenig spürbar. Im ersten, sehr abwechslungsreichen Set präsentierte die Band vor allem Stücke von ihrer letztjährigen CD „Selvadentro“. Schon im Auftaktstück waren alle Zutaten ihrer Musik enthalten: Ein Akkordeon-Auftakt, melancholisch, fast an französische MusetteMusik erinnernd, und dann fällt die Band mit ein, das treibende Cajon-Trommeln, dazu die Rhythmusgitarre und der im Hintergrund grummelnde Bass. Getrieben von der Band, beginnt Guadalupe zu singen, dann folgt ein Saxophon-Solo, als nächstes ein finger-brecherisches von Rob auf der Gitarre, wie es Flamenco-Virtuosen Ehre gemacht hätte, und dann wieder die ganze Band, die zum Ende hin in einen stampfenden Marschrhythmus fällt. Es folgt begeisterter Applaus.
Der Band gelang es sehr früh, ihr Publikum zu packen. Ihre neue CD ist abwechslungsreicher als der Vorgänger, auf dem die schnellen Balkan-GipsyKlezmer-Mariachi-Nummern dominierten, nur unterbrochen von einem einzigen wunderschönen Bossa-Stück. Hier sind sie variantenreicher und stilistisch noch breiter aufgestellt. Die Latino- und die Jazz-Anteile waren bei diesem Konzert spürbarer. Es blieb auch mehr Raum für träumerisch-melancholische Tango-Nummern. Darauf dann das „Cumbia san pancera“, eines dieser mitreißenden CumbiaStücke, das Publikum zum Mitklatschen animierend. Danach nimmt die Band das Tempo wieder zurück und gibt ihrer Sängerin Raum für eine schöne Latino-Jazz-Nummer.
Die Musiker bestätigten mir nach dem Konzert, dass das weniger tanzfreudige Frankenhäuser Publikum doch sehr genau zuhörte und sie somit zu Höchstleistungen anstachelte. Als im zweiten Set dann alle Stücke der letztjährigen CD gespielt waren und die Band bereits ihr Konzert beenden wollte, war das Publikum noch längst nicht zufrieden. Hier retteten sie sich mit Spielwitz und Improvisationsfreude, präsentierten einen brasilianischen Schlager zum Mitsingen und ältere Stücke zum Mitklatschen.
Es war eines der Konzerte, bei denen nicht nur die Stücke einer aktuellen CD brav präsentiert wurden, sondern eines mit überbordender Musizier- und virtuoser Improvisationslust, die den Stücken Frische und Leben einhauchten und getragen wurde von sympathischen Musikern.