Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Ökologische Landwirtschaft muss sich auch künftig lohnen
Thüringen und Rheinland-Pfalz wollen weitere Förderung von Biogasanlagen. Bund soll Weidetierprämie erlassen
Die Positionen sind schnell klar. Eine Förderung für Biogasanlagen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) muss fortgeführt werden. Die bisherige Regelung läuft kommendes Jahr aus. Zudem sollte auch die Bundesrepublik endlich eine Weidetierprämie einführen. Immerhin gibt es solche Prämien für Landwirte die ihre Tiere, auf Weiden statt zu Hunderten im voll automatisierten Agrarstall halten, in 22 der 27 EU-Länder.
Mit diesen Ansagen ist Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund und der früheren Bundesumweltministerin Renate Künast die Zustimmung sicher. Im Südosten Thüringens, in Groschwitz, oberhalb von Rudolstadt, diskutierten die beiden Politikerinnen gestern mit Landwirten aus der dortigen Region.
Die Landschaft ist in diesem Teil des Freistaats vielerorts von Weideflächen an mehr oder weniger steilen Berghängen geprägt. Agrarbetriebe bewirtschaften diese Grünlandstandorte mit Weiden und Wiesen. Das sei oftmals mit hohen Kosten und geringeren Erlösen verbunden, erzählen die Bauern. Wird dann noch nach ökologischen und naturschutzfachlichen Richtlinien gearbeitet, sind die häufig steinigen Flächen allein zur Futtergewinnung für Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde nutzbar. Doch die Agrarbetriebe müssen auch ihre Mitarbeiter bezahlen. Also haben sich viele nach weiteren Standbeinen umgesehen, die ins nachhaltige Konzept passen.
Eines davon ist das Betreiben von Biogasanlagen. Diese würden den Betrieben verlässliche Perspektiven bieten, betont Anja Siegesmund. Vorausgesetzt, die EEG-Förderung werde über das nächste Jahr hinaus, fortgeführt. Gemeinsam mit Rheinland-Pfalz will Thüringen am 28. Juni einen entsprechenden Antrag in den Bundesrat einbringen. Es gebe dazu auch Gespräche mit weiteren Ländern. So hofft die Umweltministerin, dass sich auch Bayern beteiligen werde. Er könne das mit dem Standbein nur bestätigen, fügt Regnar Herscher, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Königssee, an.
Immerhin geht es in Thüringen laut Umweltministerium um 274 Biogasanlagen. Ein Teil davon gewinnt Wärme und Strom auch aus dem Verfeuern überschüssiger Gülle.
Dass die Landwirte in der Region mit ihrer Arbeit auch einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz leisten, ist beim gestrigen Treffen in Groschwitz unbestritten. Denn Grünlandflächen wie Weiden binden das Treibhausgas Kohlendioxid. Es findet kein Gülletourismus statt, da überflüssige Exkremente aus der Tierhaltung zur Wärme- oder Stromerzeugung genutzt werden. Zudem sind bedrohte Arten und Insekten für ihre Entwicklung auf die Grünflächen angewiesen. Diese würden ohne Weidehaltung aber verbuschen.
Anja Siegesmund verweist darauf, dass Thüringen mit einer Schaf- und Ziegenprämie bereits einen ersten Schritt zur Unterstützung der Weidehaltung getan habe. Immerhin seien dieses Jahr für 357 Anträge für insgesamt 91.000 Tiere im Ministerium eingegangen.
Ziel sei, so die Ministerin, dass sich die Landwirtschaft auch für genannte Grünlandbetriebe mit ihrer Weidetierhaltung und ihrem Beitrag für den Klimaund Artenschutz künftig lohnt.
In Thüringen werden 274 Biogasanlagen betrieben