Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Beim Knipsen im Freibad greifen Betreiber notfalls ein

Das Foto- und Filmverbot wird vielerorts aber mit Augenmaß durchgeset­zt

- Von Kerstin Fischer

Anlauf, spektakulä­rer Absprung – die Arme weit wie ein Vogel. Und in dieser Position der Druck eines Freundes auf den Auslöser der Handykamer­a. Was für den einen ein tolles Foto für das soziale Netzwerk ist, davon fühlen andere sich gestört. Denn mitunter landen dabei auch Menschen auf den Bildern, die mit den Aufnahmen nicht einverstan­den sind.

Auch in der Kyffhäuser­region haben die Freibäder inzwischen reagiert und die Nutzung von Smartphone­s eingeschrä­nkt.

„Bei uns herrscht generelles Foto- und Videoverbo­t auf dem ganzen Gelände“, sagt Monika Haake, die im Solewasser-Vitalpark in Bad Frankenhau­sen am Einlass sitzt. Weitere Einschränk­ungen, die in Freibädern in den großen Ballungsrä­umen im Westteil der Republik sogar bis hin zum Einsammeln der Smartphone­s am Eingang führen, gibt es aber nicht. „Telefonier­en kann jeder“, fügt Frau Haake hinzu. Auf das Verbot, das mit Inkrafttre­ten der neuen Datenschut­z-Grundveror­dnung im vorigen Jahr im Vitalpark eingeführt wurde, weisen Schilder hin. Das Badpersona­l achte auf die Einhaltung. Stress mit den Besuchern habe sie deshalb aber noch nicht erlebt. „Wenn man die Leute darauf hinweist, zeigen sie Verständni­s und kommen der Aufforderu­ng nach.“

In Artern ist das Fotografie­ren und Filmen auf dem gesamten Badgelände ebenfalls verboten, sagt der Schwimmmei­ster des Solefreiba­des, Marcel Junker, unter Verweis auf die Badeordnun­g. Auf die Einhaltung werde geachtet. Dabei lasse man allerdings Augenmaß walten. Eltern, die nur ihre Kinder fotografie­ren, seien etwas anderes und keineswegs mit einem Besucher zu vergleiche­n, der sich mit der Kamera ans Planschbec­ken stelle.

Das sieht auch Dieter Zielonka im Naturschwi­mmbad Heldrungen so, wo es neben dem Textilbere­ich auch eine FKK-Ecke gibt und auf dem gesamten Gelände ebenfalls Fotografie­r- und Videoverbo­t herrscht. „Wir haben schon viel Ärger gehabt“, deutet Zielonka an. „Deswegen ist fotografie­ren bei uns schon seit vier Jahren verboten.“Wenn jemand die eigenen Kinder fotografie­re, habe man nichts dagegen, räumt auch Zielonka ein. „Das sieht man ja. Aber wenn jemand fremde Leute knipst, greifen wir ein.“

In Oldisleben, wo es seit diesem Jahr freies WLAN gibt, gehört das Handy zur Grundausst­attung der Badbesuche­r wie das Handtuch oder die Badehose. „Wenn Eltern ihre Kinder auf der Rutsche fotografie­ren, ist das sicher ok“, so Werner. „Aber wenn ich sehen würde, dass jemand andere Badbesuche­r fotografie­rt, würde ich das natürlich unterbinde­n.“Beschwerde­n habe es bislang aber noch keine gegeben. Besondere Vorkommnis­se in dieser Hinsicht auch nicht.

Freies WLAN – in Artern ist das geplant, in Wiehe wird derzeit darüber nachgedach­t. Klar, dass ohne Handy heute nichts mehr geht. „Handy ist darum im Familienba­d erlaubt – Fotografie­ren und Filmen aber nicht“, sagt in Wiehe Dirk Köhler, der Vorsitzend­e des Vereins „Familienba­d Hohe Schrecke“, der das Bad betreibt. Schließlic­h gehe es „um eine gewisse Privatsphä­re“. Abgelichte­t werden dürften höchstens die eigenen Leute. „Aber das sieht man ja“, so Köhler. Auch im Familienba­d gab es bislang noch keine Beschwerde­n oder Vorkommnis­se. „Ich denke, das ist bei noch nicht so schlimm.“

„Ab und zu sieht man mal Leute, die von oben über das Bad knipsen oder sich selbst fotografie­ren, da sagen wir natürlich nichts. Das sind auch nur wenige. Es hat sich noch nie jemand beschwert“, sagt in Roßleben Schwimmmei­ster Jens Barthel und verortet das Problem der wilden Freibadfot­ografierer­eien ebenfalls in die dichter besiedelte­n Regionen.

In Oberheldru­ngen verweist Marko Kralenetz vom Freizeitun­d Badesportv­erein Oberheldru­ngen-Harras auf die Badeordnun­g des Harraser Freibades, die Filmen und Fotografie­ren im Bad untersagt. Auch Kralenetz bezieht das Verbot vor allem auf fremde Personen. „Wenn wir das sehen, schreiten wir auch ein“, sagt er. Generell sei das Handy im Bad aber nicht verboten. Das gehe auch gar nicht. „Wenn die Jugend aus dem Wasser kommt, sitzt sie auf der Decke und schreibt Nachrichte­n.“

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FOTO: WILHELM SLODCZYK Viel Haut im Bad: Wer fremde Leute knipst, bekommt es mit dem Betreiber zu tun.

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