Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Beim Knipsen im Freibad greifen Betreiber notfalls ein
Das Foto- und Filmverbot wird vielerorts aber mit Augenmaß durchgesetzt
Anlauf, spektakulärer Absprung – die Arme weit wie ein Vogel. Und in dieser Position der Druck eines Freundes auf den Auslöser der Handykamera. Was für den einen ein tolles Foto für das soziale Netzwerk ist, davon fühlen andere sich gestört. Denn mitunter landen dabei auch Menschen auf den Bildern, die mit den Aufnahmen nicht einverstanden sind.
Auch in der Kyffhäuserregion haben die Freibäder inzwischen reagiert und die Nutzung von Smartphones eingeschränkt.
„Bei uns herrscht generelles Foto- und Videoverbot auf dem ganzen Gelände“, sagt Monika Haake, die im Solewasser-Vitalpark in Bad Frankenhausen am Einlass sitzt. Weitere Einschränkungen, die in Freibädern in den großen Ballungsräumen im Westteil der Republik sogar bis hin zum Einsammeln der Smartphones am Eingang führen, gibt es aber nicht. „Telefonieren kann jeder“, fügt Frau Haake hinzu. Auf das Verbot, das mit Inkrafttreten der neuen Datenschutz-Grundverordnung im vorigen Jahr im Vitalpark eingeführt wurde, weisen Schilder hin. Das Badpersonal achte auf die Einhaltung. Stress mit den Besuchern habe sie deshalb aber noch nicht erlebt. „Wenn man die Leute darauf hinweist, zeigen sie Verständnis und kommen der Aufforderung nach.“
In Artern ist das Fotografieren und Filmen auf dem gesamten Badgelände ebenfalls verboten, sagt der Schwimmmeister des Solefreibades, Marcel Junker, unter Verweis auf die Badeordnung. Auf die Einhaltung werde geachtet. Dabei lasse man allerdings Augenmaß walten. Eltern, die nur ihre Kinder fotografieren, seien etwas anderes und keineswegs mit einem Besucher zu vergleichen, der sich mit der Kamera ans Planschbecken stelle.
Das sieht auch Dieter Zielonka im Naturschwimmbad Heldrungen so, wo es neben dem Textilbereich auch eine FKK-Ecke gibt und auf dem gesamten Gelände ebenfalls Fotografier- und Videoverbot herrscht. „Wir haben schon viel Ärger gehabt“, deutet Zielonka an. „Deswegen ist fotografieren bei uns schon seit vier Jahren verboten.“Wenn jemand die eigenen Kinder fotografiere, habe man nichts dagegen, räumt auch Zielonka ein. „Das sieht man ja. Aber wenn jemand fremde Leute knipst, greifen wir ein.“
In Oldisleben, wo es seit diesem Jahr freies WLAN gibt, gehört das Handy zur Grundausstattung der Badbesucher wie das Handtuch oder die Badehose. „Wenn Eltern ihre Kinder auf der Rutsche fotografieren, ist das sicher ok“, so Werner. „Aber wenn ich sehen würde, dass jemand andere Badbesucher fotografiert, würde ich das natürlich unterbinden.“Beschwerden habe es bislang aber noch keine gegeben. Besondere Vorkommnisse in dieser Hinsicht auch nicht.
Freies WLAN – in Artern ist das geplant, in Wiehe wird derzeit darüber nachgedacht. Klar, dass ohne Handy heute nichts mehr geht. „Handy ist darum im Familienbad erlaubt – Fotografieren und Filmen aber nicht“, sagt in Wiehe Dirk Köhler, der Vorsitzende des Vereins „Familienbad Hohe Schrecke“, der das Bad betreibt. Schließlich gehe es „um eine gewisse Privatsphäre“. Abgelichtet werden dürften höchstens die eigenen Leute. „Aber das sieht man ja“, so Köhler. Auch im Familienbad gab es bislang noch keine Beschwerden oder Vorkommnisse. „Ich denke, das ist bei noch nicht so schlimm.“
„Ab und zu sieht man mal Leute, die von oben über das Bad knipsen oder sich selbst fotografieren, da sagen wir natürlich nichts. Das sind auch nur wenige. Es hat sich noch nie jemand beschwert“, sagt in Roßleben Schwimmmeister Jens Barthel und verortet das Problem der wilden Freibadfotografierereien ebenfalls in die dichter besiedelten Regionen.
In Oberheldrungen verweist Marko Kralenetz vom Freizeitund Badesportverein Oberheldrungen-Harras auf die Badeordnung des Harraser Freibades, die Filmen und Fotografieren im Bad untersagt. Auch Kralenetz bezieht das Verbot vor allem auf fremde Personen. „Wenn wir das sehen, schreiten wir auch ein“, sagt er. Generell sei das Handy im Bad aber nicht verboten. Das gehe auch gar nicht. „Wenn die Jugend aus dem Wasser kommt, sitzt sie auf der Decke und schreibt Nachrichten.“