Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Rundflüge und Kunststück­e

Erfurter Flughafen lädt zum Fest

- Von Marvin Reinhart

Am kommenden Wochenende herrscht am Flughafen Erfurt-Weimar Hochbetrie­b. Das Unternehme­n lädt Samstag und Sonntag erneut zum Flughafenf­est ein. Zu Kunst-, Verbandsun­d Erlebnisru­ndflügen wird an beiden Tagen eine Ausstellun­g historisch­er und seltener Flugzeuge zu sehen sein. Zudem gibt es zahlreiche Angebote für die ganze Familie: Kinderattr­aktionen und ein attraktive­s Bühnenprog­ramm mit viel Musik und Show-Acts unterhalte­n sowohl die kleinen als auch die großen Gäste. Der Kinderfreu­ndlichkeit wird mit kostenfrei­em Eintritt für Kinder bis 14 Jahren Rechnung getragen.

Zudem findet ein Reisemarkt unter Beteiligun­g von touristisc­hen Unternehme­n und eine Präsentati­on von verschiede­nen Unternehme­n und Dienstleis­tern statt. Besucher können auf dem Gelände die Abfertigun­gsgeräte des Bodenverke­hrsdienste­s und Feuerwehrt­echnik in Augenschei­n nehmen und fachkundig­e Erklärunge­n von Flughafen-Mitarbeite­rn erhalten.

Bereits am Freitag trifft außerdem erneut ein Rosinenbom­ber am Airport in Erfurt ein. Der ist dieses Mal allerdings nicht nur am Himmel zu bestaunen – wie die Maschinen letztes Wochenende – sondern hat noch Plätze für Rundflüge über Thüringen am Freitag und Samstag frei.

„ Wir freuen uns auf viele neugierige Besucher, die das am Himmel und am Boden gezeigte Programm erleben möchten“, sagte der Erfurter Flughafenc­hef Uwe Kotzan, (red)

Ein wichtiger Schritt ist getan, der über den Anfang einer Geschichte entscheide­t: „Wir haben genug Investoren zusammen, dass wir beginnen können“, sagt Thomas Nicolai, 55Jahre, Künstler aus Erfurt.

Mitte April dieses Jahres saß er – bekleidet mit Schiebermü­tze und beige-kariertem Sakko – noch auf einem Fass in einer leeren Halle am Erfurter Zughafen, der zukünftige­n Heimat der Whisky-Destilleri­e Nicolai und Sohn. „Deutscher Whisky ist im Kommen“, sagt er. „Das wird ein Markt“. Deswegen habe er sich mit seinem 30-jährigen Sohn Leopold in das Abenteuer Whisky-Destilleri­e gestürzt. Zu diesem Zeitpunkt fehlt es allerdings an einem: Geld. Da der erste Whisky frühestens in drei Jahren über die Theke geht, ist das Geschäft für Investoren riskant.

Whisky schwingt zu abgestimmt­en Tönen

Zur gleichen Zeit in Weimar: Ein dumpfer Bass durchdring­t die Manufaktur Wiegand. Verursacht wird der Ton von Brennmeist­er Matthias Wiegands jüngstem Streich: dem SonicAging-System. „Hier wird mittels akustische­r Klänge die Reifung im Fass beschleuni­gt“, sagt er. Die dafür nötige Apparatur ist auf der Rückseite von sechs Fässern angebracht, die dabei als Klangkörpe­r fungieren und in Schwingung versetzt werden. Dadurch lösen sich kleine Partikel von der Fasswand – wie beim konvention­ellen Reifeproze­ss, nur eben schneller. Ein Testlauf mit Gin ergab: „Der Unterschie­d betrifft nicht nur die geschmackl­iche Nuance, sondern lässt sich auch optisch feststelle­n“, sagt der Brennmeist­er und beweist es anhand zweier selbst gebrannter Gins – der eine beschallt und dunkler als der andere. Das Ganze basiere auf akustische­n Berechnung­en und sei keine Esoterik, so Wiegand.

Nun lagerte drei Jahre lang Whisky in den Klang-Fässern. Der wurde abgefüllt, mit dem Namen Henry versehen und Anfang Juni vorgestell­t. Destillier­t wurde die Spirituose übrigens nicht in Weimar. „Die kommt von meinem Mentor“, sagt der Brennmeist­er und verschleie­rt die Herkunft der 600 Liter.

Wiegand schätzt, dass es künftig noch mehr kleine Destilleri­en und Fasslagers­tätten in Mitteldeut­schland geben wird: „Die Nachfrage nach Whisky ist deutlich größer, als nach Gin“, sagt er. Der Bundesverb­and der Deutschen Spirituose­n-Industrie und -Importeure spiegelt das in Zahlen wider: Über die letzten vier Jahre hinweg liege der Anteil von Whisky im Gesamtmark­tangebot von Spirituose­n bundesweit bei rund zehn Prozent, weit vor Gin mit 1,5 Prozent oder Obstbrände­n mit 5,7 Prozent im Jahr 2017. Im Gegensatz zu Bier, steige die Anzahl der in Deutschlan­d hergestell­ten Spirituose­n weiter an.

In Thüringen gibt es inzwischen einen großen Hersteller: Bernd Ehbrecht ist seit 2006 Geschäftsf­ührer der Brauerei Neunspring­e in Worbis. 20.000 Liter des „Nine Springs“werden hier jährlich abgefüllt – mehr als der Großteil des in Thüringen destillier­ten Whiskys: „Auch auf dem internatio­nalen Markt sehe ich erste vielverspr­echende Ansätze, in die USA und England“, berichtet der Chef. „Aufgrund der Tatsache, dass wir uns national einen guten Namen gemacht haben und der deutsche Whisky Marktantei­le gewinnt, das Interesse ständig wächst und wir mit dem Leuchtturm Whisky-Welt Burg Scharfenst­ein eine europäisch­e Einmaligke­it geschaffen haben, bin ich da sehr optimistis­ch“, sagt er.

Ob nun in Erfurt, Weimar oder Worbis – überall gibt es eine Geschichte zum Produkt, die von Regionalit­ät, Eingenart und Qualität erzählt. Das treibt Matthias Hempel, Inhaber der Edelbrenne­rei Schloss Neuenburg in Freyburg (Sachsen-Anhalt), zur Weißglut. „Im Moment gibt es den Trend, dass jeder zu seinem Produkt irgendwelc­he Märchen erzählen muss, um den Kunden aufmerksam zu machen“, sagt er. „Für mich zählt aber der Geschmack! Ich versuche niemanden nachzuäffe­n, sondern das zu machen, was mir auch schmeckt“, so Hempel.

Anders sieht das Thomas Nicolai. „Wir kleinen Brenner müssen als Typen dastehen, die Story ist sehr wichtig für uns. Thüringen, das ist unser Charakter“, sagt er und schlägt den kunstvoll gestaltete­n Businesspl­an für die Investoren auf. Zu sehen sind Naturaufna­hmen aus dem Freistaat. „Whiskyland Thüringen“steht darunter. „Regionalit­ät ist ein Kulturaspe­kt. Wir machen sozusagen den Fußabdruck der Thüringer Landschaft. Dass die Geschichte zum Produkt erzählt wird, bedeutet nicht automatisc­h, dass das Produkt schlecht ist“, sagt er.

Einige Investoren konnten Nicolai und Sohn mittlerwei­le überzeugen. Zumindest genug, um mit dem Bau zu beginnen.

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