Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Neues Motto, alte Parolen
Amerika soll nun groß bleiben – der Auftakt von US-Präsident Trumps Wiederwahlkampagne
Begleitet von Umfragen, die ihn derzeit im Hintertreffen zu möglichen demokratischen Konkurrenten sehen, hat US-Präsident Donald Trump in Florida offiziell seine Wahlkampagne für 2020 eröffnet; vier Jahre nach der Premiere. Nach der 75-minütigen Rede vor 20.000 Anhängern in Orlando zeichnen sich drei Lehren für die kommenden 17 Monate bis zum nächsten Urnengang ab.
Trump 2019 ist Trump 2015. Viel konfrontative Rhetorik gegen die ihm verhasste „Lügenpresse“, kaum ausformulierte Konzepte. Trump folgt dem alten Muster: Ich bin der Außenseiter, der für „euch“kämpft. Das böse Establishment, sprich die Demokraten, will mich mit allen Mitteln von der Macht verdrängen. Anstatt eine Agenda für die angestrebte zweite vierjährige Amtszeit ab Januar 2021 zu umreißen, begnügte sich Trump abseits von Schlagworten (Krebs und Aids ausmerzen, die USA auf den Mars bringen) mit der Umetikettierung seines Slogans. Statt „Macht Amerika wieder groß“heißt es ab sofort „Haltet Amerika groß“.
Trump 2019 ist noch aggressiver als Trump 2015. Am meisten werden das die Demokraten zu spüren bekommen. Er bezeichnete sie als von „Hass, Vorurteilen und Wut“getriebenen „linksgerichteten Mob“, der den Sozialismus in Amerika etablieren, Grundrechte wie Waffenbesitz abschaffen und das Land für massenweise illegale Einwanderer aus dem südlichen Armenhinterhof der USA öffnen wolle. Trump spricht dem einzigen Wettbewerber im Zweiparteiensystem jede Redlichkeit ab. Es handele sich um Kapitalismusgegner, die den „American Way of Life“bedrohten. „Sie wollen euch zerstören, und sie wollen unser Land, wie wir es kennen, zerstören“, sagt er.
Trump 2019 reaktiviert die Feindbilder von 2015: Solange nicht erkennbar ist, wer von den 23 demokratischen Kandidaten sich als Widersacher herausschält, hält sich Trump mit persönlichen Angriffen zurück. Joe Biden, Vizepräsident unter Vorgänger Obama und in allen Umfragen favorisiert, bekam lediglich den Seitenhieb „müder Joe“ab. Für den Übergang arbeitet sich Trump weiter an Hillary Clinton ab, die diesmal definitiv nicht zur Debatte steht. Sie sei in der Russland-Affäre die wahre Schuldige. Was seine Anhänger mit der etwas aus der Zeit gefallenen Parole „Sperrt sie ein!“bedachten.