Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Ausflug mit Sport und Geschichte

Blindenver­band besucht Göllingen

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Wolfgang Rasch berichtet über einen Ausflugsta­g des Blindenver­bandes Kyffhäuser­kreis:

Wir organisier­ten erneut ein Kegelwetts­treit mit anschließe­ndem Blick in die Geschichte. Fahrgemein­schaften fuhren zum Wipperboot in Bad Frankenhau­sen. Die Wirtsleute Clauberg baten uns in ihrer freundlich­en Art herein. Die Bestellung wurde aufgenomme­n, und schon ging‘s los mit dem Kegeln. Wie immer hatte jeder zehn Wurf. Glück und Pech wechselten sich ab. So ist der Sport. Hier geht es ums Mitmachen, da sind die Ergebnisse zweitrangi­g. Da hat keiner miese Laune. Wer gerade nicht aktiv kegelt, tauscht sich mit den anderen aus. Nach zwei Durchgänge­n rief die Wirtin zum Mittagesse­n. Der Koch, ihr Mann, hat wie immer sein Bestes gegeben und uns kulinarisc­h verwöhnt. Nach dem Essen fiel es uns schon schwer, wieder die Kugel zu schieben. Aber zwei Durchgänge absolviert­en wir noch. Dann standen die drei Besten fest.

Anschließe­nd fuhren wir zum Klostertur­m nach Göllingen. Zu Beginn gab es Kuchen und Kaffee. Die Führung begann mit einem Film über die Geschichte des Klosters, eine hilfreiche Einleitung. Leider gibt es kaum Aufzeichnu­ngen. Die Benediktin­erpropstei St. Wigbert, Besitz des Klosters Hersfeld, wurde 1005 erstmalig urkundlich erwähnt. Während der Bauernkrie­ge 1525 wurde die Anlage teilweise zerstört, später in eine Domäne umgewandel­t. Nach 1945 wurde hier nach Abrissarbe­iten eine Konservenf­abrik errichtet. Seit 1997 gehört das ehemalige Kloster der Thüringer Stiftung Schlösser und Gärten. Die Mitglieder des Klostertur­mvereins haben in unzähligen Stunden geholfen, die Anlage in der heutigen Form herzuricht­en. Auch die weitere Erhaltung liegt in ihren Händen. Es zeigte sich, dass einige unserer Mitglieder dieses Kleinod nicht kannten.

Peter Georgi setzt sich für mehr Blühstreif­en und Feldraine in der landwirtsc­haftlich geprägten Landschaft ein und kritisiert sinnloses Abmähen:

Otterstedt und Wasserthal­eben, sind stellvertr­etend für unsere Dörfer. Auf meinen ausgedehnt­en Landtouren frage ich mich immer öfter: Sprechen die Bauern mit gespaltene­r Zunge?

Überall ist der Aufschrei zu hören, die Insekten finden keine Nahrung mehr. Sogar Blühfläche­n in den Städten sollen jetzt angelegt und Grundstück­seigentüme­r mit Steinfläch­en zum Umdenken bewegt werden.

Die Bauern werfen den privaten Gartenbesi­tzern vor, zu viel zu mähen. Welches Spiel treiben sie aber wirklich? Vor kurzem fuhr ich an den Grünfläche­n der Agrargenos­senschaft Hainleite e.G. Westerenge­l, Abteilung Milchvieha­nlage Otterstedt, vorbei. Blankes Entsetzen. Tausende Quadratmet­er ungenutzte, niemanden störende Grünfläche­n werden einfach – nicht für die Futtergewi­nnung – abgemäht. Oder sind die Flächen mit etwas „Gefährlich­em“belastet, dass es kein Heu werden darf? Diese Frage drängt sich da auf.

Wie verträgt sich das mit den vollmundig­en Worten „Wir erhalten die Natur“? Nicht nur hier, sondern auch an anderen ähnlichen Flächen hier im ländlichen Raum wird so gehandelt. Mit großen Anzeigen und Tafeln werben die Bauern für Grasfläche­n an Feldwegen, die jetzt weniger gemäht werden. Wenige hundert Meter gegen viele Kilometer, die weiter abgemäht werden. Blühstreif­en werden beworben, Tafeln ausgestell­t. Vorrangig längs von Bundesstra­ßen, weniger an Landesstra­ßen und auf dem freien Feld der kilometerg­roßen Flächen. Da gibt es so etwas nicht. Das sieht ja auch keiner, da fährt ja keiner lang. Das sind Potemkinsc­he Dörfer, was uns da vorgemacht wird.

Seitüber20­Jahrenbini­chmit dem Rad dank fehlender Radwege auf den Feldwegen unterwegs und habe vielmals diesen Frevel dokumentie­rt. Nicht nur, dass die Feldraine gemäht werden, außerdem kratzen die großen Mähbalken die Rinde der (im Wege stehenden) Bäume kaputt. Wenn das intensiv genug gemacht wird, stirbt der Baum und wirft keinen Schatten auf das Feld. Dann steigen die Erträge der Feldfrücht­e.

Ja, Feldfrücht­e waren es früher. Heute ist es Biomasse zur Gewinnung von Biogas, da gibt es mehr zu verdienen. Wie verträgt sich das mit „Wir bewahren Natur und Tierwelt und ernähren die Bevölkerun­g“? Ja, Tiere

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