Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Den ersten Matchball genutzt
Heute vor 20 Jahren stieg Eintracht Sondershausen aus der Landesliga in die Oberliga auf
Sondershausen. Nachdem Anfang der Woche das 40-jährige Jubiläum des Aufstiegs in die DDR-Liga in Sondershausen gefeiert wurde, gibt es bei der Eintracht am heutigen 24. April die nächste Sause. Denn genau vor 20 Jahren schafften es die Fußballer in der Thüringenliga Meister zu werden und in die Oberliga aufzusteigen. „Eintracht braucht keinen zweiten Matchball“titelte damals diese Zeitung. Gegen Tiefenort gab es ein 3:0 und damit sechs Spieltage vor Schluss die Entscheidung und in Sondershausen kein Halten mehr. „Ich kann mich noch sehr gut an diesen Tag und die gesamte Saison erinnern. Sowas vergisst man nicht. Es war einfach eine geile Saison“, weiß mit lachender Mine Matthias Springer, damaliger Spieler und heutiger Präsident des Vereins.
Mit einem Durchschnittsalter von gerade einmal 23,4 Jahren startete Eintracht Sondershausen in die
Vorsaison 1998/99. Auf der Trainerbank nahmen zunächst gemeinsam Dieter Steikert und Burkhard Venth Platz. Der 6:0-Erfolg im Heimspiel gegen Veilsdorf am 3. Oktober 1998 markierte den Beginn einer geradezu unheimlichen Heimserie von knapp zwei Jahren ohne Punktspielniederlage auf dem Göldner. Die nächste Heimniederlage gab es erst am 20. August 2000 gegen die Amateure von Energie Cottbus. Und es sollte noch viel besser kommen. In der Thüringenliga gab es nach dem Veilsdorf-Sieg noch ein Remis, einen Heimsieg und zwei Auswärtsniederlagen, die letzte am 7. November 1998 in Zeulenroda. Dann war Schluss mit Niederlagen in Punktspielen für die gesamte restliche Saison 1998/99 und fast die gesamte Saison 1999/2000. Eine nie wieder erreichte Bilanz. Der Lohn war ein hervorragender dritter Tabellenplatz mit 63 Punkten. In die Aufstiegssaison 1999/2000 startete der BSV Eintracht nur mit wenigen Änderungen. Zunächst hatte nur noch Burkhard Venth das Sagen
auf der Bank und der bereits im Vorjahr aus Nordhausen gekommene Christian „Ete“Krug war nun endlich frei von Verletzungen und avancierte zum Stammspieler und Goalgetter. Eintracht startete gut und holte aus den ersten sechs Spielen vier Siegen und zwei Unentschieden. Gegen Altenburg gab es mit einem 7:0 den bis dahin höchsten Sieg in der Landesliga und die Eintracht eroberte die Tabellenführung. Eine Woche später in Schmalkalden gab es beim 8:1 sogar noch eine Steigerung.
Das entscheidende Spiel
Ab da hatte der Verein einfach einen Lauf. Die Tabellenführung wurde nicht mehr abgegeben. In der Rückrunde gab es acht Siege am Stück. Mit den vier Siegen der letzten Spiele der Hinrunde, holte die Eintracht ein Dutzend Siege hintereinander – eine bis dahin wohl einmalige Serie in dieser Liga.
Bereits am 24. April 2000, Ostermontag, kam es im Nachholspiel gegen Kali Werra Tiefenort zum
Showdown um die Meisterschaft – es waren noch sieben Spieltage zu absolvieren und Sondershausen hatte vor dem Spiel 17 Punkte Vorsprung. Über 800 Zuschauer pilgerten auf den Göldner. Marcel Kloth, Matthias Nelde und Ete Krug schossen den grandiosen 3:0-Erfolg heraus und der Göldner bebte. Die Landesmeisterschaft war perfekt. Der BSV Eintracht stieg in die NOFV Oberliga Süd auf.
Saisonübergreifend hatte der Verein in 41 Punktspielen am Stück nicht verloren. Christian Krug wurde mit 20 Treffern Torschützenkönig. Nur 22 Gegentreffer stellten ebenfalls den Bestwert aller Vereine dar. Der Zuschauerschnitt verdoppelte sich fast und lag bei 479 zahlenden Besuchern.
All dies war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was nun folgen würde. Ausgerechnet für die Saison 2000/01 hatte der DFB seine Ligastruktur geändert und aus vier Regionalligen (damals dritthöchste Spielklasse) zwei Regionalligen gemacht. Aus der Regionalliga Nordost
gab es gleich elf Absteiger. Davon kamen mit Dynamo Dresden, dem 1. FC Magdeburg, dem VfB Leipzig, dem VFC Plauen, dem FSV Zwickau und dem VfL Halle 96 sechs in die Südstaffel der NOFV Oberliga. Dazu kamen dann zudem noch der Hallesche FC, Stahl Riesa und der FSV Wacker Nordhausen als zukünftige Gegner des BSV Eintracht.
In Sondershausen gab es vor über 2000 Zuschauern ein 1:1, Maik Franz traf spät zum 1:0 aber Lars Grunig konnte in der Schlussminute den Ausgleich erzielen. Dann ein 2:0 in Nordhausen. Steffen Knäbe traf doppelt für die Eintracht. Gespielt wurde auf einer dicken Schneedecke. Wacker Nordhausen stieg aufgrund der Insolvenz ab und Sondershausen hielt die Klasse. Für Nordhausen ging es in der Folge weiter nach unten, die schwerste Zeit des Vereins. Und Sondershausen konnte sich insgesamt fünf Jahre in der Oberliga halten. Ein fünf Jahre lang anhaltendes Märchen, dass man so schnell nicht vergisst.