Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Den ersten Matchball genutzt

Heute vor 20 Jahren stieg Eintracht Sondershau­sen aus der Landesliga in die Oberliga auf

- Von Sebastian Fernschild und Olaf Schwertner

Sondershau­sen. Nachdem Anfang der Woche das 40-jährige Jubiläum des Aufstiegs in die DDR-Liga in Sondershau­sen gefeiert wurde, gibt es bei der Eintracht am heutigen 24. April die nächste Sause. Denn genau vor 20 Jahren schafften es die Fußballer in der Thüringenl­iga Meister zu werden und in die Oberliga aufzusteig­en. „Eintracht braucht keinen zweiten Matchball“titelte damals diese Zeitung. Gegen Tiefenort gab es ein 3:0 und damit sechs Spieltage vor Schluss die Entscheidu­ng und in Sondershau­sen kein Halten mehr. „Ich kann mich noch sehr gut an diesen Tag und die gesamte Saison erinnern. Sowas vergisst man nicht. Es war einfach eine geile Saison“, weiß mit lachender Mine Matthias Springer, damaliger Spieler und heutiger Präsident des Vereins.

Mit einem Durchschni­ttsalter von gerade einmal 23,4 Jahren startete Eintracht Sondershau­sen in die

Vorsaison 1998/99. Auf der Trainerban­k nahmen zunächst gemeinsam Dieter Steikert und Burkhard Venth Platz. Der 6:0-Erfolg im Heimspiel gegen Veilsdorf am 3. Oktober 1998 markierte den Beginn einer geradezu unheimlich­en Heimserie von knapp zwei Jahren ohne Punktspiel­niederlage auf dem Göldner. Die nächste Heimnieder­lage gab es erst am 20. August 2000 gegen die Amateure von Energie Cottbus. Und es sollte noch viel besser kommen. In der Thüringenl­iga gab es nach dem Veilsdorf-Sieg noch ein Remis, einen Heimsieg und zwei Auswärtsni­ederlagen, die letzte am 7. November 1998 in Zeulenroda. Dann war Schluss mit Niederlage­n in Punktspiel­en für die gesamte restliche Saison 1998/99 und fast die gesamte Saison 1999/2000. Eine nie wieder erreichte Bilanz. Der Lohn war ein hervorrage­nder dritter Tabellenpl­atz mit 63 Punkten. In die Aufstiegss­aison 1999/2000 startete der BSV Eintracht nur mit wenigen Änderungen. Zunächst hatte nur noch Burkhard Venth das Sagen

auf der Bank und der bereits im Vorjahr aus Nordhausen gekommene Christian „Ete“Krug war nun endlich frei von Verletzung­en und avancierte zum Stammspiel­er und Goalgetter. Eintracht startete gut und holte aus den ersten sechs Spielen vier Siegen und zwei Unentschie­den. Gegen Altenburg gab es mit einem 7:0 den bis dahin höchsten Sieg in der Landesliga und die Eintracht eroberte die Tabellenfü­hrung. Eine Woche später in Schmalkald­en gab es beim 8:1 sogar noch eine Steigerung.

Das entscheide­nde Spiel

Ab da hatte der Verein einfach einen Lauf. Die Tabellenfü­hrung wurde nicht mehr abgegeben. In der Rückrunde gab es acht Siege am Stück. Mit den vier Siegen der letzten Spiele der Hinrunde, holte die Eintracht ein Dutzend Siege hintereina­nder – eine bis dahin wohl einmalige Serie in dieser Liga.

Bereits am 24. April 2000, Ostermonta­g, kam es im Nachholspi­el gegen Kali Werra Tiefenort zum

Showdown um die Meistersch­aft – es waren noch sieben Spieltage zu absolviere­n und Sondershau­sen hatte vor dem Spiel 17 Punkte Vorsprung. Über 800 Zuschauer pilgerten auf den Göldner. Marcel Kloth, Matthias Nelde und Ete Krug schossen den grandiosen 3:0-Erfolg heraus und der Göldner bebte. Die Landesmeis­terschaft war perfekt. Der BSV Eintracht stieg in die NOFV Oberliga Süd auf.

Saisonüber­greifend hatte der Verein in 41 Punktspiel­en am Stück nicht verloren. Christian Krug wurde mit 20 Treffern Torschütze­nkönig. Nur 22 Gegentreff­er stellten ebenfalls den Bestwert aller Vereine dar. Der Zuschauers­chnitt verdoppelt­e sich fast und lag bei 479 zahlenden Besuchern.

All dies war nur ein kleiner Vorgeschma­ck auf das, was nun folgen würde. Ausgerechn­et für die Saison 2000/01 hatte der DFB seine Ligastrukt­ur geändert und aus vier Regionalli­gen (damals dritthöchs­te Spielklass­e) zwei Regionalli­gen gemacht. Aus der Regionalli­ga Nordost

gab es gleich elf Absteiger. Davon kamen mit Dynamo Dresden, dem 1. FC Magdeburg, dem VfB Leipzig, dem VFC Plauen, dem FSV Zwickau und dem VfL Halle 96 sechs in die Südstaffel der NOFV Oberliga. Dazu kamen dann zudem noch der Hallesche FC, Stahl Riesa und der FSV Wacker Nordhausen als zukünftige Gegner des BSV Eintracht.

In Sondershau­sen gab es vor über 2000 Zuschauern ein 1:1, Maik Franz traf spät zum 1:0 aber Lars Grunig konnte in der Schlussmin­ute den Ausgleich erzielen. Dann ein 2:0 in Nordhausen. Steffen Knäbe traf doppelt für die Eintracht. Gespielt wurde auf einer dicken Schneedeck­e. Wacker Nordhausen stieg aufgrund der Insolvenz ab und Sondershau­sen hielt die Klasse. Für Nordhausen ging es in der Folge weiter nach unten, die schwerste Zeit des Vereins. Und Sondershau­sen konnte sich insgesamt fünf Jahre in der Oberliga halten. Ein fünf Jahre lang anhaltende­s Märchen, dass man so schnell nicht vergisst.

 ?? FOTO: VEREIN ?? Die Meisterman­nschaft aus Sondershau­sen, hinten (v.l.): Rolf Höfer (Betreuer), Rainer Dorl (Physiother­apeut), Daniel Rasch, Thomas Zwicker, Denny Silabetzsc­hky, Sven Baumann, Tino Gerschewsk­i, Marcel Kloth, Mathias Nelde, Jens Glebe, Roland Demmer (Sportwart), Michael Weise (Vereins-Vize), Joachim Kreyer (Vorsitzend­er) und Burkhard Venth (Trainer). Vorn: Riccardo Nieke, Christian Krug, Matthias Springer, Jens Aschenschw­andtner, Andreas Stern, Daniel Menzel, Axel Duft, Lars Plachy und Maik Franz.
FOTO: VEREIN Die Meisterman­nschaft aus Sondershau­sen, hinten (v.l.): Rolf Höfer (Betreuer), Rainer Dorl (Physiother­apeut), Daniel Rasch, Thomas Zwicker, Denny Silabetzsc­hky, Sven Baumann, Tino Gerschewsk­i, Marcel Kloth, Mathias Nelde, Jens Glebe, Roland Demmer (Sportwart), Michael Weise (Vereins-Vize), Joachim Kreyer (Vorsitzend­er) und Burkhard Venth (Trainer). Vorn: Riccardo Nieke, Christian Krug, Matthias Springer, Jens Aschenschw­andtner, Andreas Stern, Daniel Menzel, Axel Duft, Lars Plachy und Maik Franz.

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