Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
So will Egel Rot-Weiß helfen
Früherer Stürmer ist Erfurter Trainerkandidat. Steiger zum neuen Präsidenten berufen
Erfurt. Sein Name ist eng mit dem Erfurter Fußball verbunden. Vater Franz Egel (71) war in den 1960-er und 70-er Jahren Abwehrchef des FC Rot-Weiß, absolvierte in dieser Zeit 309 Pflichtspiele und arbeitete später als Nachwuchstrainer. Nun schickt sich Recardo Egel (45) an, bei der Neugestaltung des Clubs Verantwortung zu übernehmen.
„Ich möchte gern helfen. Denn Rot-Weiß ist mein Verein; er liegt mir von klein auf am Herzen“, sagt Egel junior und bestätigt Gespräche mit Hans-Dieter Steiger (76), der am Freitagnachmittag erwartungsgemäß zum neuen Präsidenten bestellt wurde. Nach dem Rückzug des im Insolvenzverfahren kommissarisch tätigen Frank Nowag ernannte der Aufsichtsrat zudem den langjährigen Vereinssponsor Peter Kästner zum Vizepräsidenten.
Nach der notariellen Beglaubigung soll am Montag die Eintragung des Führungsduos ins Vereinsregister beim Amtsgericht erfolgen. Die Berufung von zwei Personen ins
Präsidium ist laut Satzung notwendig, um handlungsfähig zu sein. Unter anderem steht die Verhandlung mit Insolvenzverwalter Volker Reinhardt über die Freigabe der sportlichen Geschäftsfelder an. Der FC Rot-Weiß will sowohl die erste Mannschaft und das Nachwuchszentrum als auch die Geschäftsstelle aus dem Verfahren herauslösen und künftig selbst verwalten.
Die Bereitschaft von Reinhardt liegt vor, ist aber an finanzielle Bedingungen geknüpft. Einem ersten Vorschlag folgte ein Gegenentwurf der Vereinsgremien, der dem Verwalter am Freitagmittag mit der Bitte um einen zeitnahen Verhandlungstermin zugegangen ist. „Bis Mitte nächster Woche brauchen wir eine Einigung“, sagt Steiger, dessen oberstes Ziel es ist, „unseren Verein wieder auf die Beine zu kriegen.“
Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Für Mitte August hat der Nordostdeutsche Fußballverband den Saisonauftakt für die angestrebte Oberliga festgelegt. Parallel zu den Freigabe-Bemühungen müssen deshalb so schnell wie möglich eine Infrastruktur geschaffen und eine Mannschaft formiert werden. Die zentrale Frage: Wer wird Trainer? Steiger will sich noch nicht auf Egel festlegen, bezeichnet den früheren Stürmer aber als „ernsthafte Option“.
Der Kandidat selbst hat schon ganz konkrete Vorstellungen, wie der Neuaufbau aussehen könnte: „So schnell wie möglich gilt es zu sichten, wer von der U19 noch da ist und in Frage kommt. Dann müssen Talente aus der Region zum Probetraining eingeladen werden, die sich mit dem Verein identifizieren“, sagt Egel. An das Umfeld gerichtet ergänzt er: „Es kann nur mit Loyalität, Vertrauen und einer positiven Einstellung funktionieren.“
Steiger verlangt zudem Demut: „Unser Ziel kann nur Klassenerhalt lauten. Der Etat von 300.000 Euro lässt keine großen Sprünge zu.“Mit Profitum ist es demnach in Erfurt vorbei. Die Spieler sollen zweigleisig fahren: Fußball auf der einen Seite, Arbeit oder Studium auf der anderen. Egel hat damit gute Erfahrungen gemacht. Er führte Merseburg aus der Verbandsliga SachsenAnhalt bis auf Platz vier in der Oberliga, ehe er wegen Unstimmigkeiten mit dem Vorstand im November 2019 seinen Stuhl räumen musste.
„Ich würde meine Erfahrungen gern bei Rot-Weiß einbringen – als Teil eines Trainerteams“, sagt Egel. Das Einverständnis seines Arbeitgebers hat er bereits eingeholt. Hauptberuflich ist der 45-Jährige bei einem Pharmazieunternehmen tätig – und wird dies auch bleiben. Doch für den Club, in dem er einst das Fußballspielen erlernt und für den er von 2000 bis 2006 als Nachwuchstrainer gearbeitet hat, würde Egel die Doppelbelastung auf sich nehmen. Sein Name verpflichtet