Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Weimarerin Blässe jubelt mit Seriensieger Wolfsburg
Entscheidung vom Elfmeterpunkt: In einem packenden Frauen-Endspiel gegen Essen holt sich der VfL zum sechsten Mal in Folge den Pokal
Köln. Das Happy End im Pokal-Drama feierte der Rekordgewinner mit einer Kiste Kölsch. Lange nach der Siegerehrung im Goldregen prosteten sich die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg auf dem Rasen des Kölner Stadions zu. Das 4:2 (3:3, 3:3, 1:2) im Elfmeterschießen gegen den tapferen Außenseiter Essen sorgte für mehr Euphorie als die Meisterschaft. Erleichtert analysierte der kahlköpfige Coach Stephan Lerch die emotionale Achterbahnfahrt im besten Frauenendspiel der letzten Jahre: „Wenn ich noch mehr Haare hätte, hätte ich definitiv welche verloren. Vielleicht sind ein paar graue Haare im Bart dazu gekommen.“
Dieses Spiel hatte keine leeren Ränge verdient – und auch keinen Verlierer. Beide Teams betrieben Werbung für den Frauenfußball und lieferten sich einen offenen Schlagabtausch. Vor allem die Essenerinnen wuchsen über sich hinaus. „Wenn man den Pokal nach Leidenschaft verteilt hätte, hätten wir den gewonnen. So ist es bitter und traurig“, kommentierte SGS-Kapitänin Marina Hegering enttäuscht. Auch die TV-Zuschauer fanden Gefallen am Geisterfinale. Als die ARD die Live-Übertragung noch vor der Siegerehrung abbrach und zum Vorlauf des Männer-Endspiels nach Berlin schaltete, gab es Kritik.
Gern hätten die verärgerten TVZuschauer noch gehört, wie Friederike
Abt ihre beiden parierten Elfmeter kommentiert. In stoischer Ruhe wendete die Torfrau die erste Saisonniederlage ihres Teams ab und ebnete den Weg zum fünften Double. „Ich würde nicht sagen, dass ich Elfmeter-Spezialistin bin. Ich hab einfach auf mein Gefühl gehört“, verriet die Matchwinnerin.
Mit dem sechsten Pokalerfolg in Serie löste Wolfsburg den bisherigen Rekordsieger 1. FFC Frankfurt (1999 bis 2003) ab. Allerdings geriet der hohe Favorit nach dem schnellsten Tor der Endspiel-Historie durch Essens Lea Schüller nach nur 11 Sekunden und dem 1:2 durch Hegering (18.) gehörig ins Wanken. „Das haben wir nicht so häufig, dass wir einem Rückstand hinterlaufen müssen. Solche Spiele helfen uns zu sehen, wo wir uns noch verbessern können“, befand Lerch.
Auf dem Weg zum Triple ist eine Leistungssteigerung vonnöten. Viel Zeit, die bisher famose Saison auszukosten, haben die VfL-Spielerinnen, für die die Weimarerin Anna Blässe per 25-m-Distanzschuss zum 2:2 getroffen hatte, nicht. Bereits am 28. Juli beginnt die Vorbereitung auf das noch auszuspielende Champions-League-Turnier in Spanien. Im Viertelfinale gegen Glasgow City am 21. August in San Sebastian ist Wolfsburg schon wieder gefordert. „Wir haben jetzt zwei Titel und es gibt noch einen zu vergeben. Natürlich wollen wir auch da angreifen“, sagte Lerch. dpa