Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Bauern erwarten unterdurchschnittliche Ernte
Erntebeginn im Kyffhäuserkreis. Juni-Regen hilft vor allem Sommerkulturen. April-Frost schädigte Wintergerste, die zum Teil keine Mehlkörper ausbildet
Kyffhäuserkreis. Im Kyffhäuserkreis hat die Ernte begonnen. Seit einer Woche rollen die Mähdrescher über die Felder, an sonnigen Tagen bis in die Abendstunden. Hinsichtlich der erwarteten Ernteergebnisse ist die Stimmung aber gedämpft.
„Das wogende Getreide auf den Feldern ist immer reich an Hoffnung“, lautet eine Bauernweisheit aus dem Mittelalter. Mit Hoffnung starteten die Bauern in die Ernte. „Die Erwartungen hinsichtlich der Erträge sind aber nicht so hoch“, räumt Wolfgang Peter ein. Der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes erwartet eine „leicht unterdurchschnittliche Ernte“. Zwar nicht mit solchen Ausfällen wie in den beiden Dürrejahren zuvor. „Aber eben nicht optimal.“
Die Pflanzen litten auch dieses Jahr zunächst unter der Trockenheit. Die Niederschläge der vergangenen Wochen hätten dann für etwas Entspannung gesorgt. „Aber für manche Kulturen kamen sie zu spät“, so Peter. Außerdem hatten Fröste im April und Mai den Pflanzen zugesetzt. So mussten manch dünne Bestände an Wintergerste – diese Getreideart reift zuerst – vorfristig geerntet werden.
Wie bei der Agrar GmbH in Seega. Am 2. Juli hat der Betrieb mit der Ernte begonnen, inzwischen ist die Wintergerste eingeholt. „Der Ertrag war gut“, sagt Geschäftsführer Malte Ebeling. „Es gibt allerdings extreme Sortenunterschiede“, räumt er ein. Viele frostgeschädigte Blüten hätten keine Mehlkörper ausgebildet – die Ähren waren leer. „Selbst Altvordere sagen, dass sie sowas noch nie erlebt haben“, schildert Ebeling das Phänomen, von dem bei seinem Betrieb etwa die Hälfte der Wintergerstefläche betroffen war. Über diese Schläge brauchte kein Mähdrescher mehr. Sie konnten bloß abgemäht und für die Biogasanlage gehäckselt werden.
Niederschläge haben doch noch für Entspannung gesorgt
Als nächstes stehen in Seega Winterweizen und Raps auf dem Ernteplan. Die seien aber noch nicht reif. Für den Raps habe der Regen im Juni noch was gebracht.
Dennoch werde die Ernte „eher durchschnittlich“ausfallen. Für die Sommerkulturen, wie Zuckerrüben und Mais, könnte es am liebsten die ganze Zeit weiterregnen. Und seit
Anfang Mai stehen auch die Mutterkühe mit ihren Kälbern auf der Weide, die das derzeitige Wetter ebenfalls gut finden.
Der Winterweizen ist für die Bauern die wichtigste Getreideart. Wie stark dieser vom Juni-Regen profitierte, hänge stark vom Standort ab, räumt Kreisbauernverbandschef Peter ein. Doch auch hier sieht er „keinesfalls eine Rekordernte“. Den Raps habe vielerorts außerdem der Befall mit dem Rapsstängelrüssler beeinträchtigt. Dafür seien die zu milden Monate Januar und Februar eine Ursache. Der Schädling legt seine Eier in den Rapsstängel, der daraufhin missgebildet wird, der Länge nach aufreißt und umknicken kann.
Die Mähdrescher der Agrar GmbH Oldisleben haben ebenfalls schon gut zu tun. Am Sonntag rollten sie bis zum Abend am Heldrunger Berg in der „Öko-Umstellungsgerste“. Der Betrieb stelle zurzeit auf Öko um und befinde sich in der Zeit des Übergangs, erklärt Geschäftsführer Markus Hercher.
Aber eigentlich begann die diesjährige Ernte der Oldislebener schon viel früher – vor zwei Wochen mit der Luzerne. Jetzt stehe der zweite Schnitt sowie das Grünland an und dann sei bis zur Maisernte mit der Silage vorerst Schluss. Auch mit den Öko-Sonnenblumen zeigt Hercher sich zufrieden. Die Ölpflanzen öffnen gerade zwischen Oldisleben und Seehausen sowie bei Gorsleben ihre gelben Blüten. In den nächsten Jahren will der Betrieb Versuche mit trockenstress-resistenten Getreidepflanzen durchführen. „Wir sind dabei, uns den Anforderungen des Klimawandels zu stellen“, sagt Hercher.
Auch in anderen Teilen des Kyffhäuserkreises ist die Ernte angelaufen. Im Osten des Kreises, klimatisch bedingt, meist ein wenig eher als im Westen. Wenn das Wetter in der zweiten Jahreshälfte so moderat bleibe wie in den vergangenen Wochen, lässt dies laut Peter für Mais, Kartoffeln, Rüben und auch die Viehfuttervorräte hoffen. Nach dem desaströsen Frühjahr stehen nämlich Wiesen und Weiden derzeit wieder besser im Saft.
Und Peter bittet um Verständnis, wenn große Erntemaschinen bis spät abends im Einsatz sind und mit geringem Tempo auf Landstraßen fahren. Um Unfälle zu vermeiden, sei von allen Verkehrsteilnehmern Rücksicht, genügend Abstand und vorausschauendes Fahren gefragt.