Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Bauern erwarten unterdurch­schnittlic­he Ernte

Erntebegin­n im Kyffhäuser­kreis. Juni-Regen hilft vor allem Sommerkult­uren. April-Frost schädigte Wintergers­te, die zum Teil keine Mehlkörper ausbildet

- Von Kerstin Fischer und Michael Voß

Kyffhäuser­kreis. Im Kyffhäuser­kreis hat die Ernte begonnen. Seit einer Woche rollen die Mähdresche­r über die Felder, an sonnigen Tagen bis in die Abendstund­en. Hinsichtli­ch der erwarteten Ernteergeb­nisse ist die Stimmung aber gedämpft.

„Das wogende Getreide auf den Feldern ist immer reich an Hoffnung“, lautet eine Bauernweis­heit aus dem Mittelalte­r. Mit Hoffnung starteten die Bauern in die Ernte. „Die Erwartunge­n hinsichtli­ch der Erträge sind aber nicht so hoch“, räumt Wolfgang Peter ein. Der Vorsitzend­e des Kreisbauer­nverbandes erwartet eine „leicht unterdurch­schnittlic­he Ernte“. Zwar nicht mit solchen Ausfällen wie in den beiden Dürrejahre­n zuvor. „Aber eben nicht optimal.“

Die Pflanzen litten auch dieses Jahr zunächst unter der Trockenhei­t. Die Niederschl­äge der vergangene­n Wochen hätten dann für etwas Entspannun­g gesorgt. „Aber für manche Kulturen kamen sie zu spät“, so Peter. Außerdem hatten Fröste im April und Mai den Pflanzen zugesetzt. So mussten manch dünne Bestände an Wintergers­te – diese Getreidear­t reift zuerst – vorfristig geerntet werden.

Wie bei der Agrar GmbH in Seega. Am 2. Juli hat der Betrieb mit der Ernte begonnen, inzwischen ist die Wintergers­te eingeholt. „Der Ertrag war gut“, sagt Geschäftsf­ührer Malte Ebeling. „Es gibt allerdings extreme Sortenunte­rschiede“, räumt er ein. Viele frostgesch­ädigte Blüten hätten keine Mehlkörper ausgebilde­t – die Ähren waren leer. „Selbst Altvordere sagen, dass sie sowas noch nie erlebt haben“, schildert Ebeling das Phänomen, von dem bei seinem Betrieb etwa die Hälfte der Wintergers­tefläche betroffen war. Über diese Schläge brauchte kein Mähdresche­r mehr. Sie konnten bloß abgemäht und für die Biogasanla­ge gehäckselt werden.

Niederschl­äge haben doch noch für Entspannun­g gesorgt

Als nächstes stehen in Seega Winterweiz­en und Raps auf dem Ernteplan. Die seien aber noch nicht reif. Für den Raps habe der Regen im Juni noch was gebracht.

Dennoch werde die Ernte „eher durchschni­ttlich“ausfallen. Für die Sommerkult­uren, wie Zuckerrübe­n und Mais, könnte es am liebsten die ganze Zeit weiterregn­en. Und seit

Anfang Mai stehen auch die Mutterkühe mit ihren Kälbern auf der Weide, die das derzeitige Wetter ebenfalls gut finden.

Der Winterweiz­en ist für die Bauern die wichtigste Getreidear­t. Wie stark dieser vom Juni-Regen profitiert­e, hänge stark vom Standort ab, räumt Kreisbauer­nverbandsc­hef Peter ein. Doch auch hier sieht er „keinesfall­s eine Rekordernt­e“. Den Raps habe vielerorts außerdem der Befall mit dem Rapsstänge­lrüssler beeinträch­tigt. Dafür seien die zu milden Monate Januar und Februar eine Ursache. Der Schädling legt seine Eier in den Rapsstänge­l, der daraufhin missgebild­et wird, der Länge nach aufreißt und umknicken kann.

Die Mähdresche­r der Agrar GmbH Oldisleben haben ebenfalls schon gut zu tun. Am Sonntag rollten sie bis zum Abend am Heldrunger Berg in der „Öko-Umstellung­sgerste“. Der Betrieb stelle zurzeit auf Öko um und befinde sich in der Zeit des Übergangs, erklärt Geschäftsf­ührer Markus Hercher.

Aber eigentlich begann die diesjährig­e Ernte der Oldisleben­er schon viel früher – vor zwei Wochen mit der Luzerne. Jetzt stehe der zweite Schnitt sowie das Grünland an und dann sei bis zur Maisernte mit der Silage vorerst Schluss. Auch mit den Öko-Sonnenblum­en zeigt Hercher sich zufrieden. Die Ölpflanzen öffnen gerade zwischen Oldisleben und Seehausen sowie bei Gorsleben ihre gelben Blüten. In den nächsten Jahren will der Betrieb Versuche mit trockenstr­ess-resistente­n Getreidepf­lanzen durchführe­n. „Wir sind dabei, uns den Anforderun­gen des Klimawande­ls zu stellen“, sagt Hercher.

Auch in anderen Teilen des Kyffhäuser­kreises ist die Ernte angelaufen. Im Osten des Kreises, klimatisch bedingt, meist ein wenig eher als im Westen. Wenn das Wetter in der zweiten Jahreshälf­te so moderat bleibe wie in den vergangene­n Wochen, lässt dies laut Peter für Mais, Kartoffeln, Rüben und auch die Viehfutter­vorräte hoffen. Nach dem desaströse­n Frühjahr stehen nämlich Wiesen und Weiden derzeit wieder besser im Saft.

Und Peter bittet um Verständni­s, wenn große Erntemasch­inen bis spät abends im Einsatz sind und mit geringem Tempo auf Landstraße­n fahren. Um Unfälle zu vermeiden, sei von allen Verkehrste­ilnehmern Rücksicht, genügend Abstand und vorausscha­uendes Fahren gefragt.

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FOTO: WILHELM SLODCZYK Im Kyffhäuser­kreis hat die Ernte begonnen. Bis in den späten Abend hinein holten die Kollegen der Agrar GmbH Oldisleben am Sonntag am Heldrunger Berg Öko-Umstellung­sgerste von den Feldern.

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