Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Riesiger Ärger um Notaufnahme in Schleiz
Chirurg aus Hamburg hilft im Krankenhaus aus. Gesundheitsministerin kritisiert Klinikleitung
Schleiz/Erfurt. Mit dem eigenen Ärzteteam war die zeitweise abgemeldete Notfallversorgung am Krankenhaus in Schleiz nicht zu gewährleisten. Deshalb traf gestern Nachmittag ein Chirurg aus Hamburg in der Klinik ein.
Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) kritisierte die Vorgänge als in dieser Form beispiellos. „Ich hätte nicht erwartet, ein Krankenhaus darauf hinweisen zu müssen, dass die Nichtversorgung von Notfallpatienten bußgeldbewährt ist“, sagte sie auf Anfrage. Neben dem unmittelbaren Problem ärgere sie vor allem die Wirkung auf die Beschäftigten. Wenn durch den Träger und die Geschäftsführung des Krankenhauses mit derartigen Maßnahmen Unsicherheit verbreitet werde, sei es nicht verwunderlich, dass sich das Fachpersonal nach Stellen in anderen Krankenhäusern umschaut. „Die ohnehin angespannte Personalsituation wird damit weiter verschärft. Deswegen fordere ich die Zuständigen vor Ort auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen und die Krankenhausversorgung in der Region nicht zu gefährden“, so Werner.
Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion sagte dieser Zeitung, die Vorkommnisse in Schleiz seien ein weiterer Beleg für die strukturellen Probleme im Krankenhauswesen. Kleine Standorte
seien auf Dauer in der jetzigen Form sehr schwer zu betreiben. „Das heißt nicht, dass man sie zumachen muss“, betonte Thomas Hartung, der selbst Mediziner ist.
Bestimmte Leistungen könnten an einem Ort konzentriert und kleinere Standorte in regionale Versorgungszentren umgewandelt werden. „Da kann ja noch ein Kernbettenbestand bleiben, aber überwiegend sollte dort ambulante Versorgung angeboten werden“, so Hartung. „Die zeitweise Abmeldung der Notaufnahme in Schleiz ist nicht leichtfertig oder fahrlässig erfolgt“, teilte die Krankenhausgeschäftsführung mit. Es handele sich um „ein übliches Vorgehen“aufgrund personeller Engpässe.