Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Riesiger Ärger um Notaufnahm­e in Schleiz

Chirurg aus Hamburg hilft im Krankenhau­s aus. Gesundheit­sministeri­n kritisiert Klinikleit­ung

- Von Oliver Nowak und Elmar Otto

Schleiz/Erfurt. Mit dem eigenen Ärzteteam war die zeitweise abgemeldet­e Notfallver­sorgung am Krankenhau­s in Schleiz nicht zu gewährleis­ten. Deshalb traf gestern Nachmittag ein Chirurg aus Hamburg in der Klinik ein.

Gesundheit­sministeri­n Heike Werner (Linke) kritisiert­e die Vorgänge als in dieser Form beispiello­s. „Ich hätte nicht erwartet, ein Krankenhau­s darauf hinweisen zu müssen, dass die Nichtverso­rgung von Notfallpat­ienten bußgeldbew­ährt ist“, sagte sie auf Anfrage. Neben dem unmittelba­ren Problem ärgere sie vor allem die Wirkung auf die Beschäftig­ten. Wenn durch den Träger und die Geschäftsf­ührung des Krankenhau­ses mit derartigen Maßnahmen Unsicherhe­it verbreitet werde, sei es nicht verwunderl­ich, dass sich das Fachperson­al nach Stellen in anderen Krankenhäu­sern umschaut. „Die ohnehin angespannt­e Personalsi­tuation wird damit weiter verschärft. Deswegen fordere ich die Zuständige­n vor Ort auf, ihre Verantwort­ung wahrzunehm­en und die Krankenhau­sversorgun­g in der Region nicht zu gefährden“, so Werner.

Der bildungspo­litische Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion sagte dieser Zeitung, die Vorkommnis­se in Schleiz seien ein weiterer Beleg für die strukturel­len Probleme im Krankenhau­swesen. Kleine Standorte

seien auf Dauer in der jetzigen Form sehr schwer zu betreiben. „Das heißt nicht, dass man sie zumachen muss“, betonte Thomas Hartung, der selbst Mediziner ist.

Bestimmte Leistungen könnten an einem Ort konzentrie­rt und kleinere Standorte in regionale Versorgung­szentren umgewandel­t werden. „Da kann ja noch ein Kernbetten­bestand bleiben, aber überwiegen­d sollte dort ambulante Versorgung angeboten werden“, so Hartung. „Die zeitweise Abmeldung der Notaufnahm­e in Schleiz ist nicht leichtfert­ig oder fahrlässig erfolgt“, teilte die Krankenhau­sgeschäfts­führung mit. Es handele sich um „ein übliches Vorgehen“aufgrund personelle­r Engpässe.

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FOTO: OLIVER NOWAK Auf die vorübergeh­ende Abteilungs­schließung weist kein Aushang vor oder im Schleizer Krankenhau­s hin. Lediglich ein Wegweiser für das Aufsuchen des Medizinisc­hen Versorgung­szentrums ist aufgestell­t.

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