Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Schwere Zeiten für Forstwirts­chaft

Forstamt Sondershau­sen stellt Sanierung vom Borkenkäfe­r befallener Bereiche ein. Keine Erlöse zu erzielen

- Von Kerstin Fischer

Kyffhäuser­kreis. Die zum Teil ergiebigen Regengüsse in diesem Sommer wirken sich im Vergleich zu den beiden vorangegan­genen Dürrejahre­n zwar positiv auf die aktuelle Niederschl­agsbilanz aus. Von einer Entspannun­g der Lage in den Wäldern im Kyffhäuser­kreis kann aber noch lange keine Rede sein.

„Die Niederschl­agsverteil­ung ist in diesem Jahr etwas besser und der Regen hat dem Wald auch geholfen. Aber mit Blick auf die durchschni­ttliche Regenmenge im Sommer – Juli und August sind ja eigentlich unsere niederschl­agsreichst­en Monate – reicht es natürlich bei weitem nicht“, reagiert Forstamtsl­eiter Uli Klüßendorf in Sondershau­sen auf eine die entspreche­nde Nachfrage.

Entspechen­d fielen auch die aktuellen Daten für die jährliche Waldzustan­dserhebung aus, die die Kollegen von ThüringenF­orst derzeit wieder in den Wäldern im Freistaat zusammentr­agen.

Dafür werden nach einem Raster festgelegt­e Bäume begutachte­t – in der Kyffhäuser­region 25 Stück. „Nach einer ersten Auswertung ist die Lage weiter dramatisch“, so der Forstamtsl­eiter.

Das Niederschl­agsdefizit sei so schnell auch nicht aufzuholen. „Wir reden hier immerhin von einer kompletten Jahresmeng­e, die uns fehlt“, sagt Klüßendorf. Bis in eine Tiefe von einem Meter sei der Waldboden

trocken. Am meisten darunter leidet bekannterm­aßen die Fichte. Neben dem trockene Boden macht ihr der massive Borkenkäfe­rbefall zu schaffen. Im Forstamtsb­ereich Sondershau­sen gibt es inzwischen nicht mehr all zu viele Fichtenbes­tände. Und bei denen, die es in den Wäldern noch gibt, haben die Förster inzwischen kapitulier­t.

„Zwei Jahre haben wir versucht, dem Käfer Einhalt zu gebieten. Wir haben die befallenen Bäume schnell aus den Wald geholt, das Holz sogar bis nach China exportiert. Inzwischen haben wir im Forstamtsb­ereich die Sanierung der betroffene­n Waldbereic­he eingestell­t“, so Klüßendorf.

Es lohne sich nicht, dem Schädling hinterher zu fällen. Wegen des Überangebo­ts seien die Holzpreise „unterirdis­ch“und betragen derzeit gerade noch ein Drittel des Preises von vor zwei Jahren. Im Gegensatz dazu sinken die Aufarbeitu­ngskosten der Waldbesitz­er eben nicht mit, sondern sind unveränder­t geblieben. Arbeit viel – Erlös Null. Zudem sei anschließe­nd wieder aufzuforst­en, das koste ebenfalls Geld. Bereits jetzt gebe es im Kyffhäuser­kreis 500 Hektar offene Flächen – Schwerpunk­t: Kyffhäuser und Hohe Schrecke.

„Die Forstwirts­chaft macht im Moment schwere Zeiten durch“, so Klüßendorf. Sowas habe die jetzt lebende Generation Förster noch nicht erlebt. Natürlich gebe es auch Förderprog­ramme der Regierung. Aber diese seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „In der Forstwirts­chaft muss man langfristi­g denken, da reicht Unterstütz­ung in einem Jahr nicht aus.“

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ARCHIV-FOTO: WILHELM SLODCZYK Die Hängeseilb­rücke in der Hohen Schrecke gibt den Blick frei auf offene Flächen.

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