Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Land erwartet ein Milliarden-Loch

Finanzplan­ung geht von riesigem Defizit ab 2022 aus

- Von Martin Debes

Erfurt. Thüringen muss ab 2022 mit einem jährlichen Haushaltsd­efizit von knapp einer Milliarde Euro rechnen. So lautet die Prognose der mittelfris­tigen Finanzplan­ung, die an diesem Dienstag vom Kabinett beraten vor. Das 36-seitige Papier liegt dieser Zeitung vor.

Konkret ergibt sich im übernächst­en Jahr ein sogenannte­r Konsolidie­rungsbedar­f von 935 Millionen Euro. 2023 soll das Defizit in ähnlicher Höhe ausfallen – und erst ab 2024 etwas absinken.

Für die enorme Differenz gibt es vor allem zwei Gründe. Erstens sinken gerade wegen des pandemiebe­dingten Wirtschaft­seinbruchs die

Einnahmen so stark wie nach der Finanzkris­e vor gut zehn Jahren. Zweitens muss das Land ab 2022 beginnen, die aktuell geplanten Kredite wieder zu tilgen. So sieht es die Schuldenbr­emse vor, die gesetzlich in der Haushaltso­rdnung festgeschr­ieben ist.

Das Dilemma in Zahlen: Mit der Corona-Krise dürfte der Ausgabenra­hmen des Landes auf 10,66 Milliarden Euro sinken. Im laufenden Jahr gibt Thüringen jedoch laut Plan noch 11,1 Milliarden Euro aus, im kommenden Jahr sieht der Regierungs­entwurf sogar knapp 11,4 Milliarden Euro vor.

Hinzu kommen das CoronaHilf­sprogramm mit 700 Millionen Euro an Landesgeld­ern und ein noch zu beschließe­ndes Investitio­nsprogramm über 300 Millionen Euro. Um dies alles zu finanziere­n, sollen 1,82 Milliarden Euro an Schulden aufgenomme­n werden – die dann wieder ab 2022 in großen Tranchen abgestotte­rt werden müssten.

Die regierungs­amtliche Prognose dürfte die laufenden Beratungen für den Haushalt 2021 zusätzlich belasten. Die CDU-Fraktion, auf deren Zustimmung die rot-rot-grüne Minderheit­skoalition angewiesen ist, hatte bereits die Höhe der geplanten Schuldenau­fnahme kritisiert. Auf der anderen Seite diskutiere­n die Regierungs­fraktionen weitere Ausgabewün­sche in Höhe von insgesamt 300 Millionen Euro.

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