Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Wo das Atom-Endlager gebaut werden kann

Die Suche nach einer dauerhafte­n Lagerstätt­e hat zu ersten Ergebnisse­n geführt. Gorleben ist ausgeschlo­ssen

- Von Theresa Martus

Berlin. Die Geschichte des Atomstroms in Deutschlan­d ist vergleichs­weise kurz. Doch ihre Nachwirkun­gen werden zu spüren sein noch lange nachdem 2022 der letzte Atommeiler vom Netz geht. Mindestens eine Million Jahre – so lang jedenfalls soll das Atommüll-Endlager, das derzeit gesucht wird, Strahlensc­hutz garantiere­n. So steht es im Standortau­swahlgeset­z, das den langen Weg zum Endlager regelt.

Der erste Schritt ist jetzt getan: Am Montag präsentier­te die Bundesgese­llschaft für Endlagerun­g (BGE) die ersten Zwischener­gebnisse. Nach einer Auswertung von geologisch­en Daten ist jetzt klar, wo in Deutschlan­d ein Endlager entstehen könnte – und wo sicher nicht. Die wichtigste­n Fragen und Antworten zum Umgang mit dem schweren Erbe des Atomstroms:

Welche Gebiete kommen jetzt infrage?

Insgesamt 90 Regionen hat die BGE in ihrem Zwischenbe­richt als grundsätzl­ich geeignet identifizi­ert. Sie decken insgesamt 54 Prozent der Fläche der Bundesrepu­blik ab und verteilen sich über nahezu alle Bundesländ­er. Nur das Saarland bleibt weiß auf der Karte der möglichen Standorte. Einige der Teilgebiet­e sind sehr klein, andere erstrecken sich über mehrere Bundesländ­er. Die Regionen, die jetzt umrissen wurden, seien die, bei denen es sich nach der ersten Auswertung der Daten „lohnt, genauer hinzuschau­en“, sagte Steffen Kanitz, Geschäftsf­ührer der BGE, am Montag bei der Vorstellun­g des Berichts. Er betonte aber auch, dass die Suche noch am Anfang stehe: „Ein Teilgebiet ist noch lange kein Endlagerst­andort.“

Auf welcher Basis wurde Gorleben ausgeschlo­ssen?

Jahrzehnte­lang war um den Salzstock in Niedersach­sen als mögliches Endlager erbittert gestritten worden. Jetzt steht fest: Gorleben wird es nicht. Der Salzstock habe zwar die Mindestanf­orderungen erfüllt. Insgesamt gebe es dort aber „keine günstige Gesamtsitu­ation“, sagt BGE-Geschäftsf­ührer Kanitz. Das liege unter anderem daran, dass das Deckgebirg­e über dem Salzstock nicht mehr intakt sei. Doch das heißt nicht, dass die Bewohner der Region aufatmen können. Denn ganz in der Nähe gibt es Vorkommen

von Tongestein, die als geeignetes Teilgebiet ausgewiese­n sind.

Weshalb gelten die ausgewählt­en Gebiete als besonders sicher?

In den Gebieten, die jetzt ausgewiese­n wurden, gibt es die richtigen geologisch­en Bedingunge­n für ein Endlager. Als ausreichen­d sicher gelten Tongestein und kristallin­es Wirtsgeste­in wie Granit oder Steinsalz. Alle drei bringen unterschie­dliche Vor- und Nachteile mit sich. Tongestein zum Beispiel sei sehr dicht und bilde eine gute Barriere zu grundwasse­rleitenden Schichten, sei aber auch temperatur­empfindlic­h, erklärte Kanitz. Welches Wirtsgeste­in am besten geeignet sei, lasse sich nicht von vornherein sagen.

Damit ein Gebiet für ein Endlager infrage kommt, muss das Gestein mindestens 300 Meter tief unter der Erde liegen und mindestens einhundert Meter mächtig sein. Denn der Standort, der letztlich gewählt wird, muss über einen sehr langen Zeitraum allen möglichen Umwelteinf­lüssen und auch Veränderun­gen zum Beispiel durch den Klimawande­l widerstehe­n können.

Wer entscheide­t am Ende, wo das Lager gebaut wird?

Die große Zahl der Teilgebiet­e, die jetzt definiert wurden, soll sukzessive

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