Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Beethovens Vierte zeigt Variationskunst
Konzert der Thüringer Symphoniker
Saalfeld. Endlich begann sie – die Kammerkonzertsaison 20/21 am Freitag im Meininger Hof in Saalfeld mit nunmehr drei Konzertabenden und dem 1. Sinfoniekonzert der Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt. Gleich an erster Stelle sei ein herzlicher Dank an das Orchester sowie alle Beteiligten ausgesprochen. Sie arbeiten heuer 50 Prozent mehr, um insgesamt etwa die Hälfte des sonstigen Publikums als Gäste begrüßen zu können. Das ist echtes Engagement!
Vom ersten Ton an und mit hörbar bewusster Intensität stiegen die Musiker mit Mendelssohns Singspiel-Ouvertüre „Heimkehr aus der Fremde“in Motto und Abend ein. Eines der schönsten Klavierkonzerte überhaupt, KV 271 von Mozart, schloss sich an.
Da Nikolai Tokarev als Solist aus Moskau nicht anreisen durfte, entstand unfreiwillig spontan eine Konzertsituation mit ganz besonderer Aufmerksamkeit, welche die sehr kurzfristig eingesprungene Pianistin Evgenia Rubinova fulminant ausfüllte. Den Kopfsatz nahm sie noch nicht allzu flüssig, doch mit überzeugendem Gestaltungskönnen und exzellenter Klangbalance. Diese führte sie konsequent durch den langsamen Mittelsatz in ein quirlig-perlendes Rondeau-Finale. Sehr hörenswert auch die wunderbare Zugabe von Tschaikowski „Erinnerung an alte Zeiten“.
Lassen wir die Reduzierung des sinfonischen Schaffens von Beethoven auf die 3., 5. und 9. Sinfonie beiseite, ist plötzlich auch das „Mittelkind“zwischen den Genannten, die 4. Sinfonie, ein absoluter Vollblutbeethoven – auch ganz ohne strukturelle Revolutionen. Schon rein rhythmisch könnte man dazu ein Thema des ersten Satzes mit „ja, so ist es“textlich unterlegen. Langsame Sätze sind bei Beethoven ohnehin immer Meisterwerke lyrisch-poetischer Innigkeit. Die äußerst enge thematische Verflechtung der vier Sätze zeigt zudem eine oft etwas unbeachtete Seite des Meisters, die Variationskunst.