Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Schweinepest: Förster der Region rüsten sich für den Ernstfall
Schutzanzüge und Seilwinden zum Abtransport toter Tiere. Alarmübung steht bevor
Kyffhäuserkreis. „Es ist wie ein Damokles-Schwert – es drohen verheerende Folgen, letztlich für alle. Wir nehmen das sehr ernst“, sagt Uli Klüßendorf mit Blick auf das Geschehen in Brandenburg. Bei 36 toten Wildschweinen wurde dort das Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASP) nachgewiesen.
„Und Brandenburg ist nicht weit weg“, betont der Amtsleiter von Thüringenforst in Sondershausen. Zwar habe die Verbreitung in Osteuropa gezeigt, dass der Vormarsch nicht linear geschieht. „Das Virus kann auch springen, also als nächstes in Hessen oder Bayern auftauchen.“Aber man müsse unbedingt gewappnet sein.
Für den Ernstfall hat der Forst nun Material erhalten: weiße Schutzanzüge, Foliesäcke, Stiefel, Seilwinden und Wannen, mit denen tote Tiere transportiert werden. Das alles lagert in einem Raum in Rathsfeld am Kyffhäuser. Vier Förster wurden speziell geschult, wie sie sich auf Such- und Bergetouren verhalten sollen. Thüringenweit stehe zudem ein Berufsjäger parat, der mit Kadaver-Suchhund an verdächtigen Stellen auf die Pirsch geht. Kilometerlange Zäune, mit denen ein betroffenes Gebiet abgesperrt wird, lagern zentral. Anfang November wird es, wie im Vorjahr, eine Alarmübung geben.
„Wir reden ja seit zwei Jahren davon, versuchen mit Prävention die Ausbreitung weiter hinauszuzögern“, so Klüßendorf. Klar, die Krankheit, die bei Schweinen immer tödlich endet, sei für Menschen ungefährlich. Aber die Folgen für die Landwirtschaft würden gravierend sein. Zum Exportstopp kämen Quarantäne und gar Keulung (Tötung) der Hausschweinbestände. „Und wir sind da keine unwichtige
Region.“Auch für die Waldnutzung hat es Konsequenzen: Bürgern wird es dann strikt verboten, die Gebiete zu betreten. Jagd und sogar Holzernte sind eingeschränkt bis gar nicht möglich. Auch auf Bauern mit ihren Feldern kämen Auflagen zu.
Die Schwarzkittel als Problemtiere! Vor Aufkommen der Krankheit, so glaubte Klüßendorf, sei das Thema überwunden gewesen. Seit Beginn der Trockenperiode 2018 habe sich der Bestand in der Region um 20 Prozent reduziert. „Wildschweine brauchen Wasser, zum Suhlen, zum Großziehen der Frischlinge.“Auch die Klageflut über von Wildschweinen angerichtete Schäden nimmt ab. Jägern wird derzeit eine Abschussprämie von 25 Euro pro Stück gezahlt. In Brandenburg wurde sie vor kurzem auf 100 Euro erhöht. „Möglich, dass dies hier auch kommt.“
Auch die Jäger der Region Kyffhäuserkreis sind durch ein neues Thüringer Schwarzwild-Kompetenzzentrum über ASP und die Symptome informiert, zu Wachsamkeit angehalten. Otto-NormalWaldbesucher rät Klüßendorf, keinesfalls entdeckte tote Wildschweine zu berühren. „Der Kadaver ist hochinfektiös.“An und in den Knochen soll das Virus noch ein halbes Jahr nach Tod des Tieres zu finden sein. Veterinäramt, Forst, Polizei, Jäger – alle seien Ansprechpartner, wenn jemandem etwas auffalle.
Eine Garantie, das Virus einzudämmen, gibt es nicht. Neben Wildschweinen gilt menschliches Handeln als Hauptursache für die Verbreitung der Viren. Die erfolgt über Transporte – von lebenden Tieren ebenso wie von Fleischprodukten oder durch die Einfuhr kontaminierter Gegenstände. Heißt: Kleidung, Geräte und Fahrzeuge. Da seien die Wildschweine selbst, so Klüßendorf, nur ein Teilaspekt.