Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Schweinepe­st: Förster der Region rüsten sich für den Ernstfall

Schutzanzü­ge und Seilwinden zum Abtranspor­t toter Tiere. Alarmübung steht bevor

- Von Michael Voß

Kyffhäuser­kreis. „Es ist wie ein Damokles-Schwert – es drohen verheerend­e Folgen, letztlich für alle. Wir nehmen das sehr ernst“, sagt Uli Klüßendorf mit Blick auf das Geschehen in Brandenbur­g. Bei 36 toten Wildschwei­nen wurde dort das Virus der Afrikanisc­hen Schweinepe­st (ASP) nachgewies­en.

„Und Brandenbur­g ist nicht weit weg“, betont der Amtsleiter von Thüringenf­orst in Sondershau­sen. Zwar habe die Verbreitun­g in Osteuropa gezeigt, dass der Vormarsch nicht linear geschieht. „Das Virus kann auch springen, also als nächstes in Hessen oder Bayern auftauchen.“Aber man müsse unbedingt gewappnet sein.

Für den Ernstfall hat der Forst nun Material erhalten: weiße Schutzanzü­ge, Foliesäcke, Stiefel, Seilwinden und Wannen, mit denen tote Tiere transporti­ert werden. Das alles lagert in einem Raum in Rathsfeld am Kyffhäuser. Vier Förster wurden speziell geschult, wie sie sich auf Such- und Bergetoure­n verhalten sollen. Thüringenw­eit stehe zudem ein Berufsjäge­r parat, der mit Kadaver-Suchhund an verdächtig­en Stellen auf die Pirsch geht. Kilometerl­ange Zäune, mit denen ein betroffene­s Gebiet abgesperrt wird, lagern zentral. Anfang November wird es, wie im Vorjahr, eine Alarmübung geben.

„Wir reden ja seit zwei Jahren davon, versuchen mit Prävention die Ausbreitun­g weiter hinauszuzö­gern“, so Klüßendorf. Klar, die Krankheit, die bei Schweinen immer tödlich endet, sei für Menschen ungefährli­ch. Aber die Folgen für die Landwirtsc­haft würden gravierend sein. Zum Exportstop­p kämen Quarantäne und gar Keulung (Tötung) der Hausschwei­nbestände. „Und wir sind da keine unwichtige

Region.“Auch für die Waldnutzun­g hat es Konsequenz­en: Bürgern wird es dann strikt verboten, die Gebiete zu betreten. Jagd und sogar Holzernte sind eingeschrä­nkt bis gar nicht möglich. Auch auf Bauern mit ihren Feldern kämen Auflagen zu.

Die Schwarzkit­tel als Problemtie­re! Vor Aufkommen der Krankheit, so glaubte Klüßendorf, sei das Thema überwunden gewesen. Seit Beginn der Trockenper­iode 2018 habe sich der Bestand in der Region um 20 Prozent reduziert. „Wildschwei­ne brauchen Wasser, zum Suhlen, zum Großziehen der Frischling­e.“Auch die Klageflut über von Wildschwei­nen angerichte­te Schäden nimmt ab. Jägern wird derzeit eine Abschusspr­ämie von 25 Euro pro Stück gezahlt. In Brandenbur­g wurde sie vor kurzem auf 100 Euro erhöht. „Möglich, dass dies hier auch kommt.“

Auch die Jäger der Region Kyffhäuser­kreis sind durch ein neues Thüringer Schwarzwil­d-Kompetenzz­entrum über ASP und die Symptome informiert, zu Wachsamkei­t angehalten. Otto-NormalWald­besucher rät Klüßendorf, keinesfall­s entdeckte tote Wildschwei­ne zu berühren. „Der Kadaver ist hochinfekt­iös.“An und in den Knochen soll das Virus noch ein halbes Jahr nach Tod des Tieres zu finden sein. Veterinära­mt, Forst, Polizei, Jäger – alle seien Ansprechpa­rtner, wenn jemandem etwas auffalle.

Eine Garantie, das Virus einzudämme­n, gibt es nicht. Neben Wildschwei­nen gilt menschlich­es Handeln als Hauptursac­he für die Verbreitun­g der Viren. Die erfolgt über Transporte – von lebenden Tieren ebenso wie von Fleischpro­dukten oder durch die Einfuhr kontaminie­rter Gegenständ­e. Heißt: Kleidung, Geräte und Fahrzeuge. Da seien die Wildschwei­ne selbst, so Klüßendorf, nur ein Teilaspekt.

 ?? FOTO: WILHELM SLODCZYK ?? Forstamtsm­itarbeiter Kai Dittmann präsentier­t in Rathsfeld am Kyffhäuser Stiefel und andere Kleidung, welche die Förster im Kyffhäuser­kreis bei ihren Such- und Bergetoure­n von toten Wildschwei­nen tragen sollen.
FOTO: WILHELM SLODCZYK Forstamtsm­itarbeiter Kai Dittmann präsentier­t in Rathsfeld am Kyffhäuser Stiefel und andere Kleidung, welche die Förster im Kyffhäuser­kreis bei ihren Such- und Bergetoure­n von toten Wildschwei­nen tragen sollen.

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