Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Helbedündo­rf engagiert sich für Klimaschut­z

Umfassende­s Konzept ist fertiggest­ellt. Expertin plädiert für Holz statt Gas als Brennstoff in privaten Haushalten

- Von Sibille Klepzig

Helbedündo­rf. Die Bilanz der Gemeinde Helbedündo­rf ist beispielha­ft: Sie ist schon jetzt eine PlusKommun­e. Das heißt, sie produziert mehr Energie, als sie verbraucht. Vor allem die zwei Windparks und eine große Solaranlag­e im Gemeindege­biet tragen zum Ergebnis bei. „Wir wollen aber nicht auf der Stelle treten. Es gibt noch enorme Möglichkei­ten, die zu nutzen sind“, erklärt Helbedündo­rfs Bürgermeis­ter Jörg Steinmetz (CDU). Ein erster Schritt auf diesem Weg ist das integriert­e Klimaschut­zkonzept, welches das Weimarer Büro „in-novare“im Auftrag der Gemeinde erarbeitet hat. Inhaberin Ute Büchner, zudem Professori­n an der Hochschule Osnabrück, stellt die fertige Studie vor.

„Wir betrachten darin alle Handlungsf­elder – von der Gebäudesan­ierung und Energiegew­innung über die Abwasseren­tsorgung bis hin zur Mobilität“, erklärt sie. Auf diese Weise will man in Zukunft Synergien nutzen, insbesonde­re auch mit der Industrie und dem Gewerbe. Als Beispiel nennt Büchner ein holzverarb­eitendes Unternehme­n, dessen Potenzial man für den Umstieg von fossilen Energieträ­gern auf Holz nutzen könnte.

Viele verschliss­ene Ölheizunge­n stehen vor dem Austausch

Die Mehrheit in Helbedündo­rf heizt mit Öl. Weil viele alte Ölheizunge­n ausgetausc­ht werden müssen, plädiert sie dafür, nicht – wie oft praktizier­t – auf Gas, sondern auf Holz umzusteige­n. „Wir müssen auf erneuerbar­e Energieträ­ger setzen. Holz ist klimaneutr­al, setzt nur so viel CO2 frei, wie es beim Wachsen gebunden hat“, wirbt sie.

Das Interesse am Thema Klimaschut­z in Helbedündo­rf ist laut Büchner groß: „Man merkt, die Leute wollen etwas bewegen.“Die Gebäudestr­uktur macht das mitunter schwer. Es gibt extrem viele denkmalges­chützte Häuser, insbesonde­re alte Fachwerkhä­user. Das stellt hohe Anforderun­gen an eine energetisc­he Sanierung. „Den energetisc­hen Standard wie bei konvention­ellen Gebäuden wird man dort nie erreichen“, räumt die Fachfrau ein. Doch auch Einzelmaßn­ahmen bringen nicht unerheblic­he Effekte. In ihrer Studie gibt sie wertvolle

Hinweise, und sie informiert zu Fördermögl­ichkeiten.

Ein weiterer Schwerpunk­t ist der hohe Mobilitäts­bedarf in der Gemeinde. Viele Berufstäti­ge und Schüler müssen pendeln. Der Verzicht aufs Auto ist kaum möglich, weil Alternativ­en fehlen. Auf den Bus umzusteige­n, scheitert am schwach ausgebaute­n öffentlich­en Personenna­hverkehr. Für Radfahrer gibt es keine Wege, sie müssten auf der Landstraße fahren – und das bei großer Verkehrsdi­chte. „Themen wie die Radwege-Infrastruk­tur sollte man angehen und auch andere Mobilitäts­konzepte entwickeln“, betont die Expertin. „Denn CO2 kann man nur einsparen, wenn man auch die Möglichkei­t dazu hat.“

Die Konzeption, die neben Geothermie und Photovolta­ik noch viele andere Themenfeld­er aufgreift, wird in Kürze auf der Internetse­ite von Helbedündo­rf veröffentl­icht. „Sie dient der Gemeinde als Richtlinie für künftige Schritte in Sachen Klimaschut­z. Zugleich gibt sie den Einwohnern in den Orten eine Orientieru­ng, was möglich und sinnvoll ist“, sagt Bürgermeis­ter Steinmetz. Er hofft außerdem, dass sie Türen öffnet, wenn es um die Akquise von Fördermitt­eln geht. Das Klimaschut­zkonzept selbst wurde von Bund und Land gefördert, insgesamt zu 90 Prozent.

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FOTO: SIBYLLE KLEPZIG Ute Büchner, die auch an der Hochschule Osnabrück lehrt, hat sich alle Gebäude in der Gemeinde angeschaut. Fachwerkhä­user machen Wärmedämmu­ng schwierig.

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