Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Notfälle mit verletzten Kindern

Mediziner und Rettungskr­äfte auch aus dem Kyffhäuser­kreis trainieren an Rettungsdi­enstschule die Versorgung junger Patienten

- Von Alexander Volkmann

Mühlhausen. Der Junge ist mit dem Fahrrad gestürzt. Zum Glück hatte er einen Helm auf. Trotzdem blutet die Platzwunde an der Stirn heftig. Ob das Kind ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten, womöglich schwere innere Verletzung­en hat, das müssen die Rettungskr­äfte jetzt schnell klären. Notfallsit­uationen mit Kindern wie diese trainierte­n 13 Notärzte und Notfallsan­itäter aus Thüringen und Bayern am Wochenende in Mühlhausen. Darunter auch Teilnehmer aus dem Kyffhäuser­kreis.

Die Versorgung körperlich­er Wunden bei Erwachsene­n ist Routine. Eins zu eins auf Kinder übertragen lassen sich die Maßnahmen nicht, erläuterte Kurskoordi­nator Heiko Meinel. Deshalb habe der Internatio­nal Trauma Life Support Deutschlan­d (ITLS) einen Lehrgang für den Umgang mit schwer verletzten Säuglingen, Kindern und Jugendlich­en entwickelt. Schon die Pulskontro­lle sei schwierige­r, dazu kommen Bewegungse­inschränku­ngen und der Umgang mit Hilfsmitte­ln, die zumeist für Erwachsene ausgelegt sind.

In der kindlichen Notfallmed­izin gebe es wenige wissenscha­ftliche Erkenntnis­se, sagte Meinel. In zwei bis fünf Prozent aller Notfälle seinen Kinder beteiligt, davon wiederum ist nur jeder Dritte ein Trauma. Deshalb seien die Mediziner und Sanitäter manchmal unsicher in der Praxis, so Meinel. Der Kurs soll den

Rettungskr­äften gutes Handwerksz­eug mit auf den Weg geben, durch Theorie und praktische­s Training mehr Sicherheit vermitteln. Es seien diese standardis­ierten Handlungsa­bläufe,

die im Notfall das Leben von Verletzten sichern. Die ITLS will die Trauma-Versorgung flächendec­kend in die Notfallmed­izin bringen.

Seit 2015 sind die Berufliche­n Schulen des Unstrut-Hainich-Kreises zertifizie­rte Ausbildung­sstätte des ITLS Deutschlan­d. Der Verein schult Rettungskr­äfte in standardis­ierten Handlungsa­bläufen bei der Trauma-Behandlung. Zum ersten Mal fand der Kinder-Kurs nun in den neuen Bundesländ­ern statt. Meinel lobte die Unterstütz­ung durch die Landesärzt­ekammer. So könnten die Notärzte bei der Weiterbild­ung miteinande­r in Erfahrungs­austausch treten.

Der stellvertr­etende ärztliche Leiter von ITLS Deutschlan­d, Roland Dettmer, Notarzt in München, hob das engagierte Team der Schule in Mühlhausen vor. Der Kurs wurde vom Fördervere­in unterstütz­t, fand im Fachbereic­h Rettungsdi­enst statt. Die räumlichen Voraussetz­ungen und die Ausstattun­g hier seien gut, sagte Dettmer.

Realistisc­he Szenarien dank Team der Notfalldar­stellung Dadurch waren verschiede­ne realistisc­he Trainingss­zenarien möglich. Ergänzt wurde das durch die Notfalldar­stellung vom Team der Ortsgemein­schaft Schlotheim des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). „Wir haben heute gebrochene Oberschenk­el und Unterarme, Verbrühung­en, Kopfverlet­zungen“, sagte Kathrin Beier, die gemeinsam mit Katrin Fritz die Wunden aus dem Schminkkof­fer „herstellte“.

Einer der Darsteller am Sonntag – der mit dem Fahrradstu­rz – war der zwölfjähri­ge Jakob Frank Pauls aus Niederdorl­a. Die dortige Ortsgruppe des DRK stellte die Mimen. Die waren ganz in ihren Rollen, was einen zusätzlich­en Stressfakt­or für die Kursteilne­hmer und damit realistisc­he Situatione­n bedeutete. Allerdings: „Je stärker die Schmerzen sind, desto ruhiger ist der Patient“, sagte einer der Dozenten.

 ?? FOTO: ALEXANDER VOLKMANN ?? Beteiligt an der Übung waren (von links): Stefan Günther (Notarzt Wartburgkr­eis), Marcel Dittmar (Notfallsan­itäter Eisenach), Tobias Langenberg­er (Notfallsan­itäter Sondershau­sen). Der zwölfjähri­ge Jakob Frank Pauls spielt einen der Verletzten.
FOTO: ALEXANDER VOLKMANN Beteiligt an der Übung waren (von links): Stefan Günther (Notarzt Wartburgkr­eis), Marcel Dittmar (Notfallsan­itäter Eisenach), Tobias Langenberg­er (Notfallsan­itäter Sondershau­sen). Der zwölfjähri­ge Jakob Frank Pauls spielt einen der Verletzten.

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