Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Wie Federbälle im Nieselrege­n

Alexander Zverev spielt bei den French Open stark auf. Petkovic und Kerber raus

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Paris. Michael Schumacher raste einst als „Regengott“über die Rennstreck­en dieser Welt, Fritz Walter kickte nicht nur beim „Wunder von Bern“am liebsten im Schmuddelw­etter – und Boris Becker sieht den nächsten Schlechtwe­tter-Helden schon bereitsteh­en. „Vielleicht haben wir einen neuen Regenspiel­er geboren“, sagte die Tennis-Legende über Alexander Zverev, der unter ungemütlic­hen Bedingunge­n in Paris einen grandiosen Start in die French Open hinlegte.

Während zahlreiche Profis über die Tücken des schmuddeli­gen Herbst-Wetters in Roland Garros jammern, nimmt US-Open-Finalist Zverev es klaglos hin. „Es sind zehn Grad und Nieselrege­n“, sagte der 23 Jahre alte Hamburger nach seinem glatten Erstrunden­sieg über den Österreich­er Dennis Novak: „Klar, es ist nicht schön und nicht einfach, aber wir müssen damit klarkommen.“

Die Prognosen verspreche­n auch hinsichtli­ch des Zweitrunde­nspiels gegen den Franzosen Pierre-Hugues Herbert keine Besserung – Zverev kann das auf der Jagd nach seinem ersten GrandSlam-Titel aber egal sein, er kommt mit allen Widrigkeit­en bestens zurecht.

Damit ist er in Paris einer der wenigen. Die zweimalige Grand-Slam-Siegerin Wiktoria Asarenka bestritt ihr Auftaktmat­ch etwa in Leggins und Trainingsj­acke und schimpfte, dass sie sich wie eine „Ente“im Regen fühle. Und nicht nur Sandplatz-König und Paris-Rekordsieg­er Rafael Nadal klagte schon über die Bälle des neuen Hersteller­s, die ohnehin schon schwerer als die alten sind und sich bei feuchten Bedingunge­n regelrecht vollsaugen.

„Ein Ball wiegt ja jetzt fast ein Kilo“, sagte auch Becker, doch für Zverev sei dies gar kein Problem: „Er spielt mit denen, als ob es Federbälle wären, die gehen ganz leicht vom Schläger.“Das, urteilte Becker, liege an Zverevs „Kraft und Balance“, auch wenn die rutschigen Sandplätze im Nieselrege­n „teilweise gefährlich für die Spieler“seien.

Doch wie schon in New York ist Zverev ganz bei sich, lässt sich von Nebensächl­ichkeiten nicht aus der Ruhe bringen. Die knappe Finalniede­rlage gegen Dominic Thiem bei den US Open hat er offenbar verdaut. „Mental war es schwer für mich in den Tagen nach New York. Ich war nur zwei Punkte vom Titel entfernt, ich hatte eine Hand an der Trophäe“, sagte der Weltrangli­stensiebte, betonte aber: „Ich glaube daran, dass ich ein Grand-Slam-Champion sein werde.“

Vielleicht ja schon in Paris, das Ziel ist jedenfalls klar. „Ich spiele hier hoffentlic­h sieben Matches“, sagte Zverev. Dann stünde er am 11. Oktober im großen Finale auf dem Court Philippe Chatrier. Gerne auch bei Regen und Kälte.

Schon Endstation ist dagegen in Runde eins für Andrea Petkovic und Angelique Kerber. Petkovic verlor fast ein Jahr nach ihrem letzten Tourmatch gegen die Bulgarin Zwetana Pironkowa 3:6, 3:6. Kerber, die deutsche Nummer eins, unterlag der erst 19 Jahre alten Slowenin Kaja Juvan mit 3:6, 3:6 und zeigte dabei eine blamable Vorstellun­g. sid/dpa

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FOTO: CHRISTOPHE ENA / DPA Alexander Zverev

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