Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Ramelow deklassier­t Konkurrenz Trotz Popularitä­t des Ministerpr­äsidenten reicht es nicht für linke Mehrheit. AfD gestärkt

- Leitartike­l

Die politische Lage in Thüringen bleibt komplizier­t. Fände die im Jahr 2024 anstehende Landtagswa­hl bereits jetzt statt, wäre eine Mehrheit ohne die Beteiligun­g von Linke oder AfD weiterhin ausgeschlo­ssen. Gleichzeit­ig befände sich die rot-rot-grüne Koalition immer noch in der Minderheit. Die Linke käme mit 24 Prozent gemeinsam mit der SPD (13 Prozent) und den Grünen (8 Prozent) nur auf 45 Prozent. Ohne die Anteile der Parteien, die es nicht über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen, wären für eine absolute Mehrheit mindestens 47 Prozent der Stimmen nötig.

Dies ergab eine repräsenta­tive Umfrage des Erfurter Insa-Instituts im Auftrag dieser Zeitung. Grund für die Schwäche von Rot-Rot-Grün ist die SPD, die im Vergleich zu April drei Prozentpun­kte einbüßt. Die Grünen legen einen Punkt zu, die Linke verharrt bei 24 Prozent.

Die AfD gewinnt hingegen nochmals zwei Prozentpun­kte hinzu und liegt mit 24 Prozent gleichauf mit der Linken. Zusammen kämen die beiden auf 48 Prozent – dies bedeutete eine Mehrheit der Mandate.

Die CDU bleibt trotz einer deutlich verbessert­en Umfragesit­uation bei 20 Prozent. Grund dafür könnten die jüngsten Personalqu­erelen sein. So hatte der frühere Landesvors­itzende Mike Mohring eine Rückkehr an die Thüringer Unionsspit­ze erwogen. Nach einigem Hin und Her soll nun Landtagsfr­aktionsche­f Mario Voigt den Parteivors­itz übernehmen. Er gilt auch als künftiger Spitzenkan­didat für die Landtagswa­hl, wobei seine persönlich­en Popularitä­tswerte bislang niedrig sind. Auf die – rein theoretisc­he – Frage nach der Direktwahl des Ministerpr­äsidenten nannten nur gut vier Prozent der rund 1000 Befragten den Namen Voigts.

Noch schlechter schnitt allerdings Innenminis­ter und Vize-Ministerpr­äsident Georg Maier ab. Als SPD-Landeschef ist er der wahrschein­liche Spitzenkan­didat für 2024 – und kam dennoch in der Umfrage nur auf knapp drei Prozent. AfD-Landes- und Fraktionsc­hef Björn Höcke würde von rund elf Prozent der Befragten gewählt. Klarer Sieger wäre erneut Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) mit 38 Prozent.

Das Insa-Institut warnte vor voreiligen Schlüssen. „Ramelow und Höcke haben eine Bekannthei­t von fast 100 Prozent“, sagte Chef Hermann Binkert. Mit Voigt und Maier hingegen könnten viele potenziell­en Wähler bisher nicht viel anfangen. Auch daraus erklärten sich die Unterschie­de.

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