Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Ausstellung zeigt Baumeister-Werk
Die Kunstsammlungen Chemnitz erhalten für ihre vom 30. Septemer 2023 bis 7. Januar 2024 geplante Ausstellung „Das Kreative geht dem Unbekannten kühn entgegen – Willi Baumeister und sein Netzwerk“Geld von der Kulturstiftung der Länder. Das Projekt gehört zu acht Projekten bundesweit, für die der Stiftungsrat zusammen eine halbe Million Euro Ausstellungsförderung bewilligt hatte. Die Chemnitzer Schau widmet allen Werkphasen, Medien und dem Netzwerk des deutschen Malers, Lehrers, Kritikers und Sammlers Willi Baumeister (1889-1955).
Der Ausstellungstitel „Dein Ritter Hultenreich“bezieht sich auf eine Grußformel, mit der Autor Hultenreich seine Postkarten an Freund Klimek stets beschließt. In der vielschichtigen retrospektiven Sonderschau treten Klimeks farbintensive, die Kunstgeschichte zitierenden Gemälde, Zeichnungen, Grafiken und Collagen in Dialog mit den mal polemischen, mal liebevollen Gedichten, Romanen, Grafiken und Künstlerbüchern Hultenreichs. Ergänzt wird die Ausstellung um Werke ihrer Weggefährten Hans-Hendrik Grimmling, Nikolai Makarov, Hans Scheib und Strawalde.
Die verschiedenen Räume greifen ehemalige Expositionen auf, die Harald-Alexander Klimek konzipierte. Der Hauptraum „Von Angesicht zu Angesicht – Kopfgefäße“ befasst sich mit Helmen von der Antike bis zur Gegenwart. Er dekliniere den Krieg in seiner Schrecklichkeit durch die Zeit hindurch.
Dort werden als „Protagonisten der Zerstörung“drei besondere Leihstücke aus Berlin gezeigt: Dabei handelt es sich um Skulpturen der „entarteten Kunst“, die 2010 bei Grabungen am Roten Rathaus wieder entdeckt wurden. Sie waren 1937 beschlagnahmt und mit weiteren verfemten Kunstwerken eingelagert worden.
Nach der Zerstörung des Gebäudes im Krieg fanden sie erst 70 Jahre später wieder ihren Weg zurück ans Tageslicht. Zu sehen ist etwa die
Skulptur „Sitzendes Mädchen“von Will Lammert, die laut Klimek „bereits in bekannten Filmen der 20erJahre als Raumdeko auftauchte“.
Ein zweiter Abschnitt steht unter der Überschrift „Lichtgestalten,
Heldenbilder, Bombenschutt“. Ein dritter Raum thematisiert die fast ein Vierteljahrhundert bestehende Künstlerfreundschaft. Hier werden unter anderem Hultenreichs Postkarten an Klimek präsentiert.
Zur Ausstellung entsteht derzeit ein Begleitband. Er soll im August erscheinen und noch innerhalb der Schau auf Schloss Burgk vorgestellt werden. Darüber hinaus wird Harald-Alexander Klimek dem Museum eine Schenkung übergeben: ein kleines Ölbild seines vor zwei Jahren verstorbenen West Highland White Terriers. Mit „Axel“hatte der Künstler noch 2019 das Ostthüringer Schloss besucht, wo der kleine Hund neugierig auf ein Bärenfell rannte. Das Bild soll künftig im Jagdzimmer hängen.