Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Buntes Schriftjuwel birgt Rätsel Über 400 Jahre alte Mörsperg-Handschrift zeichnet detailliertes Bild von Europa und Orient
Orientalische Krieger in prächtigen Uniformen sind in den Mörsperg-Handschriften zu sehen, ebenso exotische Landschaften. Auf einem anderen Blatt seiner Aufzeichnungen zeigt Freiherr Augustin von Mörsperg einen Lappländer samt Rentiergespann und erzählt mit großer Bewunderung, wie diese Menschen in harten Klima des Nordlandes überleben. Aber auch die Städte und Regionen der alten Welt Zentraleuropas mit ihren Bewohnern beschreibt der reisende Rittermönch.
In bildstarken Worten und detailreichen Aquarellen und Tuschzeichnungen in Farbe hat Mörsperg schon vor mehr als 400 Jahren Länder und Menschen rund ums Mittelmeer und im alten Europa bis zum Polarkreis beschrieben. Die handschriftlichen und möglicherweise vom Freiherrn selbst illustrierten Berichte auf 248 gebundenen Blättern sind als Juwel der frühen Reiseliteratur im Sondershäuser Schlossmuseum aufbewahrt. Kürzlich wurde sie anlässlich der Schlössertage hier öffentlich präsentiert.
„Rätsel geben die oftmals eng aneinandergereihten Zeilen in alter deutscher Sprache an vielen Stellen noch immer auf“, ist Restauratorin Mary Randhage von ihrer Arbeit mit den historischen Aufzeichnungen des offenbar ruhelos reisenden Freiherrn fasziniert. „Dabei sind Landschaften und Leute in weiten Passagen wirklich sehr lebensnah und realistisch beschrieben. Anders als bei vielen anderen Berichterstattern in jener und der Zeit davor. Diese haben die Fremden oft von oben herab und unter einem religiösen Blickwinkel betrachtet.“
Mörsperg dagegen gibt unvoreingenommen wieder, was und wen er sah. Auch deshalb sei die nach ihrem Autor benannte Schriftsammlung eine ganz besonders kostbare Quelle für historische Forschungen, schätzt Mary Randhage ein.
Sogar geografisch sind viele der Landschaftszeichnungen auch aus heutiger Sicht noch ziemlich genau und aufschlussreich. Gut erkennen lässt sich etwa eine Darstellung der maltesischen Hauptstadt Valetta. Auf Malta lebte der 1552 im Oberelsaß geborene Mörsperg ab etwa 1571 in einem Orden der Johanniter,
dessen Angehörige sich später in Malteser umbenannten. Weil die Mönche die Insel auch mit Kriegsschiffen verteidigen mussten sammelte der junge Ritter auch Erfahrungen in der Seefahrt. Später und fast bis zu seinem Tod 1605 war Mörsperg außerdem monatelang zu Land unterwegs, bekam sogar eine Audienz bei der englischen Königin Elisabeth I. und traf den berühmten Freibeuter seiner Majestät Francis Drake.
Die in Anlehnung an Mörspergs größte Reisen in drei Bücher aufgeteilte Handschrift gelangte 1644 nach Sondershausen. Damals vermählte sich mit Sophie Dorothea eine Enkelin von Hieronymus Mörsperg, dem Bruder des Weltreisenden, mit Graf Christian Günther II. von Schwarzburg-Sonderhausen. Die Braut brachte die Blättersammlung, die ihr Großvater von seinem Bruder geerbt hatte, mit nach Thüringen. Nachdem die Handschrift später lange in Arnstadt, einem der Sitze der Schwarzburger, verwahrt worden war, wurde sie 1868 in fürstlich-schwarzburgische Landesarchiv nach Sondershausen überführt und blieb seitdem hier im Schloss. Inzwischen sind die Seiten digital erfasst und so für die Forschung gut zugänglich.
Rund 4000 Euro Schaden verursachten Einbrecher in einem Windpark bei Braunsroda, teilt die Polizei mit. Kurz vor 22 Uhr löste ein Alarm aus, als die Täter die Tür zur Windkraftanlage aufbrachen. Dann wurden diverse Schalter gedrückt und Sicherungen gezogen. Die Täter entkamen unerkannt.