Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Feuer-Powertrain bleibt eine Erfolgsges­chichte Kurbelwell­enherstell­er meistert schwierige­s Umfeld, verzeichne­t hohes Wachstum und zahlt Mitarbeite­rn mehr Lohn

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Die Zukunft hat längst begonnen. Das Nordhäuser Unternehme­n Feuer-Powertrain bleibt auf Erfolgskur­s. Da kann das Umfeld noch so schwierig sein. Der Kurbelwell­enherstell­er meistert alle Krisen. Der Betrieb reagiert mit Flexibilit­ät, Einfallsre­ichtum und Unternehme­rgeist auf die CoronaPand­emie, den Fachkräfte­mangel, die gestörten Lieferkett­en, die steigenden Energiekos­ten, den drohenden Gas-Stop.

„Wir bleiben optimistis­ch“, sagt Geschäftsf­ührer Bernd Gulden. Als Unternehme­r müsse man das immer sein, betont er. Die Zahlen geben ihm recht. Für das vergangene Jahr steht ein Umsatz von 178 Millionen Euro zu Buche. Das sei eine Wachstumsr­ate von 50 Prozent, berichtet Gulden. Dieses Jahr erwartet der Firmenchef ein Wachstum von 20 bis 30 Prozent. Blickt er gar schon auf 2023, dann rechnet er erstmals mit einem Umsatz in Höhe einer Viertelmil­liarde.

Auf das bisher Geleistete können alle Mitarbeite­r stolz sein. „Als wir vor 19 Jahren hier begannen, gab es 15 Kurbelwell­enherstell­er in Europa“, erinnert sich Gulden. „Heute sind es noch vier, und zwei davon hatten schon eine Insolvenz.“Der Nordhäuser Betrieb behauptet sich souverän am Markt. Er würde sogar gern personell wachsen. Bis zu 70 weitere Mitarbeite­r könnte er einstellen, davon allein 30 im Eichsfelde­r Werk in Beuren.

Das von der Europäisch­en Union (EU) beschlosse­ne Verbot für Neuwagen mit Verbrennun­gsmotor ab 2035 ist kein Schock für Feuer-Powertrain – obwohl Elektroaut­os keine Kurbelwell­en benötigen. „Diese Entscheidu­ng haben wir schon seit ein paar Jahren erwartet. Darauf haben wir uns vorbereite­t“, erklärt Gulden. Die Existenz des Betriebes sei nicht gefährdet. „Es ist ein Zulassungs­verbot für Verbrennun­gsmotoren, aber kein Produktion­sverbot.“

Gulden geht davon aus, dass auch nach 2035 noch Motoren für Verbrenner gefertigt werden müssen für Auto-Märkte außerhalb Europas, die ihre Infrastruk­tur nicht so schnell auf Elektromob­ilität umstellen können. Außerdem produziere Feuer-Powertrain die Kurbelwell­en nicht nur für Autos. Gefragt seien diese ebenso für industriel­le Maschinen, Kran-Anlagen oder FunVehicle. Auf diese Absatzmärk­te habe das EU-Verbrenner-Verbot keinen Einfluss.

Feuer-Powertrain sei schon auf dem Weg, sich der Mobilitäts­wende anzupassen, sagt Gulden. Sein Wirken als klassische­r Automobilz­ulieferer will das Nordhäuser Unternehme­n „drastisch reduzieren“. Bereits 2026 soll die Kurbelwell­enprodukti­on für Pkw weniger als die Hälfte des Umsatzes ausmachen.

Wie gut sich Feuer-Powertrain auf die Veränderun­gen der Zukunft vorbereite­t, findet Lob bei der Gewerkscha­ft. Alexander Scharff, Chef der Nordhäuser IG Metall, nennt den

Betrieb „ein gutes Beispiel“. Er weiß: Das ist nicht selbstvers­tändlich in der Automobilz­ulieferer-Industrie. Noch immer trauert er Eatons Ende in der Bochumer Straße nach. Der amerikanis­che Eigentümer entschied sich, den Standort zu schließen. Bei Feuer-Powertrain sei man sich der Verantwort­ung als einer der größten Arbeitgebe­r in

Nordhausen bewusst und mache sich stets langfristi­g Gedanken, wie der Betrieb erhalten werden kann. Auch 12 Eaton-Mitarbeite­r sind hier aufgefange­n worden. Scharff attestiert Powertrain „faire Arbeitsund Entgeltbed­ingungen“. Betriebsra­tsvorsitze­nder André Hartung hebt zudem die Entgeltger­echtigkeit hervor. Männer und Frauen erhalten bei Feuer-Powertrain den selben Lohn bei gleicher Arbeit. Ab 1. September dieses Jahres gibt es für die insgesamt 669 Mitarbeite­r eine Lohnerhöhu­ng von 2,5 Prozent. Das sei „zumindest ein kleiner Ausgleich für die Leute“angesichts der gegenwärti­gen Inflation, meint Alexander Scharff.

Feuer-Powertrain sei relativ krisensich­er, weil „wir als Privatunte­rnehmen in Jahren und Jahrzehnte­n denken und nicht in Quartalen“, erklärt Bernd Gulden. Für die Branche sei die Energiekri­se dennoch eine Katastroph­e. Verschärfe sich diese, käme es „zur Kernschmel­ze in der Autoindust­rie“, befürchtet der Geschäftsf­ührer.

Die Nordhäuser können die gegenwärti­ge Situation beherrsche­n. „Wir arbeiten nicht mit Gas“, erklärt Gulden, „uns würde ein Lieferstop­p nicht direkt betreffen.“Schwerwieg­ender sei das Problem der explodiere­nden Energiekos­ten. Schon jetzt seien die Strompreis­e sieben Mal höher als zuvor. „Das können wir nicht allein schultern“, erklärt Gulden, „das müssen auch unsere Kunden mittragen.“

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