Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Teleskop „James Webb“zeigt den Beginn der Zeit US-Raumfahrtbehörde Nasa präsentiert erste spektakuläre Farbbilder des frühen Universums
Kostenexplosionen und Verschiebungen überschatteten den Start von „James Webb“– aber jetzt soll das bislang leistungsfähigste Weltraumteleskop zeigen, was es kann. Herausgekommen ist ein Blick in weit, weit entfernte Galaxien – und einer in eine lange zurückliegende Vergangenheit. Nachdem die US-Raumfahrtbehörde Nasa in der Nacht auf Dienstag deutscher Zeit bereits das erste Farbbild des Weltraum-Teleskops „James Webb“überhaupt gezeigt hatte, stellte die Nasa am Dienstag weitere beeindruckende Aufnahmen vor.
Die erste veröffentlichte Aufnahme des vor kurzem ins All geschossenen „James Webb“-Teleskops liefert einen besonders tiefen und detailreichen Blick ins All. Gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden und dessen Vize Kamala Harris präsentierte die US-Raumfahrtbehörde Nasa in der Nacht auf Dienstag die „tiefste und schärfste bislang aufgenommene Infrarotsicht auf das Universum“.
Auf dem Bild sind mittig helle weiße Punkte zu sehen. Das ist der Galaxie-Cluster „SMACS 0723“, wie Ulrich Walter, Professor für Raumfahrttechnik an der TU München, auf Anfrage erklärte. Der Cluster übernimmt die Funktion einer Linse, so dass dahinterliegende, weiter entfernte Galaxien sichtbar werden. Diese sind laut Walter auf dem Bild als kreisförmig angeordnete, langgezogene orangefarbene Flecken zu erkennen. Biden sprach von einem „historischen Tag“, Harris von einem „aufregenden
neuen Kapitel in der Erforschung unseres Universums“.
„Wir sind bereit, mit diesem Weltklasse-Observatorium unsere Reise zurück zu den frühen Tagen unseres Universums zu beginnen“, sagte Günther Hasinger, Wissenschaftsdirektor der europäischen Weltraumorganisation Esa, die an „James Webb“beteiligt ist. Das
Teleskop ist nach einem früheren Nasa-Chef benannt, der die Behörde in den für die Raumfahrt wichtigen 60er-Jahren leitete.
Auf dem Bild sei nur „ein kleiner Teil des Universums“zu sehen, sagte Nasa-Chef Bill Nelson. Seine Erklärung an Biden: „Das Licht, was du auf einem dieser kleinen Flecken siehst, ist seit 13 Milliarden Jahren unterwegs.“Infrarotstrahlung ist für das menschliche Auge nicht zu sehen, dafür braucht man bestimmte Detektoren, wie Walter erklärt. Und die können das Infrarotlicht mit großen Teleskopen nur im Weltraum sehen, weil die Erdatmosphäre dieses Licht absorbiert.