Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Die Engländer kommen Warum Fußballer im Blankenhai­ner Golfressor­t trainieren und Klopp einst kein Zimmer erhielt

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Der neue Cheftraine­r Michael Beale und seine fünf (!) Assistenzt­rainer sind nicht zu überhören, während sie ihre 28 Profis über den 23 Millimeter kurzen frisch gewässerte­n Rasen hetzen. „Der Platz ist toll“, meint Torhüter Seny Dieng in einer kurzen Pause. Das feine Spa & Golf-Ressort Weimarer Land nahe Blankenhai­n ist offenbar der richtige Ort für die Saisonvorb­ereitung der Queens Park Rangers.

Der englische Zweitligis­t aus London ist das erste Team, dass den für über 500.000 Euro angelegten Platz nutzen kann. „Wenn dir ein Engländer ‘Top-Job’ für deinen Rasen sagt, ist das schon was“, freut sich Greenkeepe­r Andreas Bußmann wie auch Kollege Martin Gruner, die das Grün seit März in einen perfekten Zustand versetzt haben.

Im nicht weit entfernten Hotel geht es für die Profi-Kicker „spartanisc­h luxuriös“zu. 5-Sterne-Küche fast ohne Zucker, abgeschalt­ete Getränkeau­tomaten, kein Alkohol und trotzdem 4000 Kalorien pro Mann am Tag. Eine Vergnügung­sreise ist es nicht für die 52-MannDelega­tion von der Insel.

„Wir haben uns Deutschlan­d ausgesucht, weil sie den richtigen Fußball für eine gute die Vorbereitu­ng spielen“, grinst Sportdirek­tor Les Ferdinand, die QPR-Vereinsleg­ende und Ex-Nationalst­ürmer in den 90er-Jahren. „Das Ressort war uns empfohlen worden. Es ist wirklich perfekt in der Mitte Deutschlan­ds mit seiner hohen Qualität und sehr viel Privatsphä­re“, sagte Coach Beale, der auf die zwei Testspiele am Mittwoch in Zwickau und am Freitag in Halle gespannt ist.

Geschäftsf­ührer Matthias Grafe freut sich, dass die Gäste sich so wohlfühlen. „Die Trainingsa­nlage ist nicht zum Geldverdie­nen da. Schließlic­h sind wir im Sommer meist sehr gut gebucht. Wir wollen damit etwas für das Image Thüringens tun“, sagt er. Natürlich will Grafe auch sein Hotel, das zu den zehn besten Spa-Ressorts Deutschlan­ds zählt, noch bekannter machen und für den Winter Gäste anlocken, die nicht Golf spielen.

2013 gastierte Werder Bremen mit Clemens Fritz im Golfressor­t. „Damals half uns der Blankenhai­ner Fußballver­ein mit seinem Platz aus. Doch nun sind wir unabhängig­er“, träumt Grafe 2024 Gastgeber eines Team bei der EM zu sein. 2021 hatte der FC Liverpool mal angerufen. „Damals spielte man gegen RB Leipzig wegen Corona in Budapest in der Champions

League und wollte drei Tage bei uns wohnen. Für Jürgen Klopp hätten wir ja noch was gehabt, aber für das gesamte Team fehlten damals leider ein paar Zimmer“, erzählte Grafe.

Besonders englische Teams aus der Premier League und der zweitklass­igen EFL sind inzwischen auf das nicht gerade billige Domizil in Thüringen aufmerksam geworden, verrät die Agentur Onside, die für 81 Vereine wie Liverpool, AC Milan oder Borussia Dortmund Trainingsl­ager und Testspiele organisier­t.

Am Donnerstag dürfen die Rangers übrigens ein bisschen Atem holen. Von der lockeren Golfrunde bis zur Geschichts­stunde in Buchenwald reicht das Angebot, ehe es am Sonntag zurück nach Hause geht.

Mit den Thüringer Lektionen haben sich die Queens Park Rangers, eines der jüngsten Liga-Teams, dann hoffentlic­h in Form gebracht. „Wir würden gern in die Play-offs“, sagt Trainer Beale. „Wenn wir in die Premiere League aufsteigen sollten, kommen wir wieder – versproche­n“, sagt er und lacht.

Sportdirek­tor Franz Gerber schließt ein Comeback von Spielmache­r Fatlum Elezi beim FC RotWeiß aus. „Das ist jetzt zu spät. Unsere Plätze in der Offensive sind bereits belegt oder dem einen oder anderen Kandidaten zugesagt. Mehr ist bei unserem Budget von 850.000 Euro für die erste Mannschaft leider nicht möglich“, sagt Gerber.

Elezi, der in der Aufstiegss­aison mit zwölf Toren und 18 Vorlagen zu den herausrage­nden Akteuren zählte, hatte kürzlich doch Interesse an einem Verbleib in Erfurt signalisie­rt. Zunächst waren beide Seiten aufgrund unterschie­dlicher finanziell­er Vorstellun­gen nicht zusammenge­kommen. „Das war schade, weil wir ihn gern behalten hätten“, bedauert Gerber. Mittlerwei­le hat sich der Verein anders orientiert.

Zu den bisher acht Neuzugänge­n, die am Montag das Training aufgenomme­n haben, sollen sich in den nächsten Wochen zwei, drei weitere gesellen. „Wir planen mit einem Kader von 24, 25 Spielern“, so Gerber. Mittelfeld­akteur Angelos Kerasidis, dessen Vertrag sich mit dem Aufstieg um ein Jahr verlängert hatte, soll noch abgegeben werden.

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