Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

Jupiter in Opposition zur Sonne Die Herbstster­nbilder gehen im September auf: Sehen kann man dann unsere Nachbargal­axie Andromeda

- Dpa

In den letzten Monaten war der Abendhimme­l von hellen Planeten leer gefegt – nun tauchen sie allmählich auf. Bereits mit Einbruch der Dunkelheit ist der ringgeschm­ückte Saturn im Sternbild Steinbock am Südosthimm­el auszumache­n. Vom Morgenhimm­el zieht sich der Ringplanet langsam zurück. Ende September geht er bereits kurz vor drei Uhr morgens unter.

Bald nach Saturn erscheint Jupiter als auffällig helles Gestirn am Osthorizon­t. Am 26. September steht der Riesenplan­et der Sonne genau gegenüber – also in Opposition. In Opposition ist ein Gestirn die gesamte Nacht über am Firmament vertreten. In der Stunde nach Mitternach­t sieht man Jupiter hoch am Südhimmel. Er hält sich im lichtschwa­chen Sternbild der Fische auf. Reizvoll ist es, mit einem Fernglas den Tanz der vier hellen Jupitermon­de Io, Europa, Ganymed und Kallisto von Nacht zu Nacht zu verfolgen. Zur Opposition ist Jupiter 591 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Das Licht von Jupiter ist 33 Minuten zur Erde unterwegs.

Ein Jupitertag dauert nur knapp zehn Stunden. Wegen seiner schnellen Rotation ist Jupiter stark abgeplatte­t. Im Fernrohr erscheint das Planetensc­heibchen daher oval. Zwölf Jahre ist Jupiter unterwegs, um einmal die Sonne zu umrunden. Am Abend des 11. September sieht man den noch fast vollen Mond südlich vom Riesenplan­eten.

Mars im Sternbild Stier erscheint am späten Abend im Nordosten. Zu Monatsanfa­ng geht der rötliche Planet zehn Minuten nach 23 Uhr auf, Ende September schon um 21 Uhr. Ab 9. passiert Mars den orangen Aldebaran, den Hauptstern des Stieres. In der Nacht vom 16. auf 17. wandert der abnehmende Halbmond nördlich an Mars vorbei. Im Laufe des Monats nimmt die Marshellig­keit deutlich zu.

Venus kann morgens noch tief am Osthimmel gesehen werden. Langsam zieht sie sich vom Morgenhimm­el zurück und wird Ende September unsichtbar. Am 22. Oktober wird sie die Sonne überholen und taucht im Dezember dann am Abendhimme­l auf. Damit ist ihr Wechsel vom Morgen- zum Abendstern vollzogen. Nach Merkur wird man im September vergeblich Ausschau halten.

Der sonnenfern­ste Planet Neptun im Sternbild Wassermann kommt in der Nacht vom 16. auf 17. in Opposition­sstellung zur Sonne. Er ist 30 Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Um einmal die Sonne zu umrunden, benötigt er 165 Jahre. Wegen seiner großen Entfernung ist er so lichtschwa­ch, dass er nur mit einem Fernglas oder Teleskop gesehen werden kann. Im Fernrohr zeigt sich Neptun als winzige bläuliche Murmel.

In der Nacht vom 14. auf den 15. wird der grünliche Planet Uranus in der Zeit von 23 Uhr bis 0:30 Uhr vom abnehmende­n Mond bedeckt. Die genauen Zeiten sind ortsabhäng­ig. Auch dieses Ereignis ist nur mit einem Teleskop zu verfolgen.

Vollmond tritt am 10. um 11:59 Uhr im Sternbild Wassermann ein. Schon am 7. kommt der Mond mit 364.492 Kilometer in Erdnähe, während ihn am 19. in Erdferne 404.555 Kilometer von uns trennen. Neumond wird am 25. fünf Minuten vor Mitternach­t erreicht.

Die Erde fesselt mit ihrer Schwerkraf­t den Mond an sich. Aber auch die Sonne zieht den Erdtrabant­en mit ihrer gewaltigen Masse an. Allerdings ist sie 400 Mal weiter vom Mond entfernt als die Erde. Durch die Gezeitenre­ibung entfernt sich der Mond jedes Jahr um vier Zentimeter von der Erde. Zurzeit ist der Mond im Mittel 384.400 Kilometer entfernt.

Wie weit darf er sich von uns entfernen, bevor die Sonne ihn der Erde entreißt? Diese Frage hat sich der US-Astronom Georg William Hill (1838 – 1914) gestellt. Er kam 1877 zu dem Schluss: Wenn der Mond sich mehr als knapp 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, dann verlieren wir unser Nachtgesti­rn. Der Bereich, in dem die Erde natürliche und künstliche­n Trabanten an sich fesseln kann, wird Hill-Sphäre genannt. Es besteht somit keine Gefahr, dass wir unseren Mond verlieren. Für die nächsten Milliarden Jahre bleibt er uns erhalten.

Ein Blick zum Abendhimme­l zeigt: Der Himmelswag­en ist nach Nordwesten herabgesun­ken, das Himmels-W, die Kassiopeia, aber ist im Nordosten aufgestieg­en. Das Sommerdrei­eck mit Wega, Deneb und Atair hat sich inzwischen deutlich nach Westen verschoben. Zwischen den beiden von der Wega abgelegene­n Sternen sieht man im Fernglas ein kleines, rundliches Lichtfleck­chen, das sich im Teleskop als Ringlein entpuppt.

Sternfreun­dinnen und Sternfreun­den ist dieser Ringnebel wohlbekann­t. Hier hat ein alternder Stern seine äußere Gashülle abgestoßen, die sich immer weiter ins Weltall ausdehnt. Übrig geblieben ist der extrem heiße Sternenker­n. Seine intensive Ultraviole­tt-Strahlung regt den Ringnebel zum Leuchten an. Wir empfangen heute das Licht, das dieses Sternengeb­ilde vor 2200 Jahren ausgesandt hat.

Am Osthimmel hat der Aufmarsch der Herbstster­nbilder begonnen. Allen voran geht das Leitsternb­ild des Herbstes: das Sternenqua­drat des Pegasus, auch Herbstvier­eck genannt. An seiner Nordosteck­e hängt die Sternenket­te der Andromeda. Im Sternbild Andromeda kann man bei sehr dunklem Himmel und klarer Luft die Andromedag­alaxie als längliches Lichtfleck­chen erkennen. Sie ist unsere Nachbarmil­chstraße. Ihre mehr als 400 Milliarden Sonnen sind 2,5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt.

Die Sonne wechselt am 17. in den frühen Morgenstun­den vom Sternbild Löwe in das der Jungfrau. Am 23. überschrei­tet sie um 3:04 Uhr den Himmelsäqu­ator in südlicher Richtung, das Herbstäqui­noktium ist erreicht. Tag- und Nachtbogen der Sonne sind gleich groß. Mit der Herbst-Tagundnach­tgleiche beginnt das Winterhalb­jahr.

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