Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Berauscht vom Wilden Christine Rauch ist Thüringens Botschafterin für essbare Wildpflanzen und gibt auch in Bad Langensalza Kurse
Wildpflanzen haben lange Zeit keine Rolle mehr auf dem Tisch gespielt, weil sie mit dem Mangel in den Kriegsjahren verbunden waren, meint Christine Rauch. Doch heute rücken sie immer mehr in den Fokus. „Man kann das Leben mit Wildkräutern sehr bereichern“, sagt die Expertin. Denn diese sind mit ihren vielen Mineralien, Vitaminen und Spurenelementen gesund, nachhaltig – und kostengünstig, weil sie in Gärten und am Wegesrand wachsen.
Christine Rauch, die in Eisenach geboren wurde und in Alach auf„Aber wuchs, hatte zunächst im Schwarzwald Internationale Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Fernost studiert und während des Studiums schon in Hongkong und Sardinien gearbeitet.
2002 verschlug es sie wieder nach Thüringen, wo sie in Erfurt für mehrere große deutsche Firmen Aufgaben übernahm, die vom Projektmanagement bis zum Controlling reichten.
Nierensteine waren für sie dann der Auslöser, sich wieder mehr auf die Natur zu besinnen. Über die basische Ernährung fand sie anfangs zur Rohkost. Ein Jahr lang verzichtete sie auf Kaffee und Alkohol. die Lebensqualität geht verloren“, blickt sie heute zurück.
Zu ihren Zertifikaten Fachberaterin für essbare Wildpflanzen, Rohkost-Chefin kam deshalb noch der Titel Vegane Vitalkostzubereiterin hinzu.
Diese Bausteine flossen in ihr Unternehmen „Wildrausch“ein, das sie schließlich 2019 gründete. „Das Wilde passt und liegt mir“, sagt sie, denn sie wollte früher lieber ein Junge sein. Und der Rausch bedeute, dass die Leute sich mitnehmen lassen und berauscht sind, erklärt sie den Namen, den sie auch schützen ließ. Zudem begann sie damals noch eine Ausbildung zur Natur-Resilienz-Trainerin. „Viele sind in der Mühle, in der ich auch selbst drin war“, berichtet Rauch. Auch das Waldbaden erlernte sie, was sie gern in ihren Kursen einbindet, um die Menschen ein Stück aus ihrem Alltag herauszuholen. Miteinander kombiniert hat man ein schönes Gesamtpaket, sagt sie.
„Die Leute sollen ihr Leben positiv verwildern lassen“, erklärt Christine Rauch ihr Ziel. Ihr gefällt besonders, dass ihre Kurse Kreise ziehen. Viele kommen gleich ins Tun, integrieren die Rezepte in den Alltag und geben diese weiter.
Weil sie nicht alle Pflanzen kennen kann, hat sie ihr Lieblingsbuch „Wildpflanzen: 200 Arten bestimmen und verwenden“bei ihren
Streifzügen durch die Natur immer dabei. „Mein Kopf speichert nur in essbar und nicht essbar“, sagt sie. Denn einige Wildpflanzen sind giftig. Zum Beispiel der Aronstab, dessen Blätter in einem bestimmten Wachstumsstadium mit Bärlauch verwechselt werden können, lässt die Zunge taub werden. Fünf Beeren der Pflanze reichen bereits aus, um Schleimhautreizungen und Magen-Darm-Beschwerden auszulösen.
„Wenn man sich mit Wildpflanzen beschäftigt, kommt man um die Heilwirkung nicht herum“, erzählt Christine Rauch. Sie könne in ihren Kursen zwar sagen, was ihr helfe, aber sie sei keine Phytotherapeutin. Eine ihrer Lieblingspflanzen ist Mädesüß, die sie bei Kopfschmerzen nimmt, und mit den Dolden könne man auch Desserts aromatisieren.
Dass die Verarbeitung von essbaren Wildpflanzen Gesetzen und Regeln unterliegt, lernte sie durch ihre Produkte kennen, die neben Beratung und Bildung eine Säule ihres Unternehmens sind. Für die Bundesgartenschau 2021 in Erfurt konnte sie etwa BrunnenkressePesto herstellen. „Es war am Ende alles ausverkauft“, freut sich Christine Rauch. Inzwischen sind ihre Produkte unter anderem im Thüringer Regionalregal zu finden.
„Viele verlangen nach einem Buch“, weiß Christine Rauch. Obwohl es schon viele Bücher in den Bereich gibt, ist sie überzeugt, noch eine Nische zu finden.