Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Leerstand vor allem bei großen Gartenvereinen
Kreisverband hofft auf mehr interessierte junge Leute auch für die Mitarbeit in den Vorständen
Christoph Vogel
Der Leerstand in den Kleingartenvereinen des Landkreises beträgt mit Stand zum Ende des vergangenen Jahres etwa 35 Prozent. „Die Zahl ist erschreckend hoch“, so Günter Gemsjäger, Vorsitzender des Kreisverbands der Gartenfreunde Kyffhäuserkreis. Vor allem größere Gartenanlagen seien davon betroffen. Als Beispiel führt er den Kleingartenverein „Zufriedenheit Sondershausen-Jecha“an, deren Vorsitz er bereits seit 1978 innehat. So würden hier etwa 70 der 180 Gärten keinen Pächter haben.
Einen spürbaren Aufschwung habe es zu Zeiten der Pandemie gegeben. „Der Boom ist aber vorbei“, stellt der Kreisverbands-Chef klar.
Im Kyffhäuserkreis gibt es aktuell 53 Kleingartenvereine, mit rund 2300 Mitgliedern. Allein 28 Vereine sind es in Sondershausen, einer in Ebeleben, zwei in Greußen sowie 22 im Altkreis Artern. Von Kleingartenvereinen mit hohem Leerstand bis zu kleineren, wo alle Parzellen vergeben sind, sei alles dabei. Gut belegt seien die drei Gartenanlagen in Bad Frankenhausen, nennt er ein Beispiel. Gleiches gelte für einige Vereine in Sondershausen.
Familien für den Anbau von Obst und Gemüse begeistern
Als Problem bezeichnete Günter Gemsjäger die Tatsache, dass in der Regel die Abgänge größer seien, als die Zugänge. „Das hält sich nicht die Waage“, bringt er es auf den Punkt. Er könne sich noch an DDRZeiten erinnern, als es in Sondershausen gar keinen Leerstand gab und die Wartezeiten, um einen Garten pachten zu können, ein bis zwei Jahre betrugen. In den Ballungszentren, wie Erfurt und Jena, sei das mitunter heute ähnlich. „Hier gibt es Wartelisten“, weiß der Kreisverbandschef.
Ziel des Kreisverbands ist es, den Leerstand zu verringern. Potenzielle Interessenten würden an die Vorstände infrage kommender Kleingartenvereine vermittelt. Um junge Menschen und Familien für einen Kleingarten zu begeistern, könne aber auch jeder Kleingartenverein selbst aktiv werden, an die Öffentlichkeit gehen und für eine Mitgliedschaft werben, so Gemsjäger.
Neben neuen Pächtern, die in den Kleingartenvereinen herzlich willkommen sind, würden sich auch die oft schon überalterten Vorstände über die Unterstützung jüngerer Leute freuen, weiß Günter Gemsjäger.
Für den 76-Jährigen liegen die Vorteile, einen Kleingarten zu bewirtschaften, klar auf der Hand. So sei es für ihn schön, sich zu einem gewissen Teil mit Obst und Gemüse selbst zu versorgen. „Was man selber anbaut, schmeckt einfach anders und besser“, ist er überzeugt. Die Gemeinschaft im Gartenverein und das Gespräch über den Gartenzaun sind ebenfalls Dinge, die er nicht missen möchte. Auch sei die Parzelle für ihn ein Ort der Erholung und Entspannung. Zudem verweist Günter Gemsjäger darauf, dass durchschnittlich sechs Cent pro Quadratmeter für die Pacht, und das im Jahr, mehr als moderat seien. Bei einer Gartengröße von 400
Quadratmetern seien das 24 Euro im Jahr. Hinzu kämen hier unter anderem noch die Kosten für Strom und Wasser, wobei die Höhe des Verbrauchs im Ermessen des Pächters liege, erklärte er weiter.
Er könne insbesondere Familien die Bewirtschaftung eines Kleingartens durchaus empfehlen. Und dies auch in Hinsicht auf gestiegene Lebensmittelpreise. Kindern zu zeigen, wie etwas im Garten gesät oder gepflanzt, gepflegt wird und die Freude zu haben an der Ernte, „das macht doch Spaß“, sagt er mit einem Lächeln.
Bei Interesse an einem Kleingarten hilft der Kreisverband weiter. Zu erreichen ist er unter Telefon: 03632 / 759 548 oder per Mail an: gartenvereine-kyff@t-online.de