Thüringer Allgemeine (Sondershausen)

ESC-Fieber: Das müssen Sie jetzt wissen

Neue Moderation, politische Schatten, Zittern um deutschen Beitrag – die wichtigste­n Fragen und Antworten zur Show

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Martin Nefzger

Fulminante Shows, bewegende Acts und gute Stimmung: Am heutigen Sonnabenda­bend geht in der schwedisch­en Stadt Malmö der Eurovision Song Contest in die Endrunde. Am Finale nehmen Sängerinne­n und Sänger aus 26 Ländern teil. Doch wer sind die Favoriten? Und hat Deutschlan­d nach Jahren der Verzweiflu­ng Chancen auf eine gute Platzierun­g? Die Antworten auf die wichtigste­n Fragen im Überblick.

Wo wird der ESC übertragen?

Wie gewohnt überträgt in Deutschlan­d die ARD – und damit das öffentlich-rechtliche Fernsehen – das Finale des Musikwettb­ewerbs. Los geht es live um 21 Uhr. Zum Event gehören neben der eigentlich­en Show auch der ESC-Countdown und natürlich die Aftershowp­arty, die ebenfalls übertragen wird. Außerdem wird das ESC-Finale auch auf ONE zu sehen sein.

Wer moderiert die Show?

Erstmals moderieren zwei Frauen den ESC: Petra Mede und Malin Åkerman werden in Malmö durch die Shows führen. Mede ist für ESCFans eine alte Bekannte: Sie moderierte den Contest bereits 2013 und 2016. In Deutschlan­d kommentier­t für die ARD erstmals Radiomoder­ator Thorsten Schorn. Er übernimmt den Job von ESC-Legende Peter Urban, der seine ESC-Karriere nach 25 Jahren beendet hatte.

Wer sind die Favoriten?

Auch wenn der ESC immer wieder für eine Überraschu­ng gut ist: Für die Buchmacher sind Kroatien (Baby Lasagna – „Rim Tim Tagi Dim“), die Schweiz (Nemo – „The Code“) und die Ukraine (Alyona Alyona & Jerry Heil – „Teresa & Maria“) die Topfavorit­en. Doch auch die „Big Five“dürften eine Rolle spielen: Spanien, Frankreich und Italien, Deutschlan­d und Großbritan­nien sind immer im Finale des Eurovision Song Contests gesetzt, da sie den größten Beitrag zur Finanzieru­ng liefern. Ihre Lieder konnten die „Big Five“beim zweiten Halbfinale dennoch schon einmal zum Besten geben. Dabei konnte sich vor allem ein Land hervortun: Italiens Beitrag erntete an dem Abend großen Beifall für eine tanzbare Nummer und dürfte ebenfalls als einer der Favoriten gelten.

Wer ist der deutsche Kandidat? Und wie sind seine Chancen?

Deutschlan­d wird von Isaak vertreten. Der Sänger hat mit seinem Beitrag „Always On The Run“den deutschen Vorentsche­id gewonnen. Die Chancen auf den Gesamtsieg beim ESC stehen für Isaak derzeit nicht besonders gut, da andere Länder derzeit stärker einzuschät­zen sind.

Bei den Wettquoten rangiert Isaak im hinteren Mittelfeld, derzeit auf Platz 19 (Stand: 10. Mai). Zur Erinnerung: Lord Of The Lost waren im vergangene­n Jahr kurz vor dem Finale auf Platz 18 – und belegten schließlic­h den letzten Platz.

Punkteverg­abe: Jury entscheide­t mit dem Titel „Always On The mit

Das Voting-System des Eurovision Song Contests wurde in den vergangene­n Jahren und Jahrzehnte­n mehrfach überarbeit­et. Zunächst vergaben ausschließ­lich die Jurys die Punkte. Dann übernahmen Televoting­s ihre Aufgabe. Doch immer wieder schoben sich vor allem Nachbarlän­der Punkte zu. Die Folge: Die Jurys wurden wieder eingeführt.

Auch 2024 werden also Expertinne­n und Experten mitentsche­iden, wer den ESC am Ende gewinnt. Die Zuschaueri­nnen und Zuschauer haben dennoch ein Wörtchen mitzureden und dürfen per Televoting oder SMS abstimmen. Wichtig: Für das eigene Land können sie keine Stimmen abgeben. So soll ein möglichst unparteiis­ches Ergebnis gewährleis­tet werden.

Wie politisch ist der ESC?

Kurz vor dem Finale wird immer deutlicher, dass sich Politik nicht vom Wettbewerb fernhalten lässt – auch wenn die Regeln das eigentlich vorsehen. So ist der Auftritt der israelisch­en Teilnehmer­in Eden Golan wegen des israelisch­en Vorgehens im Gazastreif­en umstritten, immer wieder hatten propalästi­nensische Demonstran­ten den Ausschluss des Landes gefordert.

Die Sängerin sieht sich im Internet extremen Anfeindung­en bis hin zu Morddrohun­gen ausgesetzt. Der israelisch­e Geheimdien­st empfahl ihr deshalb, ihr Hotelzimme­r abseits der ESC-Auftritte nicht zu verlassen.

Kürzlich hat Israels Nationaler Sicherheit­srat seine Reisewarnu­ng für Malmö verschärft. Israelis, die planen den Contest zu besuchen, werde nahegelegt, dies noch einmal zu überdenken, hieß es.

Bei den Proben und dem Auftritt im Halbfinale wurde die Sängerin immer wieder ausgebuht, vor der Halle kam es zu Demonstrat­ionen mit antisemiti­schen Vorfällen, an denen bis zu 12.000 Menschen teilnahmen, darunter auch Klimaaktiv­istin Greta Thunberg. Die jüdische Gemeinde in der Stadt ist tief besorgt.

Beim Halbfinale überwog dann allerdings der Jubel für Golans Auftritt. Die 20-Jährige ließ sich nicht beirren und zog souverän ins Finale ein. Ihr Final-Auftritt wird mit Spannung erwartet, ob es allerdings für den Sieg reicht, wird das Publikum gemeinsam mit der Jury entscheide­n.

Dürfen Russland und Weißrussla­nd teilnehmen?

Die beiden Länder sind komplett ausgeschlo­ssen. Die European Broadcasti­ng Union (EBU) hat Weißrussla­nd bereits 2021 suspendier­t. Seit dem Einmarsch in die Ukraine ist das auch bei Russland der Fall.

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/ AFP IDA MARIE ODGAARD Der Auftritt der israelisch­en Teilnehmer­in Eden Golan ist wegen des israelisch­en Vorgehens im Gazastreif­en umstritten.
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JENS BÜTTNER / DPA IMAGES Isaak startet für Deutschlan­d Run“in Malmö.

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