Thüringer Allgemeine (Sondershausen)
Wegweisende Ankündigung bei Jahresempfang
Es geht um Holperpisten, Millionen-Investitionen, Shopping-Standorte und darum, wie der Abriss eines Schandflecks Chancen zur Ansiedlung von Ärzten bieten soll
Susann Salzmann
Die Landgemeinde Artern hat noch vieles vor. Das kündigte Arterns Bürgermeister Torsten Blümel (Linke) auf dem Jahresempfang an. Andererseits konnte in der aktuellen Legislatur etliches erreicht werden.
„Die Gewerbesteuer hat sich fast verdoppelt“, sah er einen Erfolg, auf den die Landgemeinde in der Zukunft bauen kann. Ein Unternehmen hat sich 2022 in Artern angesiedelt – mit Fortum, einem finnischen Unternehmen, das in der Salinestadt ein Werk für Batterierecycling von Lithium-Ionen-Batterien errichten möchte, steht die nächste Millioneninvestition bevor.
Die Ansiedlung soll rund 70 Arbeitsplätze schaffen. Derzeit können die Pläne beim Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz eingesehen werden. Bürger können sich beteiligen, in dem sie Stellungnahmen zur Ansiedlung einreichen können.
Zu Beginn der laufenden Legislatur im Jahre 2019 fusionierte Artern mit seinem Ortsteil Schönfeld mit den damals eigenständigen Gemeinden Heygendorf und Voigtstedt. „Nach anfänglichen Schwierigkeiten“verlaufe die Zusammenarbeit nach Aussagen Blümels inzwischen „sehr gut“. „Fast alle Stadtratsbeschlüsse werden inzwischen einstimmig getroffen“, sagte er. Dass die Kommunalpolitiker nicht immer auf einer Wellenlänge liegen, zeigten in der jüngsten Vergangenheit Abstimmungen zum Haushalt oder zum Beitritt Arterns zum Projekt „Weltoffenes Thüringen“.
Die Holperpisten innerhalb der Landgemeinde sorgen regelmäßig für Zündstoff. Bürger sind frustriert und verstehen nicht, warum die aus ihrer Sicht holprigen „Brennpunkte“nach Jahren des Stillstandes nicht angepackt werden. Dass sich etwa nahe des Salineparks nichts an den Straßenzuständen verbessere, wurde in der Vergangenheit des Öfteren mit einer noch fehlenden Entwässerung begründet – erst nachdem die gemacht sei, „lohne“sich eine neue Asphaltdecke. Ansonsten müssten die Straßenabschnitte zweimal aufgerissen werden.
Dass die Holperpisten bei Einwohnern Unzufriedenheit auslösen, weiß Blümel. „Es ist nicht schön, aber unumgänglich“, sagte er, verwies auf begrenzte Finanzmittel und blickte gleichzeitig auf perspektivische Straßensanierungen im Innenstadtbereich.
Gut 50 Kommunalpolitiker und Einwohner lauschten Blümels Rede,
in der auch Herausforderungen und Zukunftsprojekte benannt wurden. Eines dieser Zukunftsprojekte könnte das ehemalige Kino direkt an der Ortsdurchfahrt sein.
Medizinische Versorgung verschlechtert sich wieder
Seit Jahren verwandelt sich der einstige Filmtreff mit Visionsbar in einen Alptraum. Der Abriss dieses Schandflecks könnte einen Neuanfang für den Bereich bedeuten. Aufgrund einer schon eingetretenen Verschlechterung der medizinischen Versorgung mit Haus-, Zahnund Fachärzten im Bereich Artern blickt man auf das „Modell Helbedündorf“.
Dort investierte die Gemeinde in ein Objekt, in das später Mediziner einziehen konnten. Solch attraktive Rahmenbedingungen könnte man auch in Artern schaffen, regte Blümel an.
Die medizinische Versorgung solle sich in der Region nicht weiter verschlechtern, appellierte er. Mit baulichen Maßnahmen wolle man Ärzten indirekt Anreize zur Ansiedlung in Artern geben und den aktuellen Negativtrend aufhalten. In den letzten Wochen verabschiedete sich beispielsweise ein Zahnarzt in den Ruhestand; ein Hausarzt wird Ende Juni folgen. Im nächsten Jahr muss Artern auf einen weiteren Hausarzt verzichten, sollte sich kein Nachfolger finden. Die Kleinstadt wird das hart treffen.
Eine weitere Weichenstellung steht im Bereich der Kachstedter Straße aus. Das Objekt, in dem der dortige Edeka-Markt mit Nebengeschäften untergebracht ist, solle perspektivisch für einen größeren Ersatzneubau abgerissen werden. „Kommen die Fördermittel, wird es im nächsten Jahr auch etwas mit der Radbrücke Schönfeld“, stellte der Stadtchef in Aussicht. Wegen Einsturzgefahr ist die Radfahrerbrücke seit März 2022 komplett gesperrt.
Dass es für Artener keinen Grund gebe, sich abgehangen zu fühlen, konstatierte Landrätin Antje Hochwind-Schneider (SPD) und spach von bewusst in Artern gelegten Investitionsschwerpunkten in den letzten Jahren. Mit der KyffhäuserArena, einer Multifunktionshalle, wurde im August 2023 die Einweihung des Großprojektes gefeiert.
Mit den Mitarbeitern des Sozialprojektes „Thinka“, die Menschen beraten und gleichzeitig im Quartier zielgerichtet Projekte umsetzen, hat Artern „ein herausragendes Team“, so Hochwind-Schneider. Freilich gebe es noch Handlungsbedarf, „aber es ist auch schon viel geschafft“, sagte sie.