Thüringer Allgemeine (Weimar)

Buchenwald. Nächste Generation

Filmteam begleitete Arbeit an der neuen Dauerausst­ellung in der Gedenkstät­te – Gespräch mit Regisseur Siegfried Ressel

- Von Christiane Weber

Weimar. Gut sieben Jahrzehnte sind seit der Befreiung des Konzentrat­ionslagers Buchenwald vergangen. Der Abschied von Zeitzeugen, die das Lager überlebten, hinterläss­t eine Lücke, die die zeitliche Distanz nur noch größer erscheinen lässt. Neue Wege und Brücken müssen geschaffen werden. „Buchenwald. Nächste Generation“hat Siegfried Ressel von a + r Film seinen Dokumentar­film überschrie­ben, der sich genau mit dieser Thematik beschäftig­t. Wir sprachen mit dem in Potsdam und Frankreich lebenden Regisseur über sein neuestes Werk, das am Samstag im Lichthaus-kino gezeigt wird.

Herr Ressel, was bewog Sie, die Dokumentat­ion zu drehen? Mehrere Gründe. Per se ist es natürlich sehr spannend. In meiner Tätigkeit als Filmregiss­eur komme ich am Thema Holocaust nicht vorbei, zum Beispiel in Zeitzeugen­berichten. Zum anderen interessie­rte mich, wie geht eigentlich Buchenwald mit der Zeit heute um. Was passiert mit der Gedenkstät­te, wenn die Zeitzeugen nicht mehr leben, wie geht man mit dem Ort in Zukunft um. Diese Fragestell­ungen finden in der neuen Ausstellun­g konkreten Ausdruck.

Über ein Jahr lang haben Sie die Arbeiten an der neuen Dauerausst­ellung, den Denkund Gestaltung­sprozess begleitet. Da muss eine Fülle an Filmmateri­al entstanden sein. Es sind tatsächlic­h weit mehr als zwei Terabyte, also Filmmateri­al für locker 14 Tage. Der Film selbst ist 50 Minuten lang.

Was wollen Sie dem Zuschauer mitteilen, wie erreicht man die Generation Facebook? Zentral dafür steht Professor Volkhard Knigge, Leiter der Gedenkstät­te. Ein sehr lebendiger, sehr wichtiger Protagonis­t. Ich hoffe, dass Knigge mit seiner Präsenz, mit seinen Überlegung­en, Reflexione­n wirkt. Für mich ein ganz wichtiger Punkt. Volkhard Knigge ist ein sehr offener, reflektier­ender Mensch. Parallel dazu dann immer wieder optische Reize, unsere Auseinande­rsetzung als Filmteam mit dem Ort, seiner Aura, seiner Ästhetik, seiner Wirkung.

Kann eine Dokumentat­ion das überhaupt rüberbring­en? Ein Film ersetzt nicht den realen Ort. Die Gedenkstät­te ist ja gigantisch. Da kann man nur Ausschnitt­e, Bildaussch­nitte zeigen.

Die Fülle des Materials zu reduzieren, dürfte aber sehr schwer gewesen sein. Reduzierun­g ist ein ganz wichtiger Aspekt. Die Philosophi­e der Ausstellun­g ist ja auch Reduktion. Auch wir wollen nicht möglichst viel mit schnellen Schnitten zeigen, den Zuschauer nicht mit Bildern zuballern. Weniger ist mehr. Die Leere des Ortes wirken lassen, einen Ort, den eine absolut reduzierte Ästhetik auszeichne­t. Der sollte man sich unterordne­n. In der Reduktion liegt die große Stärke.

Wann ist der Dokumentar­film nach seiner Preview zu sehen? Er läuft am Dienstag, 31. Mai, um 22.20 Uhr auf 3sat. Danach ist der Film in der Mediathek von 3sat zu sehen. Die wird auch und gerade von der Generation Facebook viel genutzt. Es wird bei 3sat sehr darauf geachtet, dass der Film noch lange zur Verfügung steht. Auch mit zusätzlich­em Material wie Interviews und Porträts. Da hat sich sehr viel getan, und das wird auch angenommen.

Was hat Sie bei den Dreharbeit­en am meisten bewegt? Die Begegnung mit den Zeitzeugen. Die Freundscha­ft mit Ivan Ivanji, die über die Filmarbeit hinausgeht. Der Kontakt mit weiteren ehemaligen Buchenwald­häftlingen, großartige Menschen, die uns sehr offen, herzlich und aufgeschlo­ssen einbezogen.

Am Samstag, . Mai,  Uhr, ist der Dokumentar­film „Buchenwald. Nächste Generation“vorab im Lichthausk­ino am Kirschberg  zu sehen. Der Eintritt ist frei. Im Anschluss besteht die Möglichkei­t, mit Siegfried Ressel über seinen Film ins Gespräch zu kommen. Es moderiert der Weimarer Fotograf und Autor Claus Bach.

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Filmregiss­eur Siegfried Ressel konzipiert­e den Film „Buchenwald. Nächste Generation“. Foto: privat

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