Buchenwald. Nächste Generation
Filmteam begleitete Arbeit an der neuen Dauerausstellung in der Gedenkstätte – Gespräch mit Regisseur Siegfried Ressel
Weimar. Gut sieben Jahrzehnte sind seit der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald vergangen. Der Abschied von Zeitzeugen, die das Lager überlebten, hinterlässt eine Lücke, die die zeitliche Distanz nur noch größer erscheinen lässt. Neue Wege und Brücken müssen geschaffen werden. „Buchenwald. Nächste Generation“hat Siegfried Ressel von a + r Film seinen Dokumentarfilm überschrieben, der sich genau mit dieser Thematik beschäftigt. Wir sprachen mit dem in Potsdam und Frankreich lebenden Regisseur über sein neuestes Werk, das am Samstag im Lichthaus-kino gezeigt wird.
Herr Ressel, was bewog Sie, die Dokumentation zu drehen? Mehrere Gründe. Per se ist es natürlich sehr spannend. In meiner Tätigkeit als Filmregisseur komme ich am Thema Holocaust nicht vorbei, zum Beispiel in Zeitzeugenberichten. Zum anderen interessierte mich, wie geht eigentlich Buchenwald mit der Zeit heute um. Was passiert mit der Gedenkstätte, wenn die Zeitzeugen nicht mehr leben, wie geht man mit dem Ort in Zukunft um. Diese Fragestellungen finden in der neuen Ausstellung konkreten Ausdruck.
Über ein Jahr lang haben Sie die Arbeiten an der neuen Dauerausstellung, den Denkund Gestaltungsprozess begleitet. Da muss eine Fülle an Filmmaterial entstanden sein. Es sind tatsächlich weit mehr als zwei Terabyte, also Filmmaterial für locker 14 Tage. Der Film selbst ist 50 Minuten lang.
Was wollen Sie dem Zuschauer mitteilen, wie erreicht man die Generation Facebook? Zentral dafür steht Professor Volkhard Knigge, Leiter der Gedenkstätte. Ein sehr lebendiger, sehr wichtiger Protagonist. Ich hoffe, dass Knigge mit seiner Präsenz, mit seinen Überlegungen, Reflexionen wirkt. Für mich ein ganz wichtiger Punkt. Volkhard Knigge ist ein sehr offener, reflektierender Mensch. Parallel dazu dann immer wieder optische Reize, unsere Auseinandersetzung als Filmteam mit dem Ort, seiner Aura, seiner Ästhetik, seiner Wirkung.
Kann eine Dokumentation das überhaupt rüberbringen? Ein Film ersetzt nicht den realen Ort. Die Gedenkstätte ist ja gigantisch. Da kann man nur Ausschnitte, Bildausschnitte zeigen.
Die Fülle des Materials zu reduzieren, dürfte aber sehr schwer gewesen sein. Reduzierung ist ein ganz wichtiger Aspekt. Die Philosophie der Ausstellung ist ja auch Reduktion. Auch wir wollen nicht möglichst viel mit schnellen Schnitten zeigen, den Zuschauer nicht mit Bildern zuballern. Weniger ist mehr. Die Leere des Ortes wirken lassen, einen Ort, den eine absolut reduzierte Ästhetik auszeichnet. Der sollte man sich unterordnen. In der Reduktion liegt die große Stärke.
Wann ist der Dokumentarfilm nach seiner Preview zu sehen? Er läuft am Dienstag, 31. Mai, um 22.20 Uhr auf 3sat. Danach ist der Film in der Mediathek von 3sat zu sehen. Die wird auch und gerade von der Generation Facebook viel genutzt. Es wird bei 3sat sehr darauf geachtet, dass der Film noch lange zur Verfügung steht. Auch mit zusätzlichem Material wie Interviews und Porträts. Da hat sich sehr viel getan, und das wird auch angenommen.
Was hat Sie bei den Dreharbeiten am meisten bewegt? Die Begegnung mit den Zeitzeugen. Die Freundschaft mit Ivan Ivanji, die über die Filmarbeit hinausgeht. Der Kontakt mit weiteren ehemaligen Buchenwaldhäftlingen, großartige Menschen, die uns sehr offen, herzlich und aufgeschlossen einbezogen.
Am Samstag, . Mai, Uhr, ist der Dokumentarfilm „Buchenwald. Nächste Generation“vorab im Lichthauskino am Kirschberg zu sehen. Der Eintritt ist frei. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, mit Siegfried Ressel über seinen Film ins Gespräch zu kommen. Es moderiert der Weimarer Fotograf und Autor Claus Bach.
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