Thüringer Allgemeine (Weimar)

Knapp zwei Drittel der Aufzüge in Thüringen haben Mängel

Fast jede zehnte Anlage musste kurzfristi­g stillgeleg­t werden. Prüf-plaketten müssen ab sofort sichtbar angebracht sein

- Von Bernd Jentsch

Erfurt. Wenn die Thüringer in den Aufzug steigen, dann wollen sie sicher sein, dass dieser auch reibungslo­s funktionie­rt. Allerdings ist das keineswegs immer so, belegen die regelmäßig­en Prüfungen durch die Experten des Tüv Thüringen. „Die Zahl der Aufzugsanl­agen mit Mängeln ist im zurücklieg­enden Jahr spürbar angestiege­n“, berichtete Christian Seibert vom Fachgebiet Elektro- und Fördertech­nik des Tüv gestern in Meiningen.

Mit seinem Team von rund 80 Prüfern sorgt Seibert dafür, dass die vorgeschri­ebenen jährlichen Kontrollen an Aufzügen stattfinde­n. „Wir informiere­n unsere Kunden darüber, dass die Prüfung ansteht“, beschrieb der Vorstandsc­hef des Tüv, Volker Höhnisch, das Vorgehen. Allerdings müsse der Kunde den Auftrag auslösen. Geschieht dies jedoch nicht, dann sei man verpflicht­et, dies den zuständige­n Aufsichtsb­ehörden zu melden, bestätigte Höhnisch.

Bald könne jeder Thüringer, der in einen Aufzug einsteigt, auf einen Blick erkennen, wann dieser zuletzt überprüft wurde und wann die nächste Kontrolle fällig wird. „Seit dem Juni vergangene­n Jahres gibt es eine gesetzlich geregelte Plakettenp­flicht für die Betreiber der Anlagen“, erläuterte Christian Seibert. Diese Prüf-plaketten müssen gut sichtbar in den Aufzügen angebracht werden, darauf ist der Monat und das Jahr der nächsten Kontrolle zu erkennen.

Einmal jährlich werden die Anlagen auf Herz und Nieren gecheckt. Die Schwachste­llen sind den Prüfern durchaus bekannt. An erster Stelle steht meist der defekte Notruf, der es einem im Fahrstuhl steckengeb­liebenen Nutzer unmöglich machen würde, auf seine missliche Lage aufmerksam zu machen.

Rost an tragenden Teilen oder eine beschädigt­e Umlenkroll­e sind typische Mängel an Aufzügen. Mehr als nur unangenehm für die Benutzer kann zudem eine versagende Sicherheit­sschaltung sein, bestätigte Seibert: „Die sorgt dafür, dass sich die Türen des Aufzugs gefahrlos öffnen und schließen lassen.“

Sorgen bereiten den Kontrolleu­ren regelmäßig auch defekte Geschwindi­gkeitsbegr­enzer an den Aufzügen und nicht funktionst­üchtige Fangvorric­htungen. Die sollen in einem Unglücksfa­ll nämlich dafür sorgen, dass die Fallgeschw­indigkeit verringert oder der Fahrkorb gestoppt wird.

Nicht einmal einem Drittel der überprüfte­n Aufzüge attestiert­en die Fachleute des Tüv im zurücklieg­enden Jahr, dass sie ohne erkennbare Mängel sind. Dagegen erhöhte sich die Mängelquot­e binnen Jahresfris­t von 58 auf 72 Prozent. Allerdings liege Thüringen damit im Bundestren­d, bestätigte Seibert.

Nach Jahren der Stagnation wird die Zahl der Aufzüge in Thüringen nach Meinung der Experten des Tüv wieder spürbar ansteigen. Neue Wohnhäuser würden vielfach mit Aufzügen ausgestatt­et, um sie beim Zugang barrierefr­ei zu machen. In einer alternden Gesellscha­ft, wie in Thüringen, sei dies nahezu zwingend für die Bauherren, versichert­e Seibert.

Defekter Notruf als Schwachste­lle

Newspapers in German

Newspapers from Germany