Abiturienten beklagen desaströse Mathe-ergebnisse
Landesschülervertretung moniert ungewöhnlich viele Durchfaller. Thillm räumt „anspruchsvolle“Aufgaben ein
Erfurt. „Richtig, richtig schwierig“sei die Mathematik-abiturprüfung in diesem Jahr gewesen, schreibt „Anonyma109“in einem Internetblog. Und „Einstein1989“klagt, „dass in beiden Stochastik (Aufgaben) ein Hypothesen-test gewesen ist – das geht gar nicht.“
Die Blogger sind offenbar nicht allein. Am Dienstag bündelte die Landesschülervertretung den Missmut in einer geharnischten Mitteilung zu den „desaströsen“Ergebnissen. Demnach hätten sich nach der Bekanntgabe etliche Schülersprecher gemeldet und berichtet, dass ungewöhnlich viele Mathe-abiturienten lediglich Noten zwischen vier und sechs erreicht hätten – und einige deshalb durchs Abitur zu fliegen drohen. Ein Schleizer Gymnasiast schreibt: „Die erhaltenen Noten entsprechen nicht dem sonstigen Leistungsniveau der Schüler.“Tatsächlich schätzen auch Lehrer das Aufgabenniveau als deutlich erhöht ein. Selbst für sehr gute Schüler sei die Prüfung kein Klacks gewesen, urteilt eine Mathe-fachberaterin, die ihren Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte. Teils habe sich die Durchfaller-quote verdoppelt bis verdreifacht.
Beim Thüringer Institut für Lehrplanentwicklung (Thillm), zuständig für die Ausarbeitung der Prüfungsaufgaben, verneint man ein signifikantes Steigern der Anforderungen. Sprecher Rigobert Möllers versichert, die „anspruchsvollen“Aufgaben würden von einer Kommission „wohlüberlegt und gewissenhaft“erstellt, zudem von Fachleuten der Uni Jena und Mathelehrern begutachtet. Aus dem schwierigsten Anforderungsbereich III hätten diesmal zwei Aufgaben gestammt. Dass diese vereinzelt als schwierig empfunden würden, überrasche nicht. Zum Lösen dieser Aufgaben müssten Schüler zwingend das Computer-algebra-system (CAS) einsetzen. „Der Umgang damit muss natürlich auch gelehrt und beherrscht werden“, tippt Möllers eine mögliche Ursache von Scheitern an. Wären, wie von der Landesschülervertretung insistiert, die Abiaufgaben grundsätzlich schwieriger als im Lehrplan vorgesehen gewesen, hätte sich flächendeckend auch die Lehrerschaft zu Wort gemeldet, so Möllers. Habe sie aber nicht.
Ob das Mathe-abitur in diesem Jahr tatsächlich zum Desaster geworden ist, wird sich spätestens im September weisen: Dann melden Jenaer Didaktiker die Ergebnisse ihrer Prüfungsauswertung.