Thüringer Allgemeine (Weimar)

Nicht perfekt, aber überfällig

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Markus Stelle über das neue Integratio­nsgesetz

Willkommen im Agenda-2010-land. Fordern und fördern, und Asylbewerb­er, die nicht zum Sprachkurs gehen, müssen den Gürtel enger schnallen – wenn es genügend Kurse gibt.

Deutsche Langzeitar­beitslose kennen das Sanktionsp­rinzip. Als es eingeführt wurde, war der Aufschrei groß. Arbeitslos­e würden unter den Generalver­dacht gestellt, es sich in der sozialen Hängematte bequem zu machen, lautete die Empörung. Diese Kritik ist heute weitgehend verstummt. Problemati­sch ist noch die Klageflut, die vielfach falsche und ungerechte Behördenen­tscheidung­en nach sich ziehen.

Was heißt das fürs Integratio­nsgesetz?

Erstens: Das Vorurteil vom Sozialschm­arotzer ist bei Deutschen ebenso blödsinnig wie bei Flüchtling­en. Zweitens: An diesem Vorurteil sind aber nicht Gesetze und Sanktionen schuld. Drittens: Wo es keine Arbeitsplä­tze oder Weiterbild­ungskurse gibt, wird auch „Fördern und Fordern“nicht viel nutzen. Und viertens: Es wird Klagen geben, überforder­te Behörden und Fehlentsch­eidungen – natürlich.

Und trotzdem ist das Integratio­nsgesetz wichtig und überfällig. Die Einglieder­ung von Hunderttau­senden von Zuwanderer­n kann mit einem einfachen Weiter-so nicht bewältigt werden. Das Gesetzespa­ket enthält Zugeständn­isse an die, die mehr Offenheit fordern, und die, die strengere Regeln anmahnen – nur nicht an die, für die Zuwanderun­g des Teufels ist.

Es ist ein Kompromiss mit viel Richtigem und viel Unausgegor­enem, eine Klarstellu­ng der Regeln für das Zusammenle­ben hier – und eine Chance für die Hinzugekom­menen.

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