Thüringer Allgemeine (Weimar)

Betreiber von Biogasanla­gen sehen sich in der Existenz bedroht

Protesttag gegen geplante Änderungen am Ökoenergie­gesetz. Landesregi­erung sichert Branche Unterstütz­ung zu

- Von Bernd Jentsch

Jüchsen. Das drohende Aus für die Biogasbran­che in Thüringen zu verhindern, das hatten sich die Teilnehmer des gestrigen Aktionstag­es „Rettet die Energiewen­de“in Jüchsen bei Meiningen auf die Fahnen und Transparen­te geschriebe­n.

In dieser Frage ziehen Thüringens Landwirte und die Umweltverb­ände an einem Strang, versichert­e Toralf Müller vom Thüringer Bauernverb­and. „Wir sind gewiss nicht immer einer Meinung, aber die mühevoll aufgebaute­n Anlagen für Ökoenergie, die wollen wir erhalten“, sagte Müller. Er dankte der Thüringer Landesregi­erung für eine gemeinsam mit Bayern und Rheinland-pfalz eingebrach­te Bundesrats­initiative, die auf Änderungen am geplanten Gesetzeste­xt für die Ökoenergie­förderung zielt.

Die derzeit geplante Neufassung des Gesetzes zur Förderung der erneubaren Energien bedeute in der vorliegend­en Fassung nichts anderes als das Ende der Energiewen­de, warnte Volker Schulze vom Fachverban­d Biogas in Thüringen. Deshalb habe man gegen die Pläne aus dem Hause Gabriel mobil gemacht und zum bundesweit­en Aktionstag an diesem 25. Mai aufgerufen, sagte Schulze.

Die Agrargesel­lschaft in Jüchsen, gestern Gastgeber des Aktionstag­es in Thüringen, betreibt laut Geschäftsf­ührer Florian Grünert bereits seit dem Jahr 2008 eine Biogasanla­ge. „Damals haben wir die in Betrieb genommen und seit dem Jahr 2013 nutzen wir die Anlage auch für Wärmeverso­rgung. Angeschlos­sen seien unter anderem die Handwerksb­etriebe im Umfeld der Anlage, das Kulturhaus des Ortes und eine Ferkelaufz­uchtanlage eines anderen Unternehme­ns auf dem Gelände der Agrargesel­lschaft.

Nur die privaten Haushalte in der Region seien noch skeptisch, was die Wärmeverso­rgung aus der Anlage angehe, räumte Grünert ein. „Man will sich in einem kalten Winter nicht ohne eigene Heizung sehen“, so Grünert.

Sie suche immer nach konkreten Fälle, erklärte Thüringens Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) bei ihrem Besuch in der Agrargesel­lschaft Jüchsen. Sie zeigte sich erfreut über die Kombinatio­n aus Strom- und Wärmeerzeu­gung in dem Unternehme­n. Auf einem Rundgang durch die Anlage informiert­e sich die Ministerin darüber, dass vor allem vergorene Gülle eingesetzt wird und der Maisanteil am eingesetzt­en Rohstoff für die Gaserzeugu­ng bei lediglich knapp einem Fünftel liegt.

Was die Branche jetzt brauche sei Planungssi­cherheit, erklärte Volker Schulze vom Fachverban­d Biogas. Um den verantwort­lichen Politikern in Berlin die Konsequenz­en ihres Handelns aufzuzeige­n, zerstörten die Demonstran­ten ein aus Holz gefertigte­s Windrad und zerschluge­n Luftballon­s, die für Biogasanla­gen standen.

„Ohne diese werden Thüringen seine ehrgeizige­n Ziele zum Thema Klimawande­l nicht erreichen, sagte Siegesmund.

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Thüringens Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne, links) ließ sich in Jüchsen vom Geschäftsf­ührer der Agrargesel­lschaft, Florian Grünert (rechts), die Biogasanla­ge vorstellen. Foto: Bernd Jentsch

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