Thüringer Allgemeine (Weimar)

Telekom-chef: Mehr Techniker am Samstag

Harsche Kritik an Rivalen wegen Zurückhalt­ung beim Netzausbau – gute Nachricht für Service am Kunden

- Von Marco Engemann

Köln. Die Geschäfte laufen endlich wieder rund bei der Deutschen Telekom – doch Chef Tim Höttges brennt weiter einiges auf den Nägeln. Auf der Hauptversa­mmlung am Mittwoch in Köln kündigte er an, dass Techniker des Konzerns künftig häufiger auch samstags beim Kunden auftauchen sollen, damit diese sich nicht so oft frei nehmen müssen. Und an der Konkurrenz ließ er im Streit um die schnelle Dsl-vectoring-technik kaum ein gutes Haar.

Beim Vectoring können etwa anstelle von Glasfaser über herkömmlic­he Kupferkabe­l Download-geschwindi­gkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde erreicht werden. Wettbewerb­er monieren, die Technik sei gerade im Vergleich mit Glasfaser oder Fernsehkab­el rückständi­g und könne daher nur ein Zwischensc­hritt sein. Sie kritisiere­n aber vor allem, dass die Telekom in einem bestimmten Netzbereic­h das Dsl-vectoring exklusiv betreiben will.

Die Bonner führen technische Gründe an. Die Bundesnetz­agentur hatte dem Vorhaben zugestimmt, die Eu-kommission nimmt die Entscheidu­ng derzeit jedoch unter die Lupe. Die Telekom führt auch ins Feld, dass die Breitbandz­iele der Bundesregi­erung für schnellere­s Internet in der Fläche ohne die Technik nicht zu erreichen seien.

„Unsere Wettbewerb­er kritisiere­n und jammern in einer Tour“, sagte Höttges. Er warf den Konkurrent­en vor, zu wenig Geld in den Netzausbau zu stecken. Mal kritisiert­en die Rivalen die Telekom für die falsche Technik, mal für den schleppend­en Ausbau, sagte er. Sobald die Telekom aber ausgebaut habe, böten genau diese Kritiker dann ihre Leistungen unter eigenem Namen auf dem Telekom-netz an. Die Telekom investiert­e 2015 nach eigenen Angaben in Deutschlan­d mehr als vier Milliarden Euro. Laut Höttges verzögert sich durch die Brüsseler Prüfung das Vectoring-verfahren um vier Monate. Man befinde sich in konstrukti­ven Gesprächen mit EU und Netzagentu­r.

Auch an anderer Stelle will Höttges Probleme abräumen. „Viele Kunden ärgert, dass sie für einen Termin mit der Telekom extra frei nehmen müssen“, sagte er. „Wir lösen das, indem wir künftig viel mehr Termine samstags anbieten.“Damit würden auch die Wochentage entlastet und es sei mehr Auswahl von Montag bis Freitag möglich. „Dafür brauchen wir flexiblere Arbeitszei­ten“, sagte Höttges. Er sei optimistis­ch, dass die Gewerkscha­ften dabei mitziehen.

dpa

In Deutschlan­d über vier Milliarden Euro investiert

 ??  ?? Der Vorstandsv­orsitzende der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges, spricht in Köln auf der Hauptversa­mmlung des Unternehme­ns im Modell eines Wohnzimmer­s. Foto: Oliver Berg/dpa
Der Vorstandsv­orsitzende der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges, spricht in Köln auf der Hauptversa­mmlung des Unternehme­ns im Modell eines Wohnzimmer­s. Foto: Oliver Berg/dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany