Kultur trifft Tüv
Regelmäßige Kontrollen der Bühnentechnik in den Thüringer Theatern bringt mehr Sicherheit für Beschäftigte und Besucher
Wenn im prachtvollen Meininger Theater der Vorhang fällt und der Applaus einsetzt, dann denkt sicherlich kein Besucher im Saal des Großen Hauses daran, dass die Experten des Tüv Thüringen vorher einen genauen Blick auf und hinter die Kulissen geworfen haben.
Genau das machen sie allerdings und zwar regelmäßig, wie der Vorstandschef des Thüringer Tüv, Volker Höhnisch, gestern auf der Bühne des Hauses verriet. „Was einem als Gast dieses Hauses beim Betreten sofort auffällt, ist die Kombination aus einem historischen Gebäude und moderner Bühnentechnik“, sagte Höhnisch. Das Haus habe Meiningen dem Herzog zu verdanken und die Technik biete inzwischen beste Bedingungen für die Mitarbeiter des Theaters wie für die Besucher.
Man habe sich ganz bewusst für dieses einzigartige Ambiente entschieden für die Vorstellung des jährlichen Anlagensicherheitsreports, bedankte sich Höhnisch für die Gastfreundschaft der Theatermacher.
Der Intendant des Meininger Theaters, Ansgar Haag, ließ es sich nicht nehmen, die Gäste seines Hauses persönlich auf der großen Bühne zu begrüßen. Er erinnerte daran, dass das Meiningen Haus schon in Ddr-zeiten als Sanierungsfall galt und nur durch jährliche Sondergenehmigungen der Staatsführung betrieben werden durfte.
Auch nach der Wiedervereinigung habe das Theater trotz Bedenken von Feuerwehr und Bauexperten per Ausnahmegenehmigung bespielt werden dürfen. „Seit dem Brand im Jahr 1908 hat es hier keine nennenswerte Sanierung am Haus gegeben“, sagte Haag. Das änderte sich erst vor gut sechs Jahren.
Die im Jahr 2010 gestartete Rekonstruktion zielte in erster Linie auf die Einführung moderner, computergesteuerter Theatertechnik ab. Diese findet laut Haag heute vor allem beim einst historischen Schnürboden ihre Anwendung. Für das Fahren der Bühnenprospekte wurde aus einst 51 Handzügen eine computergesteuerte Anlage, die durch spezielle Programme gesteuert wird. Auch der Theatervorhang wird seit der Sanierung elektrisch gefahren.
Technik, die nicht regelmäßig gewartet, sondern auch geprüft werden muss, wie Volker Höhnisch versicherte. Sein Mitarbeiter Karsten Lessig, der eigentlich für die Kontrolle von Fördertechnik ausgebildet war, hat sich dazu eigens noch einmal auf die Schulbank gesetzt, wie Höhnisch bestätigte.
„Die Kontrolle von Bühnentechnik erfordert eine spezielle Qualifikation, die in unserem Thüringer Unternehmen derzeit nur zwei Mitarbeiter vorweisen können“, verriet Höhnisch. Und da die junge Kollegin von Karsten Lessig gegenwärtig im Mutterschutz weilt, ist Lessig momentan vor allem in den Thüringer Theatern anzutreffen und nicht in Aufzügen, die er auch kontrolliert.
Er habe, wie sicherlich die meisten Thüringer gar nicht gewusst, was der Tüv Thüringen alles leistet, räumte Intendant Ansgar Haag ein. Die meisten Menschen würden den Tüv in erster Linie mit der regelmäßigen Kontrolle ihrer Autos in Verbindung bringen.
Sein Unternehmen sei in dem Vierteljahrhundert seit der Wiedergründung enorm gewachsen, bestätigte Volker Höhnisch. Allein im zurückliegenden Jahr habe man 80 neue Mitarbeiter einstellen können. „Inzwischen zählt der Tüv Thüringen damit mehr als 1100 Beschäftigte“, so Höhnisch.
Auf die kämen ständig neue Aufgaben zu, sagte Fachgebietsleiter Jörg Schöpe. So müsse man sich etwa unter dem Stichwort Industrie 4.0 und der Vernetzung von Systemen mit dem möglichen Zugriff von außen auf gefährliche Anlagen beschäftigen. Nur regelmäßige Kontrollen garantierten das hohe Maß an technischer Sicherheit.
Computergesteuerte Anlage