Auf der Spur des Geldes
Der Finanzbranchen-thriller „Money Monster“mit George Clooney und Julia Roberts hat großen Unterhaltungswert
Berlin. Lee Gates (George Clooney) als Tv-moderator zu bezeichnen, ist eigentlich zu viel der Ehre. Wenn das Gesicht der Finanzshow „Money Monster“Börsentrends erklärt und Anlagetipps gibt, ist kein Outfit zu schräg und keine Tanznummer zu peinlich. Die Regisseurin Patty Fenn (Julia Roberts) hält ihrem schrägen Star stets den Rücken frei. Ohne sie wäre Gates ein Nichts. Immerhin scheint er das zu wissen.
Die heutige Ausgabe der Sendung steht unter keinem guten Stern. Ein junger Mann entert live und in Farbe das Studio und bedroht Gates mit einer Waffe. Kyle Budwell (Jack O‘connell) besteht darauf, dass die Kameras weiterlaufen und zwingt seine Geisel zum Tragen einer Sprengstoffweste. Der verzweifelte Täter hat das gesamte Geld seiner Familie – für Gates freilich Peanuts – bei einem Geschäft verloren, das der selbst ernannte Börsenguru wärmstens empfohlen hat. Kurz darauf stürzte der Kurs ins Bodenlose. Pech gehabt.
Kyle zweifelt daran, dass es bei der extremen Kursschwankung mit rechten Dingen zuging. Er verlangt die Aufklärung des Vorfalls.
Und er hat noch eine zweite Weste im Gepäck . . .
Die bisherigen Regiearbeiten der zweifachen Oscar-preisträgerin Jodie Foster wie „Familienfest und andere Schwierigkeiten“oder „Der Biber“erzählten mit überschaubarem Budget eher kleine, skurrile und intime Geschichten. Nun hat die Schauspielerin viel Geld in die Hand genommen, zwei Topstars engagiert und ein rasantes Thriller-drama in Echtzeit inszeniert. Der Traum vom Zwergen-aufstand gegen eine übermächtige, betrügerische Finanzbranche ist überdies sehr aktuell und diskussionswürdig.
Die Geschichte „Money Monster“hat in dieser Beziehung über ihren Unterhaltungswert hinaus allerdings recht wenig zu bieten. Der aber ist immens. George Clooney liefert eine perfekte Show ab, sein junger Kollege Jack O‘connell („Unbroken“) heizt ihm ordentlich ein. Starke Frauenfiguren bleiben nicht im Hintergrund gefangen. Bei all der Spannung kommt Humor nie zu kurz, was dem Film beinahe den Charakter einer Satire verleiht.
Weil Foster emotional berührende Szenen scheinbar aus dem Ärmel schüttelt, geht einem das Geschehen trotzdem nah.
Und dann berichtet das Fernsehen allumfassend vom einzig möglichen Ende der spektakulären Tat, die die Menschen aufrütteln sollte. Der Film zeigt, wie die Zuschauer in Rekordzeit wieder zu ihrem Tagesgeschäft übergehen.
Das führt zur der Erkenntnis: Schon morgen wird die nächste Sensation die Schlagzeilen beherrschen, die nächste Sau wird durchs Dorf getrieben. Und der nächste Film buhlt an der Kinokasse um Aufmerksamkeit.
Geiselnahme live im Tv-studio