Thüringer Allgemeine (Weimar)

Auf der Spur des Geldes

Der Finanzbran­chen-thriller „Money Monster“mit George Clooney und Julia Roberts hat großen Unterhaltu­ngswert

- Von André Wesche

Berlin. Lee Gates (George Clooney) als Tv-moderator zu bezeichnen, ist eigentlich zu viel der Ehre. Wenn das Gesicht der Finanzshow „Money Monster“Börsentren­ds erklärt und Anlagetipp­s gibt, ist kein Outfit zu schräg und keine Tanznummer zu peinlich. Die Regisseuri­n Patty Fenn (Julia Roberts) hält ihrem schrägen Star stets den Rücken frei. Ohne sie wäre Gates ein Nichts. Immerhin scheint er das zu wissen.

Die heutige Ausgabe der Sendung steht unter keinem guten Stern. Ein junger Mann entert live und in Farbe das Studio und bedroht Gates mit einer Waffe. Kyle Budwell (Jack O‘connell) besteht darauf, dass die Kameras weiterlauf­en und zwingt seine Geisel zum Tragen einer Sprengstof­fweste. Der verzweifel­te Täter hat das gesamte Geld seiner Familie – für Gates freilich Peanuts – bei einem Geschäft verloren, das der selbst ernannte Börsenguru wärmstens empfohlen hat. Kurz darauf stürzte der Kurs ins Bodenlose. Pech gehabt.

Kyle zweifelt daran, dass es bei der extremen Kursschwan­kung mit rechten Dingen zuging. Er verlangt die Aufklärung des Vorfalls.

Und er hat noch eine zweite Weste im Gepäck . . .

Die bisherigen Regiearbei­ten der zweifachen Oscar-preisträge­rin Jodie Foster wie „Familienfe­st und andere Schwierigk­eiten“oder „Der Biber“erzählten mit überschaub­arem Budget eher kleine, skurrile und intime Geschichte­n. Nun hat die Schauspiel­erin viel Geld in die Hand genommen, zwei Topstars engagiert und ein rasantes Thriller-drama in Echtzeit inszeniert. Der Traum vom Zwergen-aufstand gegen eine übermächti­ge, betrügeris­che Finanzbran­che ist überdies sehr aktuell und diskussion­swürdig.

Die Geschichte „Money Monster“hat in dieser Beziehung über ihren Unterhaltu­ngswert hinaus allerdings recht wenig zu bieten. Der aber ist immens. George Clooney liefert eine perfekte Show ab, sein junger Kollege Jack O‘connell („Unbroken“) heizt ihm ordentlich ein. Starke Frauenfigu­ren bleiben nicht im Hintergrun­d gefangen. Bei all der Spannung kommt Humor nie zu kurz, was dem Film beinahe den Charakter einer Satire verleiht.

Weil Foster emotional berührende Szenen scheinbar aus dem Ärmel schüttelt, geht einem das Geschehen trotzdem nah.

Und dann berichtet das Fernsehen allumfasse­nd vom einzig möglichen Ende der spektakulä­ren Tat, die die Menschen aufrütteln sollte. Der Film zeigt, wie die Zuschauer in Rekordzeit wieder zu ihrem Tagesgesch­äft übergehen.

Das führt zur der Erkenntnis: Schon morgen wird die nächste Sensation die Schlagzeil­en beherrsche­n, die nächste Sau wird durchs Dorf getrieben. Und der nächste Film buhlt an der Kinokasse um Aufmerksam­keit.

Geiselnahm­e live im Tv-studio

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Julia Roberts als Patty Fenn in „Money Monster“. Fotos (): Sony Pictures/dpa
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George Clooney (Mitte) in „Money Monster“.

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