Da liegt Musike drin. . .
Peter Rathay über seine Schwärmerei für Carla
Ich habe mich ein bisschen verliebt. In Carla. Sie hat einen wunderbaren (Klang-)körper, grazile Beinchen und sie kann sowohl Lang-, Mittel- und Kurzwelle. Und UKW kann Carla natürlich auch.
Carla ist eine Musiktruhe aus tiefsten Ddr-zeiten. Ihr Nussbaum-furnier ist zwar schon ein wenig matt, aber alles in allem ist sie in erstklassigem Zustand. Ihr Innenleben ist vollgepackt mit einem Radio Proxima und einem Schallplattenspieler Türkis. Oder ist es ein Rubin, der das Vinyl in Schwung hält? Naja, egal.
Doch es ist wie so häufig im Leben. Nach der ersten Verliebtheit kommt das böse Erwachen. 199 Euro hat das Stöberhaus in Erfurt für den Ddr-musikkasten aus dem Jahr 1976 aufgerufen.
199 Euro! Nein, ich hänge wirklich nicht der Vergangenheit an. Aber rechnet man den Betrag in West- und dann in Ostmark um, dann kommt man auf eine Summe, die einen schwindelig werden lässt. Dabei war Carla zu Ddr-zeiten für vergleichsweise lächerliche 1500 (Ost-)mark zu haben – vorausgesetzt, man hatte Beziehungen.
Aus ist der Traum von Carla. Die Vernunft siegt über die Schwärmerei.
Was bleibt ist die Erinnerung – an eine Zeit, in der sich die geliebte Plattenwelt aus Lakomy, Schöbel & Co. in fast jedem Haushalt drehte. In 33 oder 45.