Thüringer Allgemeine (Weimar)

Ein Duo wider den Zeitgeist

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Michael Helbing schlägt den Laudator für eine Preisverga­be vor

So trifft man sich wieder, irgendwie, aus der Distanz, gespielt über Bande. Da ist Leander Haußmann, 56, Theaterreg­isseur, dem als solcher das Nationalth­eater Weimar einst als erste Sprosse auf der Karrierele­iter diente. Bevor morgen seine Inszenieru­ng „Die Räuber“am Berliner Ensemble Premiere hat, erklärte er nicht nur: „Ich werde mich jetzt für eine ganze Weile aus dem Theaterbus­iness zurückzieh­en.“

In der Berliner Morgenpost breitete er auch aus, er sei früher ja „auch so ein Musterregi­sseur gewesen, der gern mal den Finger in die Luft gehoben und gerufen hat: ,Herr Lehrer, das ist ja ganz aktuell...!‘“

Jetzt findet er Theater, das sich nur auf die Zeit einlässt, in der wir leben, langweilig. Denn: „Wenn ich was Aktuelles will, schlage ich die Zeitung auf.“

Darin trifft er sich wohl mit Gerhard Stadelmaie­r, 66, der da nun also zum anderen ist. Der langjährig­e Theaterkri­tiker der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung schrieb das Buch „Regisseurs­theater. Auf den Bühnen des Zeitgeists“. Darin plädiert er jetzt polemisch, laut Klappentex­t, für ein dem Alltag enthobenes, poetisches Theater.

Das istinsgesa­mt deshalb recht lustig, weil Stadelmaie­r Haußmann einst „Deutschlan­ds fröhlichst­e Regienull“nannte. Nun erhält der Kritiker am 23. September in Weimar den Deutschen Sprachprei­s, den die Henning-kaufmann-stiftung vergibt. Wäre doch schön, Leander Haußmann hielte die Laudatio.

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