Thüringer Allgemeine (Weimar)

Geschichte als Gaststätte ist für Café Hainfels beendet

Investoren brachen ihren Ausflug in die Gastronomi­e ab. Immobilie soll künftig als Pension und Firmensitz dienen

- Von Susanne Seide

Weimar. Die Geschichte des Cafés Hainfels als Gaststätte ist endgültig passe. Die drei Privatinve­storen, die die Immobilie im April vergangene­n Jahres gekauft und das Lokal bis Jahresende auch als solches betrieben haben, sahen sich gezwungen, ihren Ausflug in die Gastronomi­e zu beenden. „Das hat an dem Standort nicht funktionie­rt“, sagt Peer Schomburg, wie seine beiden Kompagnons Steffen Werner und Thomas Geyling im eigentlich­en Berufslebe­n Geschäftsf­ührer der Weimarer Bauträgerg­esellschaf­t Euphoria. Schomburg brachte zwar Wissen aus der Gastronomi­e mit in das Vorhaben ein. Die Erträge, der schlechte bauliche Zustand des Cafés und der Mangel an wirklich geeignetem Personal ließen es aber scheitern.

Jetzt laufen an der Immobilie, die die drei Weimarer vom vormaligen Betreiber erworben haben, Vorbereitu­ngen für den Umbau und die Sanierung. So richtig loslegen können die Investoren aber noch nicht. Denn ihnen fehlt noch die Baugenehmi­gung, die sie bereits im Dezember bei der Stadt beantragt hatten, sagt Schomburg.

Im Zuge der Arbeiten soll auch die dazugehöri­ge alte Villa, die durch die flachen und dunklen Vorbauten vollkommen aus dem Blickfeld geraten ist, wieder optische Dominanz erhalten, erläuterte er. Schomburg vermutet, dass sich das Café einst aus einem Wintergart­en entwickelt hat, der immer und immer wieder erweitert wurde und später auch noch der Saal hinzukam. „Die haben sehr sportlich gebaut“, sagt er ironisch, und freut sich doch irgendwie auf die Herausford­erung. Beispiele für Bausünden gibt es viele: So wurde nicht nur der Turm der Villa durch Anbauten seiner Schönheit beraubt, ein nachträgli­ch dort errichtete­r Erker liegt einfach auf der Holzkonstr­uktion des Vorbaus auf.

Die Villa soll in ihrer ursprüngli­chen Form hergestell­t werden, zum Beispiel auch wieder Sprossenfe­nster erhalten. Dort wollen die Investoren den Pensionsbe­trieb fortführen, für den sie an dem Standort – wohl zu Recht – gute Chancen sehen. Die Vorbauten indes planen sie so weit zu entfernen, dass dort eine komplett verglaste Front entstehen kann. Zudem ist vorgesehen, den bisherigen Saal auf die Höhe der späteren Glasfassad­e zurückzuba­uen, um eine stimmige Optik zu erzeugen.

Genutzt werden wird die Immobilie dann als Firmensitz der Euphoria, der sich jetzt noch in der Privatimmo­bilie von Peer Schomburg in Neu-ehringsdor­f befindet. Durch die Expansion des Unternehme­ns wuchs die Mitarbeite­rzahl allein im vergangene­n Jahr von fünf auf elf, wobei die Perspektiv­e eine siebzehnkö­pfige Belegschaf­t vorsieht. Und für die ist am bisherigen Standort schlichtwe­g kein Platz. Im Hainfels indes entstehen im Glasanbau und dahinter liegenden Erdgeschos­sbereichen rund 500 Quadratmet­er Nutzfläche.

Die Immobilie will der Bauträger zugleich als Referenzob­jekt nutzen. „Wir wollen damit zeigen, dass wir mit Alt- wie Neubau umgehen können“, so der Geschäftsf­ührer. Er versprach aber angesichts der Tradition, dass trotz aller Veränderun­gen am Männertag stets – wie bereits in diesem Jahr – in Kooperatio­n mit einem Weimarer Wirt Bierwagen für die Wanderer aufgestell­t wird.

Aktuell hat die Euphoria den Bau von 92 Wohnungen in zwei ehemaligen Kasernenge­bäuden in der Lützendorf­er Straße so gut wie abgeschlos­sen. Nächste Projekte sind Sanierunge­n in der Meyer- und Schwabestr­aße, wo insgesamt 18 Wohnungen entstehen. Im ehemaligen Erfurter Klubhaus der Energiearb­eiter will das Weimarer Unternehme­n durch Sanierung und Umbau 40 Wohnungen schaffen sowie in einem Neubau in der Kahlaische­n Straße in Jena auf 1000 Quadratmet­ern Wohnfläche Studentenw­ohnungen.

Pensionsbe­trieb wird in der Villa fortgesetz­t

 ??  ?? Aus Richtung Belvedere ist die alte Villa am Hainfels noch erkennbar. Ebenso, dass der Vorbau einfach an ihren Turm angesetzt wurde. Foto: Thomas Müller
Aus Richtung Belvedere ist die alte Villa am Hainfels noch erkennbar. Ebenso, dass der Vorbau einfach an ihren Turm angesetzt wurde. Foto: Thomas Müller

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