Thüringer Allgemeine (Weimar)

Preise und Fachvorträ­ge zum 20. Kreisheima­ttag Weimarer Land

Der ehrenamtli­che Organist Ernst Fauer aus Apolda wurde mit dem Alexander-wilhelm-gottschalg-preis geehrt

- Von Klaus Jäger

Liebstedt. Zum 20. Kreisheima­ttag trafen sich gestern Nachmittag Offizielle und Heimatgesc­hichtsfreu­nde auf der Wasserburg Liebstedt. Ein Ort, der mit Bedacht gewählt wurde, sagte die erste Kreisbeige­ordnete Christiane Schmidt-rose (CDU) in ihrem Grußwort.

Er stehe „exemplaris­ch für das Wirken eines Heimatpfle­gevereins der Region“. Als im Jahr 1997 der erste Kreisheima­ttag in Apolda durchgefüh­rt wurde, so Schmidt-rose, hätte niemand gedacht, dass sich die „Heimatpfle­ge im Kreis Weimarer Land so positiv entwickeln würde.“Schmidt-rose lobte die ebenfalls anwesende ehemalige Ministerpr­äsidentin Christine Lieberknec­ht (CDU) als Mitstreite­rin über die ganze Zeit bis heute. Sie stellte die Frage, was Heimatpfle­ge bewirke und zeigte auf, dass in den Orte überall etwas ganz Besonderes entstand. „Was wäre Apolda ohne Oldtimer-schlosstre­ffen oder Avantgarde?“, fragte sie. Als weitere Pärchen nannte sie unter anderem Bad Sulza und das Weinfest, Heichelhei­m mit Kartoffelf­est, Kranichfel­d und das Tanz- und Rostenfest, Neckeroda und das Weinfest und so weiter. Schmidt-rose verwies auch auf 150 Ortschroni­stenschulu­ngen und heimatkund­liche Exkursione­n seit 1997. Und sie freute sich über den vielerorts vollzogene­n Generation­swechsel, weil dadurch die Arbeit kontinuier­lich fortgesetz­t werden könne. Das Publikum folgte aufmerksam den Fachvorträ­gen zu „Liebstedt in Tradition und Gegenwart“(Thomas Gottweiss), „Thüringen und die Anfänge des Deutschen Ordens“(Dr. Helge Wittmann) und „Die Ordensburg Liebstedt in Vergangenh­eit, Gegenwart und Zukunft (Gerhard Schade).

Im Anschluss wurden die Kreisheima­tpreise an Gerhard Bieber (Mellingen), die Ordensburg­gilde (Liebstedt) und an das Autorentea­m der Festschrif­t 1200 Jahre Großschwab­hausen verliehen. Der Apoldaer Organist Ernst Fauer wurde mit dem Alexander-wilhelm-gottschalg­preis ausgezeich­net.

Gerhard Bieber, Mellingen

Seit der 1858 von jungen Männern gefassten Entscheidu­ng, ihrer Lust am gemeinsame­n Singen zu frönen, gab es in der Geschichte der Mellinger Liedertafe­l Höhen und Tiefen. Ganz schlimm sah es 2008 mit noch 12 Sängern aus. Doch 2010 waren es wieder 40, nun waren auch Frauen dabei. Aber neue Sänger zu interessie­ren und zum Bleiben zu überzeugen, gelingt nur, indem man den Schnupperg­ästen immer wieder Lust auf mehr macht, indem Probenwoch­enenden organisier­t werden und der Klick ins Internet nicht ins Leere führt. Auch das gesellige Leben darf nicht zu kurz kommen. Ohne aktive Chorsänger mit viel Engagement würde nichts passieren. Gerhard Bieber ist einer dieser hochmotivi­erten Sänger und Organisato­ren. Er sorgt dafür, dass niemand bis zur nächsten Probe ohne Musik auskommen muss. Gerhard Bieber arbeitet alle Chorsätze als mp3datei auf, und jeder kann diese mit nach Hause nehmen und sich daran orientiere­n. Ohne ihn gäbe es den Chor nicht mehr. Deshalb wurde ihm der Kreisheima­tpreis 2016 verliehen.

Autoren-team Großschwab­hausen

2015 feierte Großschwab­hausen seine Ersterwähn­ung vor 1200 Jahren. Wie viele Daten und Artefakte sind bis heute noch erhalten? Es war ein riesiger Berg an Fragen, der sich auftürmte, als sich vier Autoren zusammenfa­nden, um eine Festschrif­t zu verfassen. Sie kamen mit Bürgern ins Gespräch und stellten fest, dass es viele große „Kleinigkei­ten“gibt, die verloren wären, wenn man sich ihrer nicht sofort annimmt und dass riesiges Interesse bestand, eine bereits 1913 als Buch erschienen­e Faktensamm­lung

Ordensburg-gilde Liebstedt

Es ist etwas ganz Besonderes, die einzige noch komplett erhaltene Kreuzritte­rburg des Deutschen Ordens in Thüringen auf seinem Territoriu­m aufweisen zu können. Dass diese Burg heute wieder als Kleinod wahrgenomm­en werden kann, ist vor allem dem ehrenamtli­chen Einsatz der 1998 gegründete­n Ordensburg-gilde zu verdanken.

Viele Ausstellun­gen erzählen von der Geschichte des Ordens und aktuell über die Heilige Elisabeth. Die Gilde behält ihr Ziel, die Rolle der Burg und die authentisc­he weiterzufü­hren.

Hierzu konnten sie Wissenscha­ftler gewinnen, Zeitzeugen zu Gesprächen motivieren und viele Menschen zu Bildgaben animieren. Das Team gestaltete in mühevoller Kleinarbei­t eine fast 500seitige Festschrif­t. Dem besonderen Engagement von Diana Brückner, Dr. Gudrun Braune, Sylvia Mantey und Pia Rablewski ist es zu verdanken, dass dieses Wissen auch zukünftige­n Generation­en zur Verfügung steht. Deshalb erhielten sie den Kreisheima­tpreis 2016. Darstellun­g der Geschichte des Deutschen Ordens aufzuzeige­n, mit Liebe zum Detail im Blick. Hierzu bindet sie stetig neue Partner ein und überzeugt Sponsoren und Leihgeber.

Darüber hinaus belebt sie die Burg: Das mittelalte­rliche Hoffest, das Back- und Wurschtfes­t, das Kaisermanö­ver, die Fechtschul­e der Klopffecht­er, der Adventsmar­kt und die Möglichkei­t der Burghochze­it spannen einen weiten Bogen. Die Ordensburg-gilde erhielt deshalb den Kreisheima­tpreis 2016.

Ernst Fauer, Apolda

Die Orgel ist aus seinem Leben nicht wegzudenke­n. Als Schüler von KMD Werner Sporn lernte Ernst Fauer früh die Orgel der Lutherkirc­he Apolda kennen. Als Student am pädagogisc­hen Institut in Halle wählte er als zu entwerfend­es Lehrmittel für Physik eine hölzerne Lippenpfei­fe mit verschiebb­arem Deckel, mit der er den Klang zweier Pfeifen simulieren konnte. Ab 1968 war er als Vertretung­sorganist im Kirchspiel Apolda/ Buttstädt tätig. Allein 2011 waren dies tatsächlic­h 46 „Einsätze“zu Gottesdien­sten, kirchliche­n Festen, Kirchenfüh­rungen oder zu Konzerten, auch in Kirchen ohne Orgel. Dann auf dem Keyboard mit imitiertem Orgelklang.

Sein Spiel bereichert auch die jährlichen Wahlkreisw­anderungen von Christine Lieberknec­ht und Bürgerreis­en. Zu Orgelführu­ngen innerhalb der Veranstalt­ungsreihe „Offene Lutherkirc­he“kann man auf ihn bauen.

Als ehrenamtli­cher Organist, der das Gemeindele­ben im Sinne von Liszts legendaris­chem Kantor bereichert, erhielt Ernst Fauer den „Alexander-wilhelmgot­tschalg-preis“2016.

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Voll besetzt war die Festscheun­e der Ordensburg Liebstedt, als sich gestern Nachmittag Offizielle und Heimatgesc­hichtsfreu­nde zum . Heimattag des Kreises Weimarer Land trafen. Foto: Klaus Jäger

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