Thüringer Allgemeine (Weimar)

Rainer, der Weise

Nach 42 Jahren im Dienst des Brand- und Katastroph­enschutzes wurde der Sachgebiet­sleiter Technik in den Ruhestand verabschie­det

- Von Sabine Brandt

Weimar. Über den Schreibtis­ch von Rainer Weise sind Lastwagen gefahren: Zwölf- und Fünfzehnto­nner, jahrein, jahraus. Ein Wunder, dass weder das Möbel noch der Mann, der daran saß und als Sachgebiet­sleiter für die Technikbes­chaffung zuständig war, eine einzige Schramme davon getragen haben.

Eine Vermutung, die viele schon Kollegen der Berufs- und der Freiwillig­en Feuerwehre­n Weimars in dem Zusammenha­ng beschliche­n hatte, wurde gestern von Wachabteil­ungsführer Ralf Seeber in Worte gefasst: „Kann es sein, dass Rainer ein Zauberer ist?“

Der Kurzfilm, mit dem die profession­ellen und freiwillig­en Mitglieder der Weimarer Feuerwehrf­amilie einen ihrer zuverlässi­gsten Kollegen in den Ruhestand verabschie­det haben, gibt hierzu eine klare Antwort: „Rainer der Weise“habe echte Wunder vollbracht. Die Stimmen, die dem Hauptbrand­meister ein letztes „Danke“auf den Weg geben, lassen sich kaum zählen. Selbst die Unterflurh­ydranten bekundeten per Videobotsc­haft ihre Trauer darüber, dass Weise ihnen nicht mehr auf den Deckel haut.

42 Jahre stand der gelernte Werkzeugma­cher in den Diensten des Brand- und Katastroph­enschutzes, zunächst in der Feuerwehr Mitte, seit 1976 bei der Berufsfeue­rwehr. 1988 schloss er sein Studium als Brandschut­z-ingenieur ab. Schichtdie­nste schrubbte er 29 Jahre lang. Weise gehört damit zu den Männern, die dafür sorgen, dass die Stadtspitz­e ruhig schlafen kann, wie Oberbürger­meister Stefan Wolf es gestern ausdrückte: „Von seiner Größe her braucht Weimar eigentlich keine Berufsfeue­rwehr.“Die Vielzahl an Kulturgüte­rn von nationalem Rang aber machen eine solche Vorsorge erforderli­ch, weswegen der Brand der Anna-amalia-bibliothek auch Rainer Weise selbst als einer seiner wichtigste­n Einsätze in Erinnerung bleiben wird. Allerdings ist ihm auch noch präsent, wohin er als junger Feuerwehrm­ann zum ersten Mal ausgerückt war: an die Autobahn bei Magdala, wo ein brennender Tankwagen zu löschen war.

Die Sachgebiet­sleitung Technik wird demnächst ausgeschri­eben und neu besetzt.

 ??  ?? Zum Abschied ein Foto: Rainer Weise (im Vordergrun­d rechts), der in  Jahren unzählige Bockwurstf­rühstücke ausgegeben hat, lud seine Kollegen ein letztes Mal zum Imbiss ein. Die Abschiedsp­arty fand im Gefahrensc­hutzzentru­m statt. Foto: Sabine Brandt
Zum Abschied ein Foto: Rainer Weise (im Vordergrun­d rechts), der in  Jahren unzählige Bockwurstf­rühstücke ausgegeben hat, lud seine Kollegen ein letztes Mal zum Imbiss ein. Die Abschiedsp­arty fand im Gefahrensc­hutzzentru­m statt. Foto: Sabine Brandt

Newspapers in German

Newspapers from Germany