Der Charme der Entertainerin
Meret Becker entzückte ihr Publikum beim Auftritt im Weimarer Spiegelzelt
Weimar. Sie ist ein echtes Multitalent. Mit Gitarre, Keyboard und Goldfischglas kommt sie prima zurecht, der singenden Säge entlockt sie zauberhafte, magische Töne. Ihre Stimme ist sowohl mit melancholischem Touch als auch mit kratziger Note, gehaucht oder gegrölt eine Wucht, sie singt deutsch und englisch, Blues, Folk, Country, Chanson. Schauspielen kann sie sowieso.
Meret Becker, Berliner Tatortkommissarin, Schwester von Ben Becker, Stieftochter von Otto Sander, unterhält ihr Publikum nicht durch ihre Prominenz. Beim Abend trauriger Liebeslieder im Weimarer Spiegelzelt versprüht sie mädchenhaften Charme, zeigt schwarzen Humor und beweist sich ihrem entzückten Publikum als vollendete Entertainerin.
Ist sie als Schauspielerin derzeit sehr populär – als Musikerin ist sie eher eine glänzende Perle im Verborgenen. Wenn sie ihre Lieder singt, „Mein Brauttanz“, „Romeo & Juliet“oder „Slumberland“, wird sie intim, offenbart ihr Innerstes. Meret Becker erinnert an Anna Magnani, italienische Schauspielerin, die sich als erste Frau „ohne Unterrock und ungeschminkt durch einen Film gewütet hat“, sie fragt nach einer „Fluppe“, macht Kunststückchen und gibt in Weimar einen Vorgeschmack auf ihr neues Programm.
Auf den fetten Sound verzichten sie und ihre Band, ihre „Musik ist leise, schlicht präsentiert, die verträumt-poetischen Texten dem Thema der verflossenen Liebe angemessen. Mit dem von ihrem Bruder Ben Becker und Harald Juhnke nah am Leben gedichteten „Trinklied“, „die Fahne flattert uns aus dem Gesicht“und einer auf Ex getrunkenen Flasche Bier und den Abschiedsworten „In meiner Familie eine Frage der Ehre!“krönt sie einen starken Abend mit starkem Abgang.