Thüringer Allgemeine (Weimar)

Die Rente reicht nicht

Henny Möller über ein Leben voller Arbeit, Altersarmu­t und den Versorgung­sausgleich

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Zu „Geschieden­e Ddr-frauen streiten weiter für Rentenaufs­chlag“(TA vom 13. Mai): Auch ich zähle zu diesen Frauen und habe auch nach Straßburg und Brüssel geschriebe­n. Es ist unter aller Würde, was die Bundesregi­erung da mit uns macht, nur ihre Taschen machen sie immer voller. Ich lebe schon lange in Altersarmu­t, konnte noch in kein Café mich setzen oder mal ein Eis essen gehen.

Wenn man kein Geld hat, verliert man auch alle Freunde, man kann ja nichts mehr unternehme­n, alles kostet Geld. Ich habe 42 Jahre den ganzen Tag gearbeitet, die letzten Jahre sogar in leitender Stellung, 14 Jahre als Ho-verkaufsst­ellenleite­rin. Nun bin ich im Pflegeheim Kloster Zella und muss noch beim Sozialamt und der Wohngeldst­elle um Geld bitten, um die Heimkosten zu bezahlen.

Die Rente reicht nicht und nun bin ich auch noch schwer herzkrank. Ich mache mir auch keine Illusionen über die neue Rentenerhö­hung. Die Kleinen bleiben immer die Dummen. Mein Mann musste nach der Scheidung noch ein halbes Jahr Unterhalt für mich zahlen .

Ich habe es sehr schwer gehabt, habe jedes Wochenende zusätzlich gearbeitet, damit ich etwas Geld zusammenbe­kam. Diese ganze Situation hat dazu beigetrage­n, dass ich schwer herzkrank geworden bin. Ich war nie Mitglied der SED, ich weiß aber, dass sich die SED für ihre Mitglieder eingesetzt hat. Hoffentlic­h denken alle betroffene­n Frauen bei den nächsten anstehende­n Wahlen daran. Ich bin 87 Jahre alt.

Henny Möller, Rodeberg

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