Thüringer Allgemeine (Weimar)

Schweinste­iger: „Das Wort aufgeben gibt es für mich nicht“

Der lange verletzte Kapitän der DFB-ELF ist zurück. Ende der Woche soll er in Ascona ins Mannschaft­straining einsteigen

- Von Daniel Berg

Ascona. Die Scheiben sind verdunkelt. Selbst im Vorbeifahr­en soll offenbar nicht erkennbar sein, wer genau sich in den schwarzen Mini-vans befindet. Die Wagenkolon­ne kommt am Fußballsta­dion im schweizeri­schen Ascona zum Stehen. Es ist der Auftritt der deutschen Nationalsp­ieler, die sich am Mittwoch zur ersten echten Trainingse­inheit am Fuße der Berge einfinden. Unter dem wohlwollen­den Raunen der Fans am Eingang entsteigt auch Bastian Schweinste­iger einem der Gefährte. Er ist zurück. Ist er?

Schweinste­iger trainiert an diesem Vormittag, abseits der Mannschaft, aber er trainiert. Das ist wichtig für Fußballdeu­tschland, denn die Zeit hat wieder begonnen, in der medizinisc­he Gutachten über Sportler zu einer nationalen Angelegenh­eit werden. In etwas mehr als zwei Wochen beginnt die EM in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli). Und Schweinste­iger, 31 Jahre alt, findet sich derzeit in einer Rolle wieder, die er kennt, die er beherrscht. Er kämpft, kämpft darum, dabei zu sein bei diesem Turnier. Nicht nur als Chefstrate­ge, sondern erstmals auch als Mannschaft­skapitän. Sein Körper stellte sich ihm aber in den Weg. Mal wieder. Aber die Botschaft, die Schweinste­iger nach dem Training zu verkünden hat, ist eindeutig: „Es geht mir gut.“

Innenbandr­iss im rechten Knie im Januar, Innenbandr­iss im rechten Knie im März: Für seinen Klub Manchester United hat Schweinste­iger gerade einmal eine Handvoll Spiele in diesem Jahr gemacht. Das letzte vor mehr als zwei Monaten gegen Mancity. Seither: Schmerzen, Aufbautrai­ning. Und Hoffen, dass es noch reicht.

Bis an den glitzernde­n Lago Maggiore ins Tessin in den Kreis der Kollegen hat er es schon mal geschafft. Bis zu dreimal täglich trainierte der Mann, der mal „Schweini“war, in den vergangene­n Wochen. Eine Untersuchu­ng am vergangene­n Montag in München räumte dann größere Sorgen erst mal aus der Welt: alles verheilt im Knie, alles gut, alles im Plan. „Ich bin glücklich, hier zu sein“, sagt Schweinste­iger: „Manchmal ist es schwer, so eine neuerliche Verletzung zu akzeptiere­n, aber ich kann damit umgehen. Für mich gibt es das Wort ,aufgeben‘ nicht.“

Dass das keine leeren Worte sind, hat sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt. In den Wochen vor der WM 2014 schmerzte das linke Knie. Immer wieder. Doch er kämpfte sich heran und Bundestrai­ner Joachim Löw wartete geduldig auf einen seiner treuesten Mitarbeite­r. „In Brasilien“, sagt Schweinste­iger, „war ich in einem noch schlechter­en Zustand.“Löw weiß seither, dass es sich lohnt zu warten. Auf ihn will der Bundestrai­ner nicht verzichten, zumindest nicht in den großen Spielen. Und die großen Spiele kommen später im Turnier. Das verschafft dem Vorhaben Zeit.

„Ich habe einen Plan für mich und den befolge ich Stunde für Stunde“, meint Schweinste­iger. Dieser Plan sieht einen Einstieg ins Mannschaft­straining gegen Ende der Woche vor. Am Dienstag muss Joachim Löw seinen 23-er-kader für die EM nominieren. Die aktuell verletzten Hummels (Muskelfase­rriss) und Reus (Adduktoren) werden sicher nicht fehlen. Und Schweinste­iger wird – auch wenn letzte Zweifel erlaubt sind – dabei sein.

Hummel und Reus fehlen aktuell wegen Verletzung

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Bastian Schweinste­iger auf dem Weg zur Pressekonf­erenz in Ascona. Foto: Arnd Wiegmann, Reuters

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