Schweinsteiger: „Das Wort aufgeben gibt es für mich nicht“
Der lange verletzte Kapitän der DFB-ELF ist zurück. Ende der Woche soll er in Ascona ins Mannschaftstraining einsteigen
Ascona. Die Scheiben sind verdunkelt. Selbst im Vorbeifahren soll offenbar nicht erkennbar sein, wer genau sich in den schwarzen Mini-vans befindet. Die Wagenkolonne kommt am Fußballstadion im schweizerischen Ascona zum Stehen. Es ist der Auftritt der deutschen Nationalspieler, die sich am Mittwoch zur ersten echten Trainingseinheit am Fuße der Berge einfinden. Unter dem wohlwollenden Raunen der Fans am Eingang entsteigt auch Bastian Schweinsteiger einem der Gefährte. Er ist zurück. Ist er?
Schweinsteiger trainiert an diesem Vormittag, abseits der Mannschaft, aber er trainiert. Das ist wichtig für Fußballdeutschland, denn die Zeit hat wieder begonnen, in der medizinische Gutachten über Sportler zu einer nationalen Angelegenheit werden. In etwas mehr als zwei Wochen beginnt die EM in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli). Und Schweinsteiger, 31 Jahre alt, findet sich derzeit in einer Rolle wieder, die er kennt, die er beherrscht. Er kämpft, kämpft darum, dabei zu sein bei diesem Turnier. Nicht nur als Chefstratege, sondern erstmals auch als Mannschaftskapitän. Sein Körper stellte sich ihm aber in den Weg. Mal wieder. Aber die Botschaft, die Schweinsteiger nach dem Training zu verkünden hat, ist eindeutig: „Es geht mir gut.“
Innenbandriss im rechten Knie im Januar, Innenbandriss im rechten Knie im März: Für seinen Klub Manchester United hat Schweinsteiger gerade einmal eine Handvoll Spiele in diesem Jahr gemacht. Das letzte vor mehr als zwei Monaten gegen Mancity. Seither: Schmerzen, Aufbautraining. Und Hoffen, dass es noch reicht.
Bis an den glitzernden Lago Maggiore ins Tessin in den Kreis der Kollegen hat er es schon mal geschafft. Bis zu dreimal täglich trainierte der Mann, der mal „Schweini“war, in den vergangenen Wochen. Eine Untersuchung am vergangenen Montag in München räumte dann größere Sorgen erst mal aus der Welt: alles verheilt im Knie, alles gut, alles im Plan. „Ich bin glücklich, hier zu sein“, sagt Schweinsteiger: „Manchmal ist es schwer, so eine neuerliche Verletzung zu akzeptieren, aber ich kann damit umgehen. Für mich gibt es das Wort ,aufgeben‘ nicht.“
Dass das keine leeren Worte sind, hat sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt. In den Wochen vor der WM 2014 schmerzte das linke Knie. Immer wieder. Doch er kämpfte sich heran und Bundestrainer Joachim Löw wartete geduldig auf einen seiner treuesten Mitarbeiter. „In Brasilien“, sagt Schweinsteiger, „war ich in einem noch schlechteren Zustand.“Löw weiß seither, dass es sich lohnt zu warten. Auf ihn will der Bundestrainer nicht verzichten, zumindest nicht in den großen Spielen. Und die großen Spiele kommen später im Turnier. Das verschafft dem Vorhaben Zeit.
„Ich habe einen Plan für mich und den befolge ich Stunde für Stunde“, meint Schweinsteiger. Dieser Plan sieht einen Einstieg ins Mannschaftstraining gegen Ende der Woche vor. Am Dienstag muss Joachim Löw seinen 23-er-kader für die EM nominieren. Die aktuell verletzten Hummels (Muskelfaserriss) und Reus (Adduktoren) werden sicher nicht fehlen. Und Schweinsteiger wird – auch wenn letzte Zweifel erlaubt sind – dabei sein.
Hummel und Reus fehlen aktuell wegen Verletzung