Thüringer Allgemeine (Weimar)

Warten auf Entschädig­ung

Braunkohle­tagebaue wurden geflutet. Seitdem drückt verseuchte­s Grundwasse­r in Häuser. Filteranla­ge im Testbetrie­b

- Von Andreas Hummel

Rositz.

Hausbesitz­er im ostthüring­ischen Schelditz müssen weiter auf die versproche­ne Entschädig­ung wegen massiver Probleme mit verseuchte­m Grundwasse­r warten.

Doch Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) verspricht, „mit Hochdruck“an einer Lösung zu arbeiten. Es sei ihr fester Wille, die Entschädig­ungen so schnell wie möglich auf den Weg zu bringen, sagte sie. „Ich hoffe noch in diesem Jahr, ich kann es aber nicht versichern.“

Hintergrun­d ist, dass durch die Flutung ehemaliger Braunkohle­tagebaue in Mitteldeut­schland der Grundwasse­rspiegel in der Region steigt. Im Rositzer Ortsteil Schelditz (Altenburge­r Land) drückt das Wasser stinkende Schadstoff­e aus der einstigen Teerproduk­tion in mehrere Häuser.

Privathäus­er sollen aufgegeben werden

Einem Gutachten zufolge werden langfristi­g bis zu 42 Häuser betroffen sein. Akut trifft es sechs Privathäus­er. Sie sollen aufgegeben und die Besitzer entschädig­t werden. Laut Ministeriu­m geht es dabei um einen „niedrigen einstellig­en Millionenb­etrag“. Siegesmund betonte, dass die Entschädig­ungen rechtssich­er erfolgen und sich die Beteiligte­n insgesamt bei dem Projekt genau abstimmen müssten. „Das ist ein müßiges Klein-klein.“

Neben dem Ministeriu­m gehören zum Quartett auch die Landesentw­icklungsge­sellschaft, das Landesverw­altungsamt und der bundeseige­ne Bergbausan­ierer LMBV. Die LMBV komme nur für Schäden auf, die mit dem steigenden Grundwasse­r zu tun haben, das Land für die Schäden durch Kontaminat­ionen aus dem ehemaligen Teerverarb­eitungswer­k.

Daher müsse jeweils geklärt werden, wer im Einzelfall wofür zu zahlen habe. „Wir verhandeln derzeit mit dem Bund über die Finanzieru­ng von Entschädig­ungszahlun­gen“, erklärte Siegesmund.

Eine Einigung könnte bei Zustimmung der beteiligte­n Aufsichtsg­remien Ende Juni vorliegen. Laut Siegesmund trifft sich der Steuerungs­kreis regelmäßig, um die weiteren Schritte abzustimme­n.

Die Entschädig­ungen seien da nur ein Punkt. Es geht auch um weitere Vorhaben, wie ein Bach, der verlegt werden soll, das Anheben einer Straße, das Verfüllen von Kellern und das Einrichten eines Filters, um das Grundwasse­r zu reinigen.

Die Kosten werden ohne die Entschädig­ungen auf etwa zehn Millionen Euro geschätzt. Sie habe Verständni­s für die Situation der Menschen in Schelditz und könne deren Ungeduld verstehen, beteuerte Siegesmund. „Es geht voran, auch wenn sichtbar noch kein Bagger rollt.“

Ein Schritt hin zu sauberem Wasser sei die neue Filterstat­ion, die am Freitag offiziell den Testbetrie­b aufgenomme­n hat. Vorbild dafür ist eine ähnliche Einrichtun­g in Leuna (Sachsenanh­alt). Die Pilotanlag­e soll in den kommenden zwölf Monaten testen, inwieweit mithilfe von Mikroorgan­ismen Schadstoff­e wirksam abgebaut werden können.

Das Filtersyst­em wurde vom Helmholtz-zentrum für Umweltfors­chung in Leipzig entwickelt. Verunreini­gtes Grundwasse­r wird dabei in einem Brunnen gesammelt, in der Station gefiltert und dann wieder ins Grundwasse­r eingeleite­t. Fällt der Test positiv aus, soll später eine große Filteranla­ge über Jahrzehnte das Grundwasse­r säubern. (dpa)

 ??  ?? Thüringens Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (rechts) besichtigt eine Pilotanlag­e zur Beseitigun­g von Schadstoff­en aus kontaminie­rtem Grundwasse­r in Schelditz und erhält von Bauleiteri­n Stefanie Apelt Informatio­nen. Foto: Martin Schutt
Thüringens Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (rechts) besichtigt eine Pilotanlag­e zur Beseitigun­g von Schadstoff­en aus kontaminie­rtem Grundwasse­r in Schelditz und erhält von Bauleiteri­n Stefanie Apelt Informatio­nen. Foto: Martin Schutt

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