Warten auf Entschädigung
Braunkohletagebaue wurden geflutet. Seitdem drückt verseuchtes Grundwasser in Häuser. Filteranlage im Testbetrieb
Rositz.
Hausbesitzer im ostthüringischen Schelditz müssen weiter auf die versprochene Entschädigung wegen massiver Probleme mit verseuchtem Grundwasser warten.
Doch Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) verspricht, „mit Hochdruck“an einer Lösung zu arbeiten. Es sei ihr fester Wille, die Entschädigungen so schnell wie möglich auf den Weg zu bringen, sagte sie. „Ich hoffe noch in diesem Jahr, ich kann es aber nicht versichern.“
Hintergrund ist, dass durch die Flutung ehemaliger Braunkohletagebaue in Mitteldeutschland der Grundwasserspiegel in der Region steigt. Im Rositzer Ortsteil Schelditz (Altenburger Land) drückt das Wasser stinkende Schadstoffe aus der einstigen Teerproduktion in mehrere Häuser.
Privathäuser sollen aufgegeben werden
Einem Gutachten zufolge werden langfristig bis zu 42 Häuser betroffen sein. Akut trifft es sechs Privathäuser. Sie sollen aufgegeben und die Besitzer entschädigt werden. Laut Ministerium geht es dabei um einen „niedrigen einstelligen Millionenbetrag“. Siegesmund betonte, dass die Entschädigungen rechtssicher erfolgen und sich die Beteiligten insgesamt bei dem Projekt genau abstimmen müssten. „Das ist ein müßiges Klein-klein.“
Neben dem Ministerium gehören zum Quartett auch die Landesentwicklungsgesellschaft, das Landesverwaltungsamt und der bundeseigene Bergbausanierer LMBV. Die LMBV komme nur für Schäden auf, die mit dem steigenden Grundwasser zu tun haben, das Land für die Schäden durch Kontaminationen aus dem ehemaligen Teerverarbeitungswerk.
Daher müsse jeweils geklärt werden, wer im Einzelfall wofür zu zahlen habe. „Wir verhandeln derzeit mit dem Bund über die Finanzierung von Entschädigungszahlungen“, erklärte Siegesmund.
Eine Einigung könnte bei Zustimmung der beteiligten Aufsichtsgremien Ende Juni vorliegen. Laut Siegesmund trifft sich der Steuerungskreis regelmäßig, um die weiteren Schritte abzustimmen.
Die Entschädigungen seien da nur ein Punkt. Es geht auch um weitere Vorhaben, wie ein Bach, der verlegt werden soll, das Anheben einer Straße, das Verfüllen von Kellern und das Einrichten eines Filters, um das Grundwasser zu reinigen.
Die Kosten werden ohne die Entschädigungen auf etwa zehn Millionen Euro geschätzt. Sie habe Verständnis für die Situation der Menschen in Schelditz und könne deren Ungeduld verstehen, beteuerte Siegesmund. „Es geht voran, auch wenn sichtbar noch kein Bagger rollt.“
Ein Schritt hin zu sauberem Wasser sei die neue Filterstation, die am Freitag offiziell den Testbetrieb aufgenommen hat. Vorbild dafür ist eine ähnliche Einrichtung in Leuna (Sachsenanhalt). Die Pilotanlage soll in den kommenden zwölf Monaten testen, inwieweit mithilfe von Mikroorganismen Schadstoffe wirksam abgebaut werden können.
Das Filtersystem wurde vom Helmholtz-zentrum für Umweltforschung in Leipzig entwickelt. Verunreinigtes Grundwasser wird dabei in einem Brunnen gesammelt, in der Station gefiltert und dann wieder ins Grundwasser eingeleitet. Fällt der Test positiv aus, soll später eine große Filteranlage über Jahrzehnte das Grundwasser säubern. (dpa)