FDP-CHEF will in den Bundestag
Entspannt und ohne die Hahnenkämpfe vergangener Jahre wählen Thüringens Liberale ihre Listenkandidaten
Schmalkalden.
Thomas Kemmerich, seit November 2015 Vorsitzender der Landes-fdp, hat Chancen auf ein Bundestagsmandat.
Eine Vertreterversammlung wählte den Erfurter Unternehmer am Sonnabend in Schmalkalden auf Platz 1 der Kandidatenliste. Der 52-Jährige erhielt 89 Prozent Zustimmung. Er bekräftigte seine Absicht, im Falle seines Einzugs in den Bundestag das Mandat schon 2019 wieder abzugeben. Dann sind Landtagswahlen in Thüringen, und Kemmerich will die Freidemokraten zurück in den Erfurter Landtag führen.
Nachrücker für den Bundestag wäre in dem Fall Fdp-vizelandeschef Gerald Ullrich. Der Unternehmer aus dem Landkreis Schmalkalden-meiningen wurde mit 83 Prozent Ja-stimmen auf Platz 2 der Landesliste gewählt. Bei sehr gutem Abschneiden der Freidemokraten könnte es auch für beide zum Einzug ins Reichstagsgebäude reichen. Das gelang der Thüringer FDP bisher aber nur 2009. Vier Jahre später flog die Partei erstmals in ihrer Geschichte aus dem Bundesparlament.
Besonders Leidtragender war damals Patrick Kurth. Der heute 40-Jährige aus Sondershausen sah seine Politiker-karriere jäh ausgebremst. Ihm wurde in Schmalkalden zugetraut, dass er ohne Vorwarnung zur Kampfkandidatur für einen vorderen Listenplatz ansetzt. Kurth, der inzwischen in Berlin wohnt, erschien zwar unter den Delegierten, testete aber seine Zustimmungswerte nicht aus. Platz 3 der Kandidatenliste ging mit dem besten Ergebnis von 92 Prozent Ja-stimmen an den Saalfelder Handwerksmeister Reginald Hanke. Als einzige Frau wählten die 136 Delegierten Stefanie Hantke, eine Geschäftsinhaberin aus Erfurt, auf Rang 4.
Alle folgenden Plätze bis Listenrang 16 wurden in verbundener Einzelwahl besetzt. Die hohe Kandidatenzahl soll ein Zeichen sein, dass die FDP Thüringen wieder da ist und geschlossen in den Wahlkampf ziehen werde, sagte Landeschef Kemmerich in einer lässig abgespulten Rede, die keine rhetorischen Höhepunkte hatte. Gastredner Ullrich Rülke, Fraktionschef der Liberalen im Landtag von Baden-württemberg, rief in den Beifall der Thüringer Parteifreunde, im Bundestag brauche es neben all den „staatsgläubigen Verteilungsparteien“wieder eine, die auch an die Wirtschaft denke.
Ein in den Auszählungspausen der Listenwahl stattfindender ordentlicher Landesparteitag diskutierte mehrere Anträge. So wurde bekräftigt, dass die FDP für ein letztes, für Eltern kostenfreies Vorschuljahr im Kindergarten eintritt. Es soll verpflichtend für alle Kinder sein, dürfe die Gemeinden aber nicht zusätzlich finanziell belasten. Ein Initiativantrag, der sich gegen den Bau neuer Stromtrassen richten sollte, wurde vertagt.