Nach dem Orly-anschlag ist die Terrorangst in Paris wieder da
Islamistischer Hintergrund vermutet. 39-jähriger Täter erschossen
Paris.
Bei dem Anschlag am Pariser Flughafen Orly halten die französischen Ermittler einen islamistischen Tathintergrund für wahrscheinlich. Das Ziel des Attentäters und Erkenntnisse über dessen Radikalisierung rechtfertigten eine Terrorismus-untersuchung, sagte Staatsanwalt François Molins. Soldaten erschossen am Samstag den 39Jährigen, nachdem dieser versucht hatte, einer Kameradin die Waffe zu entreißen. Dabei rief er Molins zufolge: „Ich bin hier, um für Allah zu sterben.“Zudem habe er angekündigt, dass es Tote geben werde.
Auf Bildern der Überwachungskameras sei zu erkennen, dass der Mann entschlossen gewesen sei, auf Menschen zu schießen. An der Leiche des Attentäters seien ein Koran und 750 Euro gefunden worden. Zudem habe der Mann einen Benzinkanister bei sich gehabt. Im Zuge der Ermittlungen seien der Vater, der Bruder und ein Cousin des Betroffenen festgenommen worden. Der Vater ist mittlerweile aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Der Attentäter war Polizei und Geheimdiensten bekannt, wurde als radikalisierter Muslim geführt, der mehrere Haftstrafen unter anderem wegen Drogenhandels absaß.
Der Flughafen wurde evakuiert, der Betrieb vorübergehend eingestellt. Bereits vor den Angriff in Orly verletzte der Mann nach Angaben von Innenminister Bruno le Roux im Norden von Paris einen Polizisten bei einer Routinekontrolle durch Schüsse aus einer Druckluftpistole. In Vitry-sur-seine am anderen Ende der Stadt habe er in einer Bar mit der Pistole um sich geschossen, jedoch ohne jemanden zu verletzen. Der Mann habe auch ein Auto gekapert.
Die Soldatin gehörte zum Anti-terror-einsatzkommando „Sentinelle“, mit dem die Streitkräfte seit Januar 2015 Flughäfen und andere Einrichtungen schützen. Damals waren bei einem Angriff islamistischer Extremisten auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“zwölf Menschen getötet worden. (rtr)