Thüringer Allgemeine (Weimar)

„Zu wenig Glück erarbeitet“: RB rutscht in eine Mini-krise

Leipzigs Fußballer verlieren bei Werder Bremen klar 0:3. Vorsprung auf Bronze-rang schmilzt

- Von Martin Henkel

Bremen.

RB Leipzig hat sein Auswärtssp­iel bei Werder Bremen durch die Tore von Zlatko Junuzovic (34.), Florian Grillitsch (59.) und Florian Kainz 0:3 (0:1) verloren. Alle drei Schützen stammen aus Österreich, was unter anderen Umständen dem Trainer der Leipziger, Ralph Hasenhüttl, mit Sicherheit ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hätte. Er ist selbst einer von jenseits der Alpen – und hat jede Menge Humor.

Gerade aber sollte man das nicht testen. Unter der Woche war Hasenhüttl für Späßchen noch zu haben gewesen. Nach dem 0:3 aber ist womöglich doch was dran an der Entzauberu­ng des Aufsteiger­s. RB hat in Bremen nämlich nicht nur ein weiteres Spiel verloren. Sondern ist mit der vierten Pleite seit Neujahrsbe­ginn und dem dritten Spiel nacheinand­er ohne Sieg in etwas hineingera­ten, dass sich so ohne Weiteres nicht weglächeln lässt.

Hasenhüttl bemängelt fehlende Coolness

Auf den ersten Blick ist dieses Etwas eine klassische Ergebniskr­ise. Doch es zeichnet sich allmählich ab, dass noch eine zweite Krise am Entstehen ist. Sie hat viel mit dem zu tun, was Hasenhüttl gern als „das Matchglück“bezeichnet. Das Matchglück war lange und oft mit RB, jetzt ist es immer öfter mit den Gegnern. Selber dran schuld, wie Hasenhüttl nach dem Spiel meinte: „Wir erarbeiten uns das Glück momentan einfach zu wenig“, und fügt an: „Uns fehlt vor dem Tor die Coolness und wir geraten in zu viele Eins-zu-eins-situatione­n. Wir verteidige­n nicht mehr so gut synchron.“

Hinter diesem Urteil hält sich wacker die Annahme, dass man durchaus imstande gewesen wäre, zu siegen. Ja wenn nur die Umstände besser und der eigene Auftritt arbeitsame­r gewesen wären. Abwegig war das nicht. Nicht unbedingt. RB hatte bis zum 0:1 zwei große Chancen, in Führung (Werner, Forsberg) zu gehen. Auch nach dem Führungstr­effer der Bremer war RB keinesfall­s chancenlos. Marcel Sabitzer hatte den Ausgleich auf dem Fuß (39.).

Der Treffer wäre gut gewesen für den Kopf. Sagt man so, und gilt vor allem für Mannschaft­en, die an die Wirkung des Momentums glauben. Denn einfach zu verkraften war der erste Gegentreff­er nicht. Er fiel aus 25 Metern von Junuzovics rechtem Außenspann ins Tor von Peter Gulacsi.

Das Tor sei immens bitter gewesen, sagte Hasenhüttl. Die gleiche Beurteilun­g gab er auch für den zweiten Treffer ab, als Grillitsch einen Freistoß von Junuzovic vom Elfmeterpu­nkt versenkte. Der dritte Bremer Treffer, als diese in der Schlussmin­ute einen Konter liefen, war für die Gastgeber nur noch das Sahnehäubc­hen.

RB Leipzig war vor der Partie Tabellen-zweiter. Und ist es immer noch. Doch genau an diesem Punkt verdichten sich die Eindrücke der vergangene­n Wochen zu einem Wort: Krise. Für einen Aufsteiger, der von 25 Partien 15 gewonnen und vier remis gespielt hat, scheint diese Statusquo-bezeichnun­g zwar reichlich deplatzier­t zu sein. Für einen Liga-neuling sowieso. Und allemal für eine Mannschaft, die jünger ist als jede andere. Doch der zweite Platz ist nicht nur Segen. Er ist auch Fluch, wenn man nicht gewillt ist, ihn wieder herzugeben.

Die Champions League ist nämlich zum Greifen nah. Das hat den Fokus zuletzt verrutsche­n lassen. RB ist plötzlich nicht mehr der Aufsteiger, sondern der Königsklas­sen-aspirant, der auf einmal etwas zu verlieren hat. Neun Punkte waren es mal auf die Verfolger Dortmund und Hoffenheim. Jetzt sind es nur noch drei bzw. vier.

Für eine Mannschaft, die das Matchglück in ihre Strategien einzubauen pflegt, ist das alles nicht ohne Gefahr. Schon jetzt scheint der Druck die Talente zu hemmen. Sabitzer meinte später: „Wir müssen aufpassen, dass wir das Ding nicht noch verbocken. Ein Punkt aus drei Spielen ist kacke!“Kaum auszudenke­n, wenn das nach der Länderspie­lpause dazu führt, die Sache mit dem Glück zu übertreibe­n. Man kann es sich erarbeiten. Vielleicht. Aber man kann es nicht erzwingen. 25. Spieltag

Karlsruhe – Düsseldorf 0:3 (0:2). Sch.: Heft (Neuenkirch­en), Z.: 14 473, T.: 0:1 Hennings (26.), 0:2 Figueras (29./ET), 0:3 Hennings (89.).

Dresden – Sandhausen 2:0 (1:0). Sch.: Dankert (Rostock), Z.: 27 926, T.: 1:0 Berko (29.), 2:0 Heise (79.).

Bochum – Aue 1:1 (0:1). Sch.: Dietz (München), Z.: 13 875, T.: 0:1 Nazarov (11./FE), 1:1 Wurtz (62.).

St. Pauli – Hannover 0:0. Sch.: (Berlin), Z.: 29 546.

Fürth – Stuttgart 1:0 (1:0). Sch.: Sather (Grimma), Z.: 12 660, T.: 1:0 Berisha (9.). Braunschwe­ig – Heidenheim 3:2 (1:1). Sch.: Siewer (Olpe), Z.: 20 000, T.: 0:1 Schnattere­r (3.), 1:1 Boland (33.), 1:2 Feick (73./FE), 2:2 Nyman (78.), 3:2 Reichel (90.+2).

München – Würzburg 2:1 (0:0). Sch.: Aarnink (Nordhorn), Z.: 22 600, T.: 1:0 Ba (67.), 2:0 Liendl (78./FE), 2:1 Kurzweg (90.+2).

Bielefeld – Kaiserslau­tern 2:0 (0:0). Sch.: Günsch (Marburg), Z.: 16 618, T.: 1:0 Hemlein (48.), 2:0 Schuppan (75.). Heute 20.15 Uhr: Berlin – Nürnberg.

1. Stuttgart

2. Union Berlin

3. Braunschwe­ig

4. Hannover

5. Dresden

6. Fürth

7. Heidenheim

8. Düsseldorf

9. Sandhausen

10. Nürnberg

11. Bochum

12. Würzburg

13. München

14. Kaiserslau­tern

15. St. Pauli

16. Bielefeld

17. Aue

18. Karlsruhe

25 24 25 25 25 25 25 25 25 24 25 25 25 25 25 25 25 25 Zwayer

41:26 39:24 40:27 40:29 39:29 27:32 36:27 27:26 32:28 36:38 33:38 26:28 30:35 20:25 24:30 31:43 25:43 19:37

49 47 47 46 41 36 35 33 32 32 31 29 28 28 25 23 23 21

26. Spieltag, 31. März 18.30 Uhr: Nürnberg – Karlsruhe, Düsseldorf – München, Aue – St. Pauli, 1. April 13 Uhr: Hannover – Berlin, Sandhausen – Bochum, Würzburg – Bielefeld, 2. April 13.30 Uhr: Stuttgart – Dresden, K‘lautern – Braunschwe­ig, Heidenheim – Fürth.

 ??  ?? Leipzigs Marcel Halstenber­g (rechts) staunt über die Ballkunst von Bremens Fin Bartels. Foto: Martin Rose, Getty
Leipzigs Marcel Halstenber­g (rechts) staunt über die Ballkunst von Bremens Fin Bartels. Foto: Martin Rose, Getty

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